Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
Leid.«
    Mitch Johnson lehnte an Taylors Truck und sah Taylor vom Friedhof kommen. In seiner Hand hielt er zwei Dosen Bier, die noch in den Plastikringen steckten – der Rest von dem Sechserpack, das er am Abend zuvor angebrochen hatte –, von denen er jetzt eine herauszog und Taylor zuwarf, als der sich ihm näherte. Taylor fing die Dose im Gehen auf. Er war überrascht, seinen Freund zu sehen, seine Gedanken waren noch tief in der Vergangenheit.
    »Ich dachte, du seist weg, bei der Hochzeit«, sagte Taylor.
    »Das war ich auch, aber wir sind gestern Abend zurückgekommen.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich habe mir gedacht, dass du um diese Zeit ein Bier gebrauchen könntest«, sagte Mitch nur.
    Er war größer und dünner als Taylor, bei einer Länge von ein Meter fünfundachtzig wog er ungefähr dreiundsiebzig Kilo. Die Haare waren ihm größtenteils ausgegangen – schon Anfang zwanzig hatten sie sich langsam gelichtet – und mit seiner Nickelbrille sah er aus wie ein Steuerberater oder ein Ingenieur. Tatsächlich aber arbeitete er in der Eisenwarenhandlung seines Vaters und wurde in der Stadt als eine Art technisches Genie betrachtet. Er konnte alles reparieren, vom Rasenmäher bis zum Bulldozer, und seine Hände waren ständig ölverschmiert. Anders als Taylor war er an der East Carolina University gewesen, hatte seinen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht und eine Psychologiestudentin aus Rocky Mount namens Melissa Kindle kennen gelernt, bevor er wieder zurück nach Edenton gegangen war. Sie waren seit zwölf Jahren verheiratet und hatten vier Kinder, alles Jungen. Taylor war bei der Hochzeit Trauzeuge gewesen und war jetzt Patenonkel des ältesten Sohnes. Manchmal, wenn Mitch von seiner Familie sprach, hatte Taylor die Vermutung, dass Mitch Melissa jetzt mehr liebte als damals, als sie vor dem Altar gestanden hatten.
    Mitch war ebenso wie Taylor bei der freiwilligen Feuerwehr. Auf Taylors Drängen hin hatten sie sich beide ausbilden lassen und waren zur gleichen Zeit dazugestoßen. Obwohl es für Mitch eher eine Pflicht als eine Berufung war, wollte Taylor ihn an seiner Seite wissen, wenn sie zum Einsatz gerufen wurden. Wo Taylor die Gefahr herausforderte, übte Mitch Vorsicht, so dass sich die beiden in schwierigen Situationen gut ergänzten.
    »Bin ich so durchschaubar?«
    »Mann, Taylor, ich kenne dich besser als meine eigene Frau.«
    Taylor verdrehte die Augen und lehnte sich an den Truck. »Wie geht's Melissa?«
    »Gut. Ihre Schwester hat sie zum Wahnsinn getrieben, aber seit wir zu Hause sind, ist sie wieder normal. Jetzt sind es nur wir, die Kinder und ich, die sie zum Wahnsinn treiben.«
    Dann fragte er mit einer Stimme, die kaum merklich leiser war: »Und wie geht es dir?«
    Taylor zuckte die Schultern und vermied es, Mitch in die Augen zu sehen. »Ganz gut.«
    Mitch bohrte nicht weiter, weil er wusste, dass Taylor nicht mehr sagen würde. Taylors Vater war ein Thema, über das sie nie sprachen. Mitch öffnete die Bierdose, und Taylor, der neben ihm stand, tat es ihm nach. Dann nahm Mitch ein großes Taschentuch aus seiner Gesäßtasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ich hab gehört, ihr hattet einen aufregenden Abend im Sumpfland, während ich weg war.«
    »Stimmt.«
    »Da wär ich gern dabei gewesen.«
    »Wir hätten dich brauchen können, so viel steht fest. Es war ein ziemlich heftiges Unwetter.«
    »Ja, aber wenn ich dabei gewesen wäre, dann hätte es die ganze Aufregung nicht gegeben. Ich wäre sofort zu den Ansitzen gegangen, von Anfang an. Ich konnte gar nicht glauben, dass ihr Stunden gebraucht habt, um auf die Idee zu kommen.«
    Taylor lachte leise, dann nahm er einen Schluck von seinem Bier und sah Mitch an.
    »Will Melissa immer noch, dass du aufhörst?«
    Mitch steckte das Tuch in die Tasche und nickte. »Du weißt ja, wie es ist, mit den Kindern und so. Sie will einfach nicht, dass mir was passiert.«
    »Wie denkst du darüber?«
    Es dauerte einen Moment, bevor er antwortete.
    »Ich hatte immer gedacht, ich bleibe dabei, aber ich bin mir nicht mehr so sicher.«
    »Du ziehst es also ernsthaft in Erwägung, aufzuhören?«, fragte Taylor.
    Mitch nahm einen kräftigen Schluck von dem Bier, bevor er antwortete.
    »Ja, ich denke schon.«
    »Wir brauchen dich«, sagte Taylor ernst.
    Mitch lachte auf. »Du klingst wie ein Werbeoffizier, so wie du das sagst.«
    »Aber es stimmt.«
    Mitch schüttelte den Kopf. »Es stimmt nicht. Wir haben jede Menge Freiwillige und

Weitere Kostenlose Bücher