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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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so vor sich geht. Aber offenbar geht es Ihnen recht gut.«
    »Sehr gut«, sagte sie geistesabwesend. »Aber warum hatten Sie ihn überhaupt in Verdacht? «
    »Weil er Nicholas Tanek ist, weil er auf Medas war, ohne daß er dort etwas zu suchen gehabt hätte, und weil er Sie einfach hierher verfrachtet hat, damit ich nicht mit Ihnen sprechen kann.«
    »Ich wusste nicht, daß Sie mit mir sprechen wollten.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Was wissen Sie über Philippe Gardeaux?«
    »Dasselbe wollte ich Sie fragen.«
    »Nichts. Außer daß Tanek gesagt hat, der Überfall auf Medas und die Ermordung meiner Tochter und meines Mannes wären auf seinen Befehl hin erfolgt.«
    Kablers Gesicht wurde weich. »Sie müssen denken, ich bin ein  furchtbar harter Mann. Es tut mir leid, Mrs. Calder. Ich weiß, wie es Ihnen gehen muß. Ich habe selbst drei Kinder.«
    Er wusste nicht, wie es ihr ging. Seine Kinder lebten noch.
    »Aber Sie stimmen mir zu, wenn ich denke, daß der Überfall auf das Haus auf Medas nicht das Werk irgendwelcher Terroristen war? «
    Er zögerte. »Möglicherweise hat Gardeaux mit der Sache zu tun.«
    »Aber warum sollte er es auf mich abgesehen haben? Ich habe den Mann noch nie in meinem Leben gesehen.«
    »Sie haben recht, man erkennt keinen Sinn darin. Und wir finden einfach keine Verbindung zwischen Ihnen beiden. Wir sind der Ansicht, daß Sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind. Wir gehen davon aus, daß der Anschlag gegen Kavinski gerichtet war. Irgendwann hat sich Gardeaux offenbar von ihm auf den Schlips getreten gefühlt. Sie haben ein paar der schönsten Räume des Palastes bewohnt. Vielleicht dachte Gardeaux' Mann, es wäre Kavinskis Suite.«
    »Aber Kavinski war unten.«
    »Wahrscheinlich wollte Gardeaux einfach doppelt sicher gehen.« Und mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Ich fürchte, Sie waren einfach im Weg.«
    »Ist dieser Gardeaux der Mann, der die Burg in Bellevigne besitzt? «
    Er nickte.
    »Warum unternehmen Sie dann nichts gegen ihn? Wenn Sie wissen, was er treibt, warum halten Sie ihn dann nicht auf? «
    »Das versuchen wir ja, Mrs. Calder. Aber es ist nicht leicht.«
    »Niemand scheint auch nur zu wissen, was er für Geschäfte macht.« Und zornig fügte sie hinzu: »Tanek hat gesagt, selbst wenn der Mörder vor Gericht gestellt würde, verließe er den Saal nach der Verhandlung als freier Mann. Ist das wahr? «
    Kabler zögerte. »Ich hoffe nicht.«
    Es war wahr, dachte Nell. Unschuldige Menschen konnten ermordet werden, und die Monster, die sie ermordeten, liefen frei herum, als wäre nichts geschehen.
    »Ich werde den Kampf gegen ihn niemals aufgeben. Vielleicht ist Ihnen das ja ein schwacher Trost«, fuhr Kabler fort. »Ich kämpfe seit vierundzwanzig Jahren gegen dieses Gesindel an, und wenn es sein muß, kämpfe ich weitere fünfzig Jahre gegen sie.«
    Kabler war eindeutig ein anständiger, entschlossener Verfechter der Gerechtigkeit, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß er diesen Kampf verlor. »Das ist mir kein Trost. Meine Tochter ist tot.«
    »Und Tanek hat Ihnen versprochen, daß Gardeaux dafür bezahlen wird? «
    Sie antwortete nicht.
    »Lassen Sie sich nicht von ihm benutzen. Er würde alles tun, damit er Gardeaux erwischt.«
    Sie lächelte humorlos, als sie sich daran erinnerte, wie sie Tanek angefleht hatte, genau das zu tun. »Er hat nicht die Absicht, mich in die Sache hineinzuziehen.«
    Kabler schüttelte den Kopf. »Den Teufel hat er nicht. Tanek würde jeden Dämonen der Hölle benutzen, Hauptsache, er bekäme Gardeaux.«
    Er reichte ihr eine Karte. »Ich habe gesagt, was zu sagen war.
    Falls Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich an.«
    »Danke.« Sie sah ihm nach, wie er den Raum verließ.
    In der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. »Oh, jetzt verstehe ich auch, wie ihm die Fälschung Ihrer Unterlagen im St. Joseph's Krankenhaus gelungen ist. Phil Johnson ist talentiert genug, um in ein Schweizer
    Nummernkonto einzubrechen, wenn er genug Zeit dazu hat.
    Aber fragen Sie Tanek doch einmal, wie er es angestellt hat, daß es in Birnbaums Bestattungsinstitut tatsächlich Dokumente über Ihre Einäscherung gibt.«
    »Ich muss mit Ihnen reden, Joel«, sagte Nell am Telefon.
    »Sofort.«
    »Fühlen Sie sich nicht gut? Wahrscheinlich haben Sie zuviel trainiert. Ich habe Tania ja gesagt, sie sollten...«
    »Ich fühle mich wunderbar. Aber ich muß Sie sehen.« Mit diesen Worten hängte sie den Hörer ein.
    Eine Stunde

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