Das Schweigen des Glücks
irrst du dich. Ich werde mich ein bisschen ausruhen.«
»Komm doch!«, rief Cameron Taylor zu, weil er wollte, dass das Spiel wieder anfing. »Du fängst mich nicht!« Taylor rieb sich die Hände.
»Aufgepasst, jetzt komme ich!«
Taylor näherte sich mit Riesenschritten und die Jungen stoben kreischend auseinander. Plötzlich drang Kyles Stimme deutlich durch die Dunkelheit, man konnte sich nicht vertun, und Taylor blieb wie angewurzelt stehen. »Fan mi, Dadi!«
Daddy.
Taylor rührte sich nicht vom Fleck und sah in Kyles Richtung. Mitch hatte Taylors Reaktion beobachtet und neckte ihn: »Hast du mir etwas verschwiegen, Taylor?« Taylor antwortete nicht.
»Er hat dich Daddy gerufen«, sagte Mitch, als hätte Taylor es nicht selbst gehört.
Aber Taylor achtete gar nicht auf Mitch. Er war tief in Gedanken und wiederholte die Worte für sich.
Daddy.
Obwohl er wusste, dass Kyle einfach die anderen Kinder nachmachte – als gehörte es zum Spiel, Daddy zu rufen –, musste er an das denken, was Melissa gesagt hatte.
Hast du eigentlich vor, diese wunderbare Frau zu
heiraten oder was?
»Erde an Taylor… Big
Daddy,
bitte kommen«, sagte Mitch und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Taylor sah zu ihm hin.
»Hör auf, Mitch.«
»Klar doch… Daddy.«
Taylor ging wieder auf die Kinder zu.
»Ich bin nicht sein Daddy«, sagte Taylor, fast als spräche er mit sich selbst.
Obwohl Mitch flüsterte, hörte Taylor die folgenden Worte so deutlich wie Kyles Rufen ein paar Minuten zuvor.
»Noch nicht.«
»Hat es Spaß gemacht?«, fragte Melissa, als die Kinder ins Haus gestürmt kamen, bereit, das Spiel zu beenden.
»War nicht schlecht. Aber Dad wird immer langsamer«, sagte Cameron.
»Stimmt gar nicht«, verteidigte sich Mitch, der hinter ihnen herkam. »Ich habe dich laufen lassen.«
»Klar, Dad.«
»Ich habe euch Saft ins Wohnzimmer gestellt. Passt auf, dass ihr nichts verschüttet, ja?«, sagte Melissa, als die Kinder an ihr vorbeikamen. Mitch beugte sich über Melissa und wollte ihr einen Kuss geben, aber sie entzog sich ihm. »Erst wenn du geduscht hast. Du bist ja ganz verschwitzt.«
»Ist das mein Lohn dafür, dass ich die Kinder bei Laune halte?«
»Nein, das ist die Antwort, die du bekommst, wenn du schlecht riechst.«
Mitch lachte und ging auf die Terrasse, um sich ein Bier zu holen.
Taylor kam als Letzter herein, gleich hinter Kyle, der zu den anderen Kindern ins Wohnzimmer ging.
»Wie hat es ihm gefallen?«, fragte Denise.
»Gut«, sagte Taylor einsilbig. »Es hat ihm Spaß gemacht.«
Denise sah Taylor genau an. Etwas beunruhigte ihn offensichtlich.
»Geht's dir gut?«
Taylor wandte den Blick ab.
»Ja, alles in Ordnung«, sagte er.
Ohne ein weiteres Wort folgte er Mitch auf die Terrasse.
Als der Abend langsam zu Ende ging, bot Denise an, Melissa in der Küche beim Aufräumen zu helfen. Die Kinder waren im Wohnzimmer auf dem Boden ausgestreckt und sahen sich einen Film an, während Mitch und Taylor auf der Terrasse Ordnung machten.
Denise spülte das Besteck vor, bevor sie es in die Spülmaschine steckte. Vom Spülbecken aus konnte sie die beiden Männer draußen sehen, und während sie sie beobachtete, hielt sie ihre Hände reglos unter das fließende Wasser.
»Woran denkst du?«, fragte Melissa. Denise schreckte auf.
Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das, was sie tat.
»So leicht kann ich das nicht sagen.«
Melissa sammelte ein paar leere Becher ein und brachte sie zum Spülbecken.
»Es tut mir Leid, dass ich dich beim Essen in Verlegenheit gebracht habe.«
»Ich bin dir nicht böse. Es war doch nur ein Scherz. Es war für uns alle lustig.«
»Aber du machst dir trotzdem Sorgen?«
»Ich weiß nicht… ja, schon… «
Sie sah Melissa an. »Ein bisschen vielleicht. Er war den ganzen Abend so still.«
»Ich würde nicht zu viel hineinlesen. Ich weiß, dass er dich sehr mag. Er sieht so glücklich aus, wenn er dich ansieht – auch nachdem ich ihn in die Enge getrieben hatte.«
Sie sah zu, wie Taylor die Stühle um den Tisch zurechtschob.
Denise nickte. »Ich weiß.«
Trotz dieser Antwort konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, warum das plötzlich nicht mehr genug war. Sie drückte den Deckel auf einem Tupperware-Behälter fest.
»Hat Mitch dir gesagt, dass irgendwas passiert ist, als sie mit den Kindern draußen gespielt haben?«
Melissa sah sie neugierig an.
»Nein. Warum?«
Denise stellte den Salat in den Kühlschrank. »Einfach nur
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