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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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freute. Sie wollte ihm den Spaß nicht verderben, und da sie jetzt öfter so in die Stadt kommen würden, wollte sie nicht, dass er jedes Mal erwartete, mit dem Auto zurückgefahren zu werden.
    Dennoch hätte sie Taylors Angebot ganz gern angenommen. Sie war erfahren genug, um zu wissen, dass er sie attraktiv fand – wie er sie ansah, machte das deutlich –, aber sie fühlte sich dabei nicht unbehaglich, wie es ihr bei den Blicken anderer Männer manchmal erging. In seinen Augen war nicht das übliche hungrige Glitzern, während er sie musterte – ein Ausdruck, der besagte, dass eine kleine Bettgeschichte gut ankommen würde. Außerdem war sein Blick nicht nach unten gewandert, während sie miteinander sprachen, was auch häufig genug vorkam. Einen Mann, der ihr auf die Brüste starrte, konnte sie unmöglich ernst nehmen.
    Nein, in seiner Art sie anzusehen war etwas anderes. Mehr Würdigung, weniger Bedrohung, und obwohl sie den Gedanken verscheuchte, fühlte sie sich nicht nur geschmeichelt, sondern war auch erfreut.
    Natürlich, es konnte genauso gut zu Taylors Methode gehören, Frauen anzumachen, ein Verfahren, das er mit der Zeit verfeinert hatte. Manche Männer waren da sehr geschickt. Sie hatte welche von dieser Sorte kennengelernt, hatte mit ihnen geplaudert und jede Faser ihres Wesens schien zu sagen, dass sie anders waren als andere Männer, vertrauenswürdiger. Mit diesen Typen kannte sie sich so gut aus, dass gewöhnlich ihre kleinen Alarmglocken schrillten. Aber entweder war Taylors Akt besonders gut einstudiert oder er war wirklich anders, denn diesmal schwiegen ihre Alarmglocken.
    Was war es also?
    Von all den Dingen, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte, erinnerte sie sich besonders an einen Rat, als es darum ging, andere Menschen einzuschätzen. »Du wirst in deinem Leben Menschen kennen lernen, die stets das richtige Wort im richtigen Moment bereithaben. Aber am Ende musst du sie immer an ihren Taten messen. Taten allein zählen, nicht Worte.«
    Vielleicht war das der Grund, dachte sie, warum sie so auf Taylor reagierte. Er hatte bereits bewiesen, dass er Heldentaten vollbringen konnte, aber es war nicht Kyles dramatische Rettung, die ihr…
Interesse
, wenn man es so nennen wollte, an ihm weckte. Auch Blender taten gelegentlich das Richtige. Nein – es waren die kleinen Dinge, die er getan hatte, als sie im Laden waren. Er hatte Hilfe angeboten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten… es war ihm wichtig zu erfahren, wie es ihr und Kyle ging… er hatte sich rührend mit Kyle befasst…
    Das ganz besonders.
    Obwohl sie es nicht gern zugab, hatte sie in den letzten Jahren die Menschen danach beurteilt, wie sie ihren Sohn behandelten. In ihrem Kopf hatte sie ihre Freunde in zwei Gruppen unterteilt: solche, die sich Mühe mit Kyle gegeben hatten, und solche, die es nicht getan hatten. »Sie hat mit ihm auf dem Fußboden gesessen und mit Bauklötzen gespielt« –
sie war gut.
»Sie hat kaum Notiz von ihm genommen« –
sie war schlecht.
Die Gruppe der »Schlechten« war weit größer als die der »Guten«.
    Aber hier war ein Mann, der, aus welchem Grund auch immer, ein Band zu ihrem Sohn geknüpft hatte, und das ging ihr nicht aus dem Kopf. Zudem konnte sie nicht vergessen, wie Kyle auf ihn reagiert hatte.
Haoo, Taya…
    Obwohl Taylor nicht alles verstand, was Kyle sagte – an Kyles Aussprache musste man sich erst gewöhnen –, sprach Taylor mit ihm, als hätte er ihn verstanden. Er hatte ihm zugezwinkert, er hatte spielerisch an seinem Helm geschuckelt, er hatte ihn in die Arme geschlossen, er hatte Kyle angesehen, als er mit ihm sprach. Er hatte nicht versäumt, sich zu verabschieden.
    Kleine Dinge, aber für Denise waren sie unglaublich wichtig.
    Taten.
    Taylor hatte Kyle wie einen normalen kleinen Jungen behandelt.
    Es traf sich, dass Denise immer noch über Taylor nachdachte, als Judy die lange Kiesauffahrt heraufkam und im Schatten eines ausladenden Magnolienbaums hielt. Denise, die gerade fertig abgewaschen hatte, erspähte Judy und winkte, dann ließ sie ihren Blick durch die Küche schweifen. Nicht perfekt, aber sauber genug, beschloss sie, als sie zur Haustür ging, um Judy zu begrüßen.
    Nach der traditionellen Begrüßungszeremonie – wie es der einen und der anderen ging und so weiter – setzten sich Denise und Judy auf die vordere Veranda, wo sie Kyle im Augen behalten konnten. Er spielte mit seinen Lastautos in der Nähe des Zauns und schob sie über selbstgebaute Straßen. Kurz

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