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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Was denken Sie? «
    »Dass Sie das sehr gut machen. Kennen Sie sich mit Pferden  aus? «
    Er lächelte. »Ich lerne stets dazu. Bevor ich hierher kam, hatte ich außer den Pferden der britischen Großkopferten im Poloclub noch nie ein Pferd aus der Nähe gesehen.«
    »Sie waren Mitglied eines Poloclubs? «
    »Wohl kaum. Als Junge habe ich dort in der Küche als Tellerwäscher Geld verdient.«
    »Ich kann Sie mir nicht als Tellerwäscher vorstellen.«
    »Nein? Mir kam das bereits wie ein Aufstieg vor. Der Job, den ich vorher hatte, bestand darin, die Fußböden in dem Bordell zu schrubben, in dem meine Mutter gearbeitet hat.«
    »Oh.«
    Er blickte über seine Schulter. »Was für ein höflicher, dezenter Kommentar. Habe ich Sie vielleicht in Verlegenheit gebracht? «
    »Nein, aber ich...« Zu ihrer Verärgerung bemerkte sie, dass sie stotterte. »Es geht mich nichts an. Ich wollte nicht aufdringlich sein.«
    »Das waren Sie auch nicht. Ich habe meine Mutter kaum gekannt. Ich habe den anderen Huren näher gestanden als ihr.
    Sie war ein amerikanischer Hippie, der auf der Suche nach der Erleuchtung nach China gekommen war. Unglücklicherweise sah sie nur, wenn sie high war, überhaupt irgendein Licht. Also war sie ständig high. Sie starb an einer Überdosis, als ich sechs Jahre alt war.«
    »Und wie alt waren Sie, als Sie das Bordell verließen? «
    Er dachte nach. »Ich glaube, als ich im Poloclub anfing, war ich acht. Und rausgeschmissen haben sie mich mit zwölf.«
    »Warum? «
    »Der Koch hatte behauptet, ich hätte drei Dosen Kaviar gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft.«
    »Und, hatten Sie? «
    »Nein, er hatte es selbst getan, aber ich war der perfekte Sündenbock für ihn. Es war ziemlich clever von ihm, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.« Sein Ton verriet kühle Objektivität. »Ich war der Schwächste von allen. Ich hatte niemanden, der mich beschützt hätte, und mich selbst beschützen konnte ich ebenfalls nicht.«
    »Sie scheinen nicht böse darüber zu sein.«
    »Es ist vorbei. Und es war eine wertvolle Lektion für mich. Ich war nie wieder so schwach, und ich habe gelernt, meinen Besitz zu verteidigen.«
    »Was passierte dann? Hatten Sie irgendeinen Ort, an den Sie gehen konnten? «
    »Die Straße.« Er legte die Bürste beiseite und strich dem Tier sanft über das Maul. »Das, was ich dort gelernt habe, war noch wertvoller für mich, aber das interessiert Sie sicher nicht.« Er verließ die Box und schloss den unteren Teil der Tür. »Oder vielleicht doch. Nicht selten ging es dabei um Tod und Verderben und schmutzige Tricks.«
    Sie konnte sich noch nicht einmal vorstellen, wie das Leben auf der Straße war, zumal für das Kind, das er damals noch gewesen war.
    Er sah sie an und schüttelte den Kopf. »Jetzt sehen Sie mich genauso wie Peter an. Weich wie Butter.«
    »Es ist keine Weichheit, wenn man die Misshandlung von Kindern hasst. Sie hassen sie ja selbst.«
    »Aber ich kann daran denken, ohne vor Mitleid zu schmelzen.«
    »Ich schmelze nicht.«
    »Aber fast. Hören Sie, nicht alle Kinder sind wie Jill. Ich war ein harter, unabhängiger, zäher kleiner Bastard mit hässlichen Klauen.« Er begegnete ihrem Blick. »Sie denken, Sie hätten sich verändert, aber Sie sind immer noch zu weich. Weich bedeutet verformbar, und verformbar bedeutet tot.«
    »Dann werde ich es überwinden.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Michaela wird bestimmt böse, wenn ihr Essen kalt wird.«
    »Das wollen wir doch nicht.« Er ging ebenfalls los. »Wie kommen Sie mit ihr zurecht? «
    »Ganz gut. Ich darf sie sogar zeichnen«, sie verzog das Gesicht,
    »solange ich sie nicht bei ihrer Arbeit behindere.«
    »Was für ein Gefühl ist es? «
    »Ein gutes.« Sie sah ihn an. »Aber es dient mir nicht als gemütliche, kleine Nische, in der ich mich verkriechen und alles vergessen kann.«
    »Vielleicht hilft's. Immerhin ist es ein Teil des Gesamtmosaiks.«
    »Ich habe heute drei Stunden lang Skizzen gemacht. Das bedeutet, dass Sie mir etwas schuldig sind.«
    Er hielt ihr die Haustür auf und setzte ein spöttisches Lächeln auf. »Das ist also alles, worum es Ihnen geht.«
    Sie schüttelte den Kopf. Er wies eine seltsame Mischung aus Kälte und Härte und gleichzeitigem Verantwortungsbewusstsein und Gerechtigkeitsstreben auf. Was bei einem Mann mit seinem Hintergrund um so bemerkenswerter war.
    Aber schließlich war Tanek ein bemerkenswerter Mann.
    Sie sehen ihn an.
    Michaelas Worte kamen ihr in den Sinn, und wieder

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