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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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ein paar kleinere Wind- und Wasserschäden haben wir hier nichts zu befürchten.»
    Pearl verzog das Gesicht. «Da bin ich aber beruhigt.»
    Der Mann kicherte. «Und was sagen Sie zur Wetterlage, Lieutenant?»
    Nick nahm seine Einkaufstüten, drehte sich um und blickte in das Gesicht von Caleb Fisher. Er hatte sich kein bisschen verändert.
    «Erstaunlich, dass Sie sich an mich erinnern», sagte Nick.
    «Ich erinnere mich gut. Es kommt nicht alle Tage vor, dass jemand von der Landespolizei vor meiner Tür steht.»
    Pearl spitzte die Ohren und tippte Calebs einzigen Einkaufsartikel in die Registrierkasse ein: eine Rolle Klebeband.
    «Ist Ihr Dach undicht?», fragte Nick.
    «Ich mache mein Haus winterfest und fahre am Montag zurück nach Philadelphia.»
    Caleb bezahlte, wünschte der Kassiererin einen guten Abend und folgte Nick nach draußen. Geschützt von der Markise, blickten beide in den sintflutartigen Regen, der sich über den Parkplatz ergoss. Der Einkaufswagen hatte seinen Tanz beendet und lag umgekippt vor einem Strommast neben der Auffahrt.
    «Trocken werde ich meinen Wagen wohl nicht erreichen», sagte Nick.
    Caleb spannte seinen Regenschirm auf. «Da passen wir beide drunter.»
    Seite an Seite eilten sie auf ihre Fahrzeuge zu, die glücklicherweise nebeneinander standen. Nick warf seine Tüten in den Kofferraum und streckte die Hand aus.
    «Danke», sagte er.
    Ein Blitz zuckte senkrecht aus den Wolken herab und schlug mit ohrenbetäubendem Knall funkensprühend in den Transformatorenkasten auf halber Höhe des Strommasts ein.
    Schnell wendete sich Nick ab, um die Augen zu schützen, denn der Kasten explodierte in einer Kaskade grellweißen Lichts, die sich über den regennassen Asphalt ergoss. Nick hatte seinen Blick zufällig auf Calebs Pick-up gerichtet, dessen Innenraum hell erstrahlte.
    Und dort lagen auf dem Beifahrersitz ein Paar Handschuhe, ein weißes Taschentuch und ein Seil, das lang genug war, um jemanden damit zu fesseln.
     
    Henry hielt den Hörer fest ans Ohr gepresst und lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. Weil sein Büro direkt unter der Dachtraufe lag, konnten selbst leichte Regenfälle unangenehm laut werden. Was jetzt auf das Dach niederprasselte, machte so viel Lärm, dass sich Henry wie im Inneren einer Trommel fühlte.
    «Tut mir leid», sagte er. «Ich kann dich kaum verstehen.»
    Deana setzte erneut an und brüllte ins Telefon: «Ich habe gefragt, wohin du mich morgen Abend ausführst.»
    Normalerweise rief sie Henry nicht in seinem Büro an. Sie respektierte, dass er bei seiner Arbeit nicht gestört werden wollte. Wenn sie miteinander telefonierten, hatten sie meist Geschäftliches zu besprechen. Doch bei besonderen Anlässen ließ Henry gern auch Ausnahmen zu.
    «Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Wir könnten ja in
Perry Hollow’s Diner
gehen.»
    «Perfekt», erwiderte Deana mit spöttischem Unterton. «Genau das habe ich mir gewünscht, meinen Geburtstag mit dir im Schnellrestaurant zu feiern.»
    Tatsächlich hatte Henry einen Tisch für zwei Personen in der
Maison D’Avignon
reservieren lassen, dem französischen Restaurant, das die Wiedergeburt von Perry Hollow eingeleitet hatte. Nach dem Essen wollte er sie auf den Balkon des Restaurants hinausführen, um von dort aus den Halloween-Umzug mitzuerleben. Dieser Abend würde ihr gefallen. Er wollte sie überraschen.
    Deana ließ nicht locker. «Im Ernst. Wohin gehen wir?»
    «Du musst dich schon bis morgen gedulden.»
    «Sechs Uhr, richtig?»
    «Auf die Minute. Falls es jemals aufhört zu regnen.»
    «Wenn nicht, gehen wir trotzdem», entgegnete Deana. «Und wenn wir eine Arche brauchen. Ich lasse mir meinen Geburtstag nicht vermiesen.»
    Um das Gespräch abzukürzen, sagte er: «Dann werde ich gleich mal die gelben Seiten aufschlagen und nachschauen, wer solche Boote vermietet.» Tatsächlich hatte er vor, zum Blumenladen
Awesome Blossoms
zu gehen und einen hübschen Strauß zu bestellen. Auch damit wollte er Deana überraschen. Er hatte kleine Überraschungen durch sie schätzen gelernt. Und eigentlich war sie ja selbst so eine Überraschung.
    Trotz ihrer leidenschaftlichen Nacht waren sie sich einig, dass sie bis auf weiteres getrennte Wohnungen behalten wollten. Jedenfalls bestand Henry darauf, und Deana ließ ihn gewähren. Er dachte noch oft an Gia, allerdings nicht mehr so häufig wie früher, und auch die Albträume waren seltener geworden, was er als Fortschritt verbuchte.
    Die einzige Person, die

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