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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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förmlich auseinander, während Kat den Namen ihres Sohnes über die Main Street schrie.
    «James!»
    Hinter der Kapelle staute sich der Gespensterzug – Dutzende von winkenden und hüpfenden Kindern unter weißen Laken.
    Unter ihnen befand sich auch James. Jedenfalls sollte er.
    Kat betete, er möge Teil dieser Gruppe sein, sicher versteckt und in seiner Verkleidung ununterscheidbar von den anderen.
    Sie rannte auf die Kinder zu und schrie wie eine Besessene seinen Namen.
    «James! Wo bist du?»
    Sie blieb stehen, in der Hoffnung, eine Antwort zu hören. Aber James meldete sich nicht. Sie eilte weiter und riss dem ersten Kind, das sie erreichte, das Laken vom Kopf, doch der verschreckte Junge darunter war nicht ihr Sohn.
    «Kennst du James Campbell?», fragte sie ihn. «Hast du ihn gesehen?»
    Der Junge kam nicht dazu zu antworten, denn schon hatte sie dem nächsten Gespenst das Laken vom Kopf gezerrt. Und so suchte sie weiter, lüftete ein Kostüm nach dem anderen und ließ die Kinder verdutzt zurück, von denen keines ihr Sohn war.
    Kat taumelte durch die Gruppe, vor Schreck wie gelähmt, ohne Kraft in Armen und Beinen. Von Weinkrämpfen geschüttelt, rang sie nach Luft.
    «James!», schrie sie. «Antworte mir, kleiner Bär!»
    Viele Kinder nahmen vor ihr Reißaus. Kat versuchte, sie zu erwischen, manchmal gelang es, andere entkamen ihr. Ein Kind, das zu entkommen versuchte, stürzte zu Boden und entpuppte sich als Jeremy, die Brille schief auf der Nase.
    Kat ging vor ihm in die Hocke. «Hast du James gesehen?»
    Verängstigt schüttelte Jeremy den Kopf. Kat schlug einen beruhigenden Ton an.
    «Herzchen, weißt du, ob er mit euch losgezogen ist?»
    Wieder schüttelte der Junge den Kopf und murmelte: «Keine Ahnung.»
    «Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?»
    «Als wir unsere Kostüme angezogen haben.»
    Ein Festwagen rollte vorbei, ein Tieflader, dekoriert als Friedhof mit Grabsteinen aus Styropor, dazwischen Zombies, die Süßigkeiten in die Menge warfen.
    Kat packte Jeremy bei den Schultern und schüttelte ihn in ihrer Verzweiflung. «Wo war das?»
    «Da unten, am Ende der Straße», stammelte er.
    «Hast du ihn danach noch einmal gesehen?»
    Wieder ein zaghaftes Kopfschütteln. «Ich weiß nicht.»
    Kat ließ von ihm ab und richtete sich auf. Sie drehte sich im Kreis und sah sich um, auf der Suche nach Hilfe.
    «Hat jemand meinen Sohn gesehen?», rief sie. «Bitte, sagen Sie es mir, wenn Sie ihn gesehen haben.»
    Sie wandte sich den Zuschauern auf der anderen Straßenseite zu. Der Festwagen kroch langsam voran und verstellte ihr die Sicht. Die Zombies hatten aufgehört zu tanzen und warfen auch keine Süßigkeiten mehr. Perplex starrten sie auf Kat herab. Die Grabsteine wackelten, von den Bewegungen des Aufliegers erschüttert. Zwischen ihnen ragte ein knorriger, aus Pappmaché modellierter Baum empor.
    Sie sah einen Sarg.
    Die grob zusammengezimmerte Kiste ruhte am hinteren Ende des Aufliegers auf einem Bett aus künstlichem Gras.
    Kat hatte diese Art von Sarg schon gesehen. Zweimal.
    Sie rannte auf den Festwagen zu.
    «Helft mir nach oben!», rief sie. «Ich muss da rauf.»
    Zwei Zombies bückten sich, reichten ihr die Hand und zogen sie hinauf. Auf schwankendem Untergrund stolperte sie auf die Kiste zu, stürzte und schlug mit beiden Händen auf dem Deckel auf. Sie gab keinen Laut von sich, als sie sich einen Splitter in den Finger jagte, war zu benommen, Schmerzen zu empfinden, oder zu schwach, sie zum Ausdruck zu bringen.
    Langsam tastete sie die Ränder des Deckels ab, der an allen vier Ecken und an den Seiten mit jeweils zwei Stiften vernagelt war. Genau wie die beiden anderen Särge. Kat hatte gelernt, an welchen Stellen anzusetzen war, um den Deckel aufzuhebeln, spürte aber im Innern einen Widerstand, der sich weniger leicht überwinden ließ.
    Doch sie musste dagegen angehen, denn vielleicht lag James in dieser Kiste, womöglich tot. Die beiden anderen Male hatte sie keine Angst gehabt, den Deckel zu öffnen. Doch jetzt drohte ihr das Schrecklichste überhaupt, der Anblick ihres einzigen Sohnes, der Quelle ihres Glücks. Kat war gelähmt vor Entsetzen.
    Sie dachte an Lisa Gunzelmans Worte nach dem Tod ihres Sohnes. Lisa hatte von dem Gefühl gesprochen, dem auch Kat nun ausgeliefert war. Noch war sie Mutter und James, soweit sie wusste, am Leben. Aber wenn sie jetzt den Sarg öffnete und ihren Jungen tot darin liegen sähe, würde auch ihre Welt zusammenbrechen.
    Um sie herum war es

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