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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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als sie an ihnen vorbeiging. Taylor aber hatte es registriert. Sie sah blendend aus: Das weiße Hemd, das sie zu schwarzen Shorts trug, die langen Beine, die passenden Sandalen, das dunkle, vom Wind zerzauste schulterlange Haar. Aus einem ihm unerklärlichen Grund war er neidisch, dass seine Mutter – und nicht er selbst – neben ihr sitzen würde.
    Ihre Anwesenheit war verwirrend und das lag nicht nur an dem, was Melissa gesagt hatte. Die Tribüne, auf der sie saß, war zwischen dem Homebase und dem ersten Base; von dort, wo er stand – am dritten Base –, konnte er sie genau sehen. Und so spähte er immer wieder zu ihr hinüber, als wollte er sich überzeugen, dass sie nicht weggegangen war. Er schalt sich jedes Mal – warum war ihm das so wichtig? –, aber einen Moment später erwischte er sich wieder dabei. Einmal guckte er einen Augenblick zu lange hin, und sie winkte ihm zu.
    Er winkte zurück und wandte den Blick mit einem verlegenen Grinsen ab. Warum nur, so fragte er sich, fühlte er sich plötzlich wie ein blöder Teenager?
    »Das ist sie also, hm?«, fragte Mitch, als sie zwischen den Durchgängen auf der Spielerbank saßen. »Wer?«
    »Denise – die neben deiner Mutter sitzt.«
    »Ist mir noch gar nicht richtig aufgefallen«, sagte Taylor, wirbelte sein Schlagholz herum und gab sich alle Mühe, desinteressiert zu wirken.
    »Du hattest Recht«, sagte Mitch.
    »Womit?«
    »Dass sie hübsch ist.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Das hat Melissa gesagt.«
    »Oh«, sagte Mitch, »stimmt.«
    Taylor wandte sich wieder dem Spiel zu und Mitch folgte seinem Blick.
    »Warum starrst du sie dann die ganze Zeit an?«, fragte er endlich.
    »Ich habe sie nicht angestarrt.«
    »Oh«, sagte Mitch und nickte. Er versuchte gar nicht erst, sein Grinsen zu verstecken.
    Im siebten Durchgang – das Team der freiwilligen Feuerwehr lag mit vierzehn zu zwölf hinten – wartete Taylor darauf, dass er mit dem Schlagen an die Reihe kam. Kyle hatte eine kleine Pause eingelegt und stand beim Zaun, als er Taylor entdeckte, der probehalber mit dem Schlagholz ausholte.
    »Haoo, Taya«, sagte Kyle glücklich, wie er es auch getan hatte, als er ihn bei Merchant's gesehen hatte.
    Beim Klang seiner Stimme drehte Taylor sich um und kam an den Zaun.
    »Hallo, Kyle. Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?«
    »Ea Feuaman«, sagte Kyle und zeigte auf Taylor.
    »Das bin ich, ja. Macht es dir Spaß zuzugucken?«
    Statt zu antworten, hielt Kyle sein Flugzeug hoch, damit Taylor es sehen konnte.
    »Was hast du denn da, kleiner Mann?«
    »Fuseu.«
    »Richtig. Ein schönes Flugzeug ist das.«
    »Du kan haln.«
    Kyle reichte es durch den Zaun und Taylor zögerte einen Moment, bevor er es nahm. Er betrachtete es genau, während Kyle mit einem gewissen Stolz zusah. Hinter sich hörte Taylor, wie er zum Homebase gerufen wurde.
    »Danke, dass du mir das Flugzeug gezeigt hast. Möchtest du es wiederhaben?«
    »Du kan haln«, sagte Kyle wieder.
    Taylor war sich einen Moment lang unschlüssig. »In Ordnung, das bringt mir bestimmt Glück. Ich geb es dir nachher zurück.«
    Er versicherte sich, dass Kyle sah, wie er sich das Flugzeug in die Hosentasche steckte. Kyle verschlang die Hände ineinander.
    »Ist das in Ordnung so?«, fragte Taylor.
    Kyle antwortete nicht, aber er schien einverstanden.
    Taylor wartete noch einen Moment, dann legte er im Laufschritt die kurze Entfernung zum Homebase zurück.
    Denise nickte in Kyles Richtung. Sowohl sie als auch Judy hatten beobachtet, was geschehen war.
    »Ich glaube, Kyle mag Taylor«, sagte Denise. »Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte Judy.
    Als der zweite Wurf kam, schlug Taylor ihn ins rechte Außenfeld – er war Linkshänder – und rannte sofort los, auf das erste Base zu, während die anderen Runner seiner Mannschaft vom zweiten und dritten Base aus versuchten, einen Punkt zu machen. Der Ball sprang dreimal auf dem Boden auf, bevor der Gegner ihn fing und – aus dem Gleichgewicht gebracht – zurückwarf. Taylor kam im vollen Lauf zum zweiten Base und überlegte, ob er einen Sprint bis zum Homebase wagen sollte. Aber er entschied sich glücklicherweise dagegen und erreichte das dritte Base, als der Ball im Innenfeld ankam. Zwei Runs hatten Punkte gebracht, das Spiel war unentschieden, und als der nächste Batter an die Reihe kam, machte auch Taylor einen Punkt. Auf seinem Weg zur Spielerbank gab er Kyle das Flugzeug zurück und grinste über das ganze Gesicht.
    »Ich hab ja gesagt, dass

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