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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ihn ist. Wie schnell kannst du sie verlegen? «
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich sie verlege.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber wahrscheinlich wäre es das beste für sie. Ich nehme an, es klappt heute nachmittag.«
    »Der Krankenpfleger, den ich für sie engagiert habe, geht mit.«
    Nicholas dachte kurz nach. Nein, Phil mußte noch etwas anderes für ihn tun. »Er wird ihr morgen nach Woodsdale folgen.«
    »Er ist einer von deinen Leuten? Dafür wirkt er viel zu jung.«
    Nicholas antwortete nicht direkt. »Er hat die besten Voraussetzungen und hervorragende Referenzen.«
    »Hoffentlich sind sie auch echt.«
    Nicholas grinste. »Die meisten ja. Deine Schwestern schienen ihn zu mögen. Wart's nur ab, es wird nicht lange dauern, dann magst du ihn auch.«
    »Tja, auf jeden Fall ist er besser als dieser Junot, den du für Woodsdale angeheuert hast. Der Kerl sieht wie ein
    Renaissancemörder aus. Wenn meine Patienten aus der Narkose erwachen, muß ich immer verhindern, daß er in ihre Nähe kommt. Sein Anblick wäre ein zu großer Schock für sie.« Er runzelte die Stirn. »Und er will einfach nicht, daß ich ihn ein bißchen verschönere.«
    »Armer Joel. Wie frustrierend für dich. Aber Junot ist kein Narr.
    Manchmal kann es durchaus von Vorteil sein, wenn man so aussieht, wie man auch ist.«
    Joel sah seinen Freund reglos an. »Trifft das auf ihn denn zu? «
    »Was für einen Unterschied macht es schon, wenn es so ist? Er erledigt seine Arbeit und hat dir noch nie Schwierigkeiten gemacht. Hat es jemals irgendwelche Probleme gegeben, wenn er in der Nähe war? «
    »Wohl kaum. Aber die Vorstellung, Kriminelle in meiner Klinik zu beherbergen, gefällt mir nicht.«
    »Er ist kein Krimineller.« Nicholas lächelte. »Zumindest nicht mehr. Phil ist doch bestimmt mehr nach deinem Geschmack.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und ging in Richtung des Schwesternzimmers, wo Phil gerade mit der Oberschwester plauderte.
    Derselbe Raum, ein anderes Gesicht.
    Jill.
    Jill war nicht da. Eilig klappte Nell die Augen wieder zu. Kehr zurück in die Dunkelheit.
    »Ich bin Dr. Joel Lieber. Ich weiß, daß Sie einen schweren Schock erlitten haben, aber ich muß mit Ihnen sprechen«, sagte er sanft. »Ich muß Sie möglichst bald operieren, denn nur so erzielen wir die besten Ergebnisse, aber dazu ist Ihr Einverständnis erforderlich.«
    Warum ging er nicht einfach fort? Er hielt die Dunkelheit von ihr fern.
    »Sie wollen nicht reden? Also gut, dann hören Sie mir einfach zu. Ihr Gesicht ist übel zugerichtet. Ich könnte versuchen, seine ursprüngliche Gestalt wiederherzustellen, aber dann wäre es immer noch nicht das Gesicht, das Ihnen bisher jeden Morgen im Spiegel begegnet ist. Oder ich gebe Ihnen ein neues, höchstwahrscheinlich attraktiveres Gesicht. Da die Knochen beschädigt sind, wäre dazu nur eine einzige Operation erforderlich. Ich würde durch den Mund gehen, das Skalpell hochschieben und die...« Er unterbrach sich. »Ich erspare Ihnen die Einzelheiten. Ich nehme an, daß sie im Augenblick nicht von Interesse für Sie sind.« Er nahm ihre Hände. »Aber ich bin gut, sehr gut. Vertrauen Sie mir.«
    Sie antwortete nicht.
    »Haben Sie vielleicht irgendwelche Vorlieben? Gibt es irgendjemanden, dem Sie ähnlich sehen möchten? Ich kann nichts versprechen, aber vielleicht kriege ich ja eine flüchtige Ähnlichkeit hin.«
    Er sprach und sprach. Warum ließ er nicht zu, daß sie einfach wieder in der Dunkelheit versank?
    »Nell, machen Sie die Augen auf, und hören Sie mir zu. Es ist wichtig.«
    Nein, das war es nicht. Alles, was ihr jemals wichtig gewesen war, war fort. Aber sein Ton war so zwingend, daß sie die Augen öffnete und ihn anstarrte. Er hatte ein nettes Gesicht.
    Kantig und stark mit grauen Augen, die kalt wirken müßten, aber denen stattdessen Intelligenz und Mitgefühl anzusehen war.
    »So ist's besser.« Sein Griff um ihre Hände verstärkte sich.
    »Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe? «
    »Ja.«
    »Was soll ich also tun? «
    »Es ist mir egal. Was immer Sie wollen.«
    »Sie wollen, daß ich tue, was in meinen Augen das Beste ist?
    Was, wenn es Ihnen nicht gefällt? Helfen Sie mir.«
    »Es ist egal«, flüsterte sie. Warum verstand er das denn nicht?
    »Es ist nicht egal.« Er schüttelte müde den Kopf. »Im Augenblick vielleicht, aber ich hoffe zu Gott, daß es Ihnen später nicht mehr egal sein wird.« Er stand auf. »Ich verlege Sie heute nachmittag in meine Klinik. Und übermorgen operiere

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