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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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    Nach dem Schulabschluss wollte Taylor nicht aufs College, stattdessen lernte er, wie man Gipsplatten anbrachte, und arbeitete in einer Schreinerei. Der Inhaber des Betriebs war Alkoholiker, ein verbitterter Mann, der von seiner Frau verlassen worden war und den das Geld, das er verdiente, mehr interessierte als die Qualität seiner Arbeit. Nach einer heftigen Auseinandersetzung, während der es beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen wäre, verließ Taylor den Betrieb und machte eine Ausbildung mit dem Ziel, Bauunternehmer zu werden.
    Er verdiente seinen Lebensunterhalt, indem er in dem Gipswerk bei Little Washington arbeitete. Ein Dauerhusten war die Folge dieser Arbeit, aber als er vierundzwanzig war, hatte er genug gespart, um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Kein Projekt war ihm zu klein und oft blieb er unter den Preisen der Konkurrenz, um sein Geschäft aufzubauen und sich einen Ruf zu erwerben. Mit achtundzwanzig war er bereits zweimal beinahe bankrott gewesen, aber er machte beharrlich weiter, bis das Geschäft endlich lief. In den vergangenen acht Jahren hatte er sein Unternehmen so weit gebracht, dass es genug abwarf. Er wurde damit nicht reich – sein Haus war klein und sein Truck viele Jahre alt –, aber es reichte für das bescheidene Leben, das er führen wollte.
    Ein Leben, zu dem seine Bereitschaft bei der freiwilligen Feuerwehr gehörte.
    Seine Mutter hatte sich alle Mühe gegeben, ihm das auszureden. Es war der einzige Punkt, in dem er sich bewusst gegen ihre Wünsche richtete.
    Natürlich wollte sie auch Großmutter werden und hatte gelegentlich eine Bemerkung in diese Richtung gemacht. Taylor hatte gewöhnlich etwas Scherzhaftes erwidert und das Thema gewechselt. Heiraten hatte bisher nie angestanden und er war sich auch nicht sicher, ob es für ihn überhaupt infrage kam. Er konnte es sich nicht vorstellen, obwohl er mit zwei Frauen eine ernste Beziehung gehabt hatte. Das erste Mal mit Anfang zwanzig, da lernte er Valerie kennen. Sie hatte eine katastrophale Beziehung hinter sich, als sie sich trafen – ihr Freund hatte eine andere Frau geschwängert und Taylor war derjenige, zu dem sie in ihrer Verzweiflung kam. Sie war zwei Jahre älter als er und eine kluge Frau und eine Zeit lang verstanden sie sich gut. Aber Valerie wollte mehr und Taylor sagte ihr aufrichtig, dass er vielleicht nie dazu in der Lage sein würde. Daraus ergaben sich Spannungen, für die sich nicht so leicht eine Lösung finden ließ. Nach und nach ging jeder seiner eigenen Wege und schließlich zog sie fort. Das Letzte, was er von ihr gehört hatte, war, dass sie einen Anwalt geheiratet hatte und in Charlotte lebte.
    Und dann war da Lori. Anders als Valerie war sie jünger als Taylor. Sie war nach Edenton gezogen, weil sie in der Kreditabteilung der Bank eine Stelle bekommen hatte. Aufgrund der langen Arbeitszeiten hatte sie noch keine Freunde gefunden. Da lernte sie Taylor kennen, der einen Kredit beantragen wollte. Taylor erbot sich, sie seinen Bekannten vorzustellen, und sie willigte ein. Schon bald waren sie ein Paar. Sie war von einer Naivität, die Taylor rührte und gleichzeitig seinen Beschützerinstinkt weckte. Aber nach einer Zeit wollte auch sie mehr, als Taylor zu geben bereit war. Bald darauf trennten sie sich. Inzwischen war sie mit dem Sohn des Bürgermeisters verheiratet, hatte drei Kinder und fuhr einen Kleinbus. Seit ihrer Verlobung hatte er nicht mehr als ein paar höfliche Worte mit ihr gewechselt.
    Als er dreißig wurde, hatte er sich mit den meisten unverheirateten Frauen in Edenton mal verabredet; jetzt war er sechsunddreißig und es gab kaum noch unverheiratete Frauen. Melissa, die Frau von Mitch, hatte versucht, ihn mit verschiedenen Frauen zusammenzubringen, aber keine der Verbindungen hatte sich weiterentwickelt. Doch andererseits hatte er sich auch nicht richtig umgeschaut, oder? Sowohl Valerie als auch Lori behaupteten, es gebe etwas in seinem Inneren, das für sie unerreichbar war, etwas in der Art, wie er sich selbst sah, was sie beide nicht verstanden. Und obwohl er wusste, dass sie es gut mit ihm meinten, konnte ihr Bemühen, mit ihm über seine innere Distanz zu sprechen, nichts verändern.
    Nach einer Weile stand er auf. Seine Beine waren steif vom Niederknien. Bevor er ging, sagte er ein kurzes Gebet im Gedenken an seinen Vater, und dann beugte er sich vor und berührte noch einmal den Grabstein.
    »Es tut mir Leid, Dad«, flüsterte er. »Es tut mir so unendlich

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