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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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seine Leiche geborgen hatten.
    «Sie haben meinem Mitarbeiter gegenüber von einem Sarg gesprochen. Woher wussten Sie, dass es sich um einen Sarg handelt?»
    «Anfangs war er so weit weg, dass ich erst einmal gar nicht wusste, worum es sich handelt.»
    Kat stellte sich neben ihn ans Geländer und sah zwei Enten auf dem Wasser wippen, ungefähr dort, wo sie den Sarg gefunden hatte. Sie konnte erkennen, dass es Enten waren, aber keine Einzelheiten ausmachen.
    «Erzählen Sie weiter.»
    «Zuerst dachte ich, es wäre ein Baumstamm oder ein Kahn», fuhr Caleb fort. «Also habe ich mein Fernglas geholt, um mich zu vergewissern. Da habe ich’s dann genau gesehen. Es konnte nichts anderes sein als ein Sarg.»
    «Können Sie sich erinnern, ob irgendein Boot auf dem See war, als Sie ihn gesehen haben?»
    Caleb musste nicht lange nachdenken. «Nein. Ihres war das einzige, das an diesem Abend draußen gewesen ist.»
    «Ist Ihnen irgendetwas Verdächtiges aufgefallen? Eine fremde Person? Ein Fahrzeug, das nicht hierhergehört?»
    «Ein Auto», antwortete er. «Ich habe es nicht gesehen, aber gehört. Es fuhr unten am Haus vorbei.»
    «Ist das ungewöhnlich?», fragte Nick.
    «Ich wohne hier ganz am Ende der Squall Lane. Wenn Sie weiterfahren, sind Sie im Wald. Da ist sonst nichts.»
    «Wann haben Sie das Auto gehört?», fragte Kat.
    «Kurz nach halb sieben», antwortete Caleb. «Und ich habe es nur dieses eine Mal gehört. Wahrscheinlich war ich gerade im Souterrain und habe gearbeitet, als es wieder zurückgefahren ist.»
    «Ich dachte, Sie machen hier Urlaub.»
    «Mit Arbeit meine ich mein Hobby», entgegnete Caleb und zeigte auf die Glasaugen, die er immer noch in der Hand hielt.
    Kat und Nick folgten ihm zurück ins Wohnzimmer und über eine Treppe ins Souterrain. Als sie den unteren Absatz erreichte, blieb Kat wie angewurzelt stehen.
    Was sie sah, schien der schlimmste Albtraum eines Tieres zu sein. Überall waren Kadaver, ausgestopft und in allen möglichen Posen. Hirschköpfe mit mächtigen Geweihen, ein Waschbär, montiert auf einem Stück Holz, ein im Flug erstarrter Wasservogel.
    Frei von totem Getier war lediglich die Werkbank. Caleb trat darauf zu und sagte: «Hier arbeite ich.»
    Nick, der seine Verwunderung sehr viel besser überspielte als Kat, durchquerte den Raum und betrachtete einen Elchkopf, der an der Wand hing. «Präparieren Sie die etwa alle selbst?»
    «Ja.» Caleb ließ die Augen in eine Schublade fallen, die voller Glasaugen war. «Ein seltsames Hobby, ich weiß, aber es entspannt mich.»
    «Beeindruckend», sagte Nick. «Wie macht man so was?»
    «Vom Grundkörper wird eine Negativform gegossen, die ich dann mit Polyurethan ausschäume.»
    Mr.Fisher zeigte auf ein lachsfarbenes Gebilde in der Form eines Hirschkopfes.
    «Darüber wird dann in einem weiteren Arbeitsschritt die Haut gezogen.»
    «Und ich dachte immer, Präparatoren verwenden Sägemehl.»
    Kat wusste natürlich, worauf Nick abzielte, hielt sich aber zurück. Im Zusammenhang mit den Morden an George und Troy waren zwei ausgestopfte Tiere aufgefunden worden, für die es bislang keine Erklärung gab. Nun stand sie unverhofft im Labor eines Hobby-Präparators. Caleb Fisher würde einiges zu erklären haben.
    «Früher, ja», erwiderte er. «Präparatoren haben so ziemlich alles verwendet. Stroh. Lumpen. Und eben auch Sägemehl. Aber heute machen das nur noch Puristen so.»
    «Warum werden Tiere überhaupt ausgestopft?», fragte Kat.
    «Dafür gibt’s verschiedene Gründe.»
    «Zum Beispiel?»
    «Die meisten Kollegen verstehen sich als Künstler. Sie schaffen möglichst naturnahe Tierkopien und sind stolz darauf.»
    Kat betrachtete den Waschbär, der wie eine Tischlampe am Rand der Werkbank stand. Er hatte eine Tatze angehoben, als wollte er auf eine Stufe steigen. Das Tier wirkte so lebensecht, dass sich Kat nicht gewundert hätte, wenn es plötzlich davongesprungen wäre.
    «Sie auch?»
    «Teils, teils», antwortete Caleb. «Mein zweites Hobby ist die Jagd, und es gefällt mir, meine Beute zu präparieren, sie zu konservieren.»
    Kat lief es kalt den Rücken herunter. Auch George Winnick und Troy Gunzelman waren konserviert worden. Meister Tod verfuhr mit seinen Opfern wie Caleb Fisher mit seiner Jagdbeute.
    Sie kehrten nach oben zurück, und Kat bedankte sich bei Caleb für seine Auskünfte. Ihr Kollege wollte anscheinend noch ein wenig mit den Hunden spielen, doch sie hatte es eilig, nach draußen zu kommen.
    Als sie wieder im Auto

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