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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Ferrari, sondern bei Ihnen, liebe Frau Kupfer!»
    «Bei mir?»
    Nadine liess sich mit offenem Mund auf den Stuhl fallen.
    «Aber sicher bei Ihnen! Emma rief mich an. Sie erzählte mir, wie einfühlsam Sie zu ihr gewesen sind. Sie schwärmte in den höchsten Tönen. Sie seien ihr in den schweren Stunden eine grosse Hilfe gewesen. Nun denn, ich will Sie nicht länger von Ihrer Arbeit abhalten. Machen Sie weiter so, liebe Frau Kupfer!»
    Dieser Fall hatte es in sich. Die Welt stand Kopf und Nadine wusste nicht, ob ihr das gefallen sollte. Wie auch immer, für heute war Schluss.
    Ferrari sass im Dreier in Richtung Birsfelden. Meine Welt ist schon ziemlich klein. Basel, Birsfelden und zurück, ab und zu Ferien im Tessin. Ein Gewohnheitsmensch erster Klasse, alles andere als ein Weltmann. Nicht so, wie mein Schulfreund Yvo Liechti, Stararchitekt, Kosmopolit, Sonnyboy und Lover von Nadine, aber das ist nur eine Vermutung. Soweit bin ich noch nicht mit meinen Recherchen. Es geht mich zwar nichts an, doch interessieren würde es mich brennend, ob zwischen den beiden etwas läuft. Ahnt Noldi etwas? Na ja, zwischen ihm und Nadine herrscht im Moment ziemliche Funkstille. Mit einem gewaltigen Ruck kam das Tram zum Stehen. Ferrari wurde nach vorne geschleudert und konnte sich im letzten Augenblick am Sitz festklammern. Ui, das war knapp! Eine Frau mit einem Kinderwagen rannte wild gestikulierend über den Fussgängerstreifen. Wenig später fuhr der Dreier in die Schlaufe der Endstation. Ferrari stieg aus und spazierte durch den Wald nach Hause, er atmete tief ein und aus. Das tat gut. Eine kleine schwarze Katze folgte ihm im Abstand von etwa fünf Metern. Jedes Mal, wenn sich der Kommissär umdrehte, blieb sie stehen, putzte sich ein Bein oder leckte sich über den Bauch, ohne Ferrari aus den Augen zu lassen. Komm, Miez, Miez, komm zu mir! Ferrari schnalzte mit der Zunge. Die schwarze Katze beäugte ihn misstrauisch und irgendwie mitleidig. Glaubst du wirklich, dass ich auf deine plumpen Annäherungsversuche reinfalle?, schien sie zu fragen. Ferrari schmunzelte. Er liebte diese Unnahbarkeit von Katzen, ihre Selbstständigkeit und auch ihre Eigenheiten. Sie wissen ganz genau, was sie wollen, und nicht selten wählen sie ihre Besitzer selber aus.
    Monika schien nicht besonders gut gelaunt zu sein. Sie begrüsste ihn ziemlich mürrisch.
    «Habe ich etwas verbrochen?»
    «Nein!»
    Nikki deutete ihm vom Treppenabsatz an, dass er zu ihr hochkommen solle.
    «Was ist mit deiner Mutter los?»
    «Sie war mit Boris bei diesem Occasionhändler. Mehr weiss ich auch nicht.»
    «Oje! Das kann ja ein gemütlicher Abend werden.»
    Das Essen blieb Ferrari beinahe im Hals stecken. Die sonst immer heitere Monika sass wortkarg am Tisch, schöpfte, ass eine Kleinigkeit und räumte dann ab. Ferrari half ihr.
    «Wie oft muss ich dir noch erklären, dass du diese Pfanne nicht in die Geschirrspülmaschine stecken sollst. Die wird nicht sauber.»
    «Entschuldigung!»
    «Und steh mir nicht dauernd im Weg herum.»
    «Entschuldigung. Es ist wohl besser, wenn ich dich allein lasse. Falls du mich suchst, ich bin im Wintergarten.»
    Ferrari nahm die angefangene Weinflasche und ein Glas und verzog sich. Vom Wintergarten aus hörte er, wie es in der Küche schepperte, gefolgt von einer Fluchtirade. Nach zwanzig Minuten setzte sich Monika neben ihn.
    «Ein Glas Wein?»
    «Nein!»
    «Sicher nicht?»
    «Hörst du nicht mehr gut? Nein, n e i n, nein!»
    «Entschuldige … was ist eigentlich los? Ich komme gut gelaunt nach Hause und du fällst wie eine Furie über mich her. Du schleuderst uns wie Hunden den Frass vor, räumst ab, bevor wir richtig fertig sind, wirfst mich aus der Küche und zerdepperst das Geschirr. Voll gemütlich.»
    «Es ist nichts!»
    «Nun komm schon.»
    Ferrari wollte Monika in den Arm nehmen. Sie stiess ihn zurück.
    «Lass das!»
    Seufzend schenkte er Wein nach und setzte seinen treusten Hundeblick auf.
    «Frieden?», Ferraris Stimme war zuckersüss.
    Sie lachte. Wusste ich es doch. Diesem Blick kann keine Frau widerstehen.
    «Das war vielleicht ein mieser Tag! Nichts als Probleme, aber lass und von etwas anderem reden.»
    Der Kommissär schielte auf die «Basler Zeitung». Das ist mir heute Morgen im Büro gar nicht aufgefallen, ein Artikel über Marco Streller. Was steht da? Marco Streller nimmt am Benefizlauf von Olivia Vischer teil! Das war also der Grund, weshalb «Telebasel» über ihn berichtet hatte. Gott sei Dank, er bleibt uns

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