Das Schweigen des Glücks
seiner freien Hand. »Bye, Taya«, sagte er überschwänglich.
»Bye.«
Taylor grinste, dann machte er sich auf den Weg zu den Kühlfächern hinten im Laden, um die Getränke zu holen, derentwegen er gekommen war.
Mit einem Seufzen ging Denise zur Theke. Der Besitzer war in eine Anglerzeitschrift vertieft und seine Lippen bewegten sich beim Lesen. In dem Moment sprach Kyle wieder.
»Ea Hunga.«
»Ich weiß, dass du Hunger hast. Wir sind bald zu Hause, okay?«
Der Besitzer blickte auf, um zu sehen, ob sie ihn brauchte oder ob sie nur ihre Tüten holen wollte. Dann legte er seine Zeitschrift zur Seite.
Sie zeigte auf ihre Tüten. »Können wir die vielleicht einen Moment hier lassen? Ich muss uns andere Taschen besorgen, die man über den Lenker hängen kann… «
Taylor, der schon bei den Kühlfächern stand und einen Sechserpack Coca-Cola herausnahm, spitzte die Ohren, um zu hören, worum es ging. Denise sprach weiter.
»Wir sind mit den Fahrrädern hier und ich glaube nicht, dass ich das alles nach Hause transportieren kann. Nur einen Moment – wir sind gleich wieder hier.«
Taylor hörte den Besitzer sagen: »Aber sicher, kein Problem. Ich stelle sie hinter die Theke für Sie.«
Mit dem Sechserpack in der Hand kam Taylor wieder nach vorn. Denise hatte Kyle die Hand auf den Rücken gelegt und führte ihn sanft aus dem Laden. Taylor ging noch zwei Schritte, ließ sich das Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen und kam dann zu einem spontanen Entschluss.
»He, Denise, warten Sie… «
Sie blieb stehen und drehte sich um, als Taylor auf sie zukam.
»Waren das Ihre Fahrräder draußen vor dem Laden?«
Sie nickte. »Ja. Warum?«
»Ich habe gerade mitgehört, was Sie zu dem Besitzer gesagt haben, und… na ja… «
Er brach ab und sein Blick aus blauen Augen ließ sie reglos auf der Stelle verharren. »Kann ich Ihnen bei dem Transport behilflich sein? Ich komme sowieso an Ihrem Haus vorbei und könnte die Sachen dort abstellen.«
Beim Sprechen deutete er auf den Truck vor der Tür.
»Oh nein, das geht schon… «
»Sind Sie sicher? Es liegt auf meinem Weg. Kostet mich zwei Minuten, höchstens.«
Obwohl sie wusste, dass es einfach eine freundliche Geste war, das Ergebnis einer Kindheit in einer Kleinstadt, war sie nicht so sicher, ob sie das Angebot annehmen konnte.
Er hob die Hände, als könnte er ihre Unentschlossenheit spüren, und ein verschmitztes Grinsen entstand auf seinem Gesicht. »Ich stehle auch nichts, ich verspreche es.«
Kyle ging einen Schritt auf die Tür zu und sie legte ihm die Hand auf die Schulter, damit er stehen blieb. »Davor habe ich keine Angst… «
Wovor dann? War sie schon so lange allein, dass sie vergessen hatte, wie man die Freundlichkeit anderer Menschen akzeptierte? Oder hatte er ohnehin schon zu viel für sie getan?
Nun mach schon. Schließlich hält er ja nicht um deine Hand an oder so…
Sie schluckte, dachte an den Weg durch die Stadt und zurück, daran, dass sie dann alle Einkäufe verladen und nach Hause transportieren musste.
»Wenn Sie sicher sind, dass es Ihnen keine Umstände macht… «
Taylor hatte das Gefühl, einen kleinen Sieg errungen zu haben.
Er ging zur Kasse und stellte den Sechserpack auf die Theke.
»Woher wissen Sie, wo ich wohne?«, fragte sie.
Er blickte über die Schulter.
»Wir leben in einer Kleinstadt. Ich weiß, wo alle wohnen.«
Später, am Abend, waren Melissa, Mitch und Taylor im Garten, auf dem Grill brutzelten Steaks und Hot Dogs und das Abendlicht, ein erstes Anzeichen des Sommers, verweilte noch, fast wie ein Traum. Es herrschte eine träge Abendstimmung, in der Luft lagen Feuchtigkeit und Wärme. Die gelbe Sonne stand tief am Himmel, genau über dem Roten Hartriegel, dessen Blätter reglos in der Abendluft hingen.
Während Mitch am Grill stand, hielt Taylor ein Bier in der Hand, das dritte an dem Abend. Er hatte einen kleinen Rausch und trank genau in dem richtigen Maß, um ihn sich zu erhalten. Nachdem er Melissa und Mitch von den Ereignissen der letzten Tage erzählt hatte – auch von der Suche im Sumpfland –, berichtete er, dass er Denise im Laden wieder getroffen und ihr die Lebensmittel nach Hause gefahren hatte.
»Anscheinend geht es beiden gut«, sagte er und erschlug ein Stechmücke, die sich auf seinem Bein niedergelassen hatte.
Obwohl er das ganz neutral gesagt hatte, musterte Melissa ihn genau von oben bis unten und beugte sich in ihrem Stuhl nach vorn.
»Sie gefällt dir also, wie?«, sagte sie mit
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