Das Schweigen des Glücks
anders. Wir haben es in den Genen.«
Denise lachte und sie gingen ein paar Schritte schweigend nebeneinander her.
»Warum bist du zur freiwilligen Feuerwehr gegangen?«, fragte sie.
Die Frage ließ das Bild seines Vaters vor ihm erstehen. Taylor schluckte und verdrängte den Gedanken.
»Das wollte ich schon, seit ich ein kleiner Junge war«, sagte er.
Obwohl sie seinen leicht veränderten Tonfall vernahm, schien ihr sein Ausdruck unverändert und sein Blick war auf die Menschen in der Ferne gerichtet.
»Wie funktioniert das? Als freiwilliger Feuerwehrmann, meine ich. Wird man einfach angerufen, wenn es einen Notfall gibt?«
Er zuckte mit den Schultern, irgendwie war er plötzlich erleichtert. »So ungefähr.«
»Hast du mein Auto auf diese Weise gefunden an dem Abend? Hatte jemand deswegen angerufen?«
Taylor schüttelte den Kopf. »Nein – das war einfach nur Glückssache. Alle freiwilligen Feuerwehrleute waren schon vorher wegen des Unwetters zur Wache gerufen worden. Der Sturm hatte einige Stromleitungen runtergerissen und ich war draußen, um Warnleuchten aufzustellen, damit die Autos rechtzeitig abbremsen konnten. Dabei bin ich an deinem Wagen vorbeigekommen und habe angehalten, um zu sehen, was passiert war.«
»Und da war ich«, sagte sie.
Da blieb er stehen und sah ihr in die Augen und seine Augen waren von der gleichen Farbe wie der Himmel. »Da warst du.«
Auf den Tischen war so viel Essen aufgebaut, dass eine ganze Truppe davon satt geworden wäre, und die Anzahl der Menschen, die sich in dem Teil des Parks aufhielt, entsprach ungefähr dieser Größenordnung.
An der einen Seite, wo die Grills standen, auf denen Hamburger und Hot Dogs zubereitet wurden, waren auch drei große Kühlbehälter mit Bier und Eis. Als sie bei den Behältern ankamen, warf Taylor seine Sporttasche zu den anderen und nahm sich ein Bier heraus. Er war noch vornübergebeugt und hielt eine Dose Coors-Bier (Light) hoch.
»Möchtest du eins?«
»Gern, wenn genug da ist.«
»Es gibt reichlich. Wenn wir alle Vorräte austrinken, kann man nur hoffen, dass heute Abend nichts passiert. Niemand wäre in der Lage, bei einem Notfall auszurücken.«
Er reichte ihr die Dose und sie machte sie auf. Sie hatte noch nie viel getrunken, auch nicht in der Zeit, als Kyle noch nicht da war, aber an so einem heißen Tag war ein Bier sehr erfrischend.
Taylor nahm einen langen Zug aus seiner Dose, als Judy ihn bemerkte. Sie stellte einen Stapel Pappteller in die Mitte des Tisches und kam zu ihnen herüber.
Sie umarmte Taylor flüchtig. »Tut mir Leid, dass dein Team verloren hat«, sagte sie schelmisch. »Du schuldest mir fünfhundert Dollar.«
»Danke für die moralische Unterstützung.«
Judy lachte. »Oh, du weißt, dass ich mir nur einen Scherz erlaube.«
Sie drückte ihn noch einmal, bevor sie sich Denise zuwandte.
»Jetzt, da du hier bist, kann ich dich ja den anderen vorstellen, oder?«
»Gern, ich muss nur erst nach Kyle gucken.«
»Er ist beschäftigt, ich habe ihn gerade gesehen. Er ist bei der Rutsche.«
Wie ein Radargerät erfasste sie ihn in Sekundenschnelle. Er spielte und war offenbar ganz erhitzt. Sie sah selbst auf diese Entfernung, dass sein Gesicht gerötet war.
»Meinst du, ich könnte ihm was zu trinken bringen? Eine Limonade oder so?«
»Selbstverständlich. Was mag er denn? Wir haben Cola, Sprite, Root Beer… «
»Sprite.«
Aus dem Augenwinkel sah Taylor, dass Melissa und Kim – Carl Huddles schwangere Frau –, zu ihnen kamen, um hallo zu sagen. Melissa hatte denselben triumphierenden Gesichtsausdruck wie an dem Abend, an dem er bei ihnen zum Essen gewesen war. Mit Sicherheit hatte sie ihn mit Denise durch den Park kommen sehen.
»Ich bringe es ihm«, bot Taylor eilig an, um Melissa zu entgehen. »Da kommen ein paar Leute, die dich begrüßen wollen.«
»Bist du sicher?«, fragte Denise.
»Ganz sicher«, beteuerte er. »Soll ich es ihm in der Dose bringen, oder würde er es lieber im Becher haben?«
»Im Becher.«
Taylor trank wieder von seinem Bier und ging dann zum Tisch, um Kyles Limonade vorzubereiten; er entkam Melissa und Kim nur knapp.
Judy machte Denise mit den beiden bekannt, und nachdem sie ein paar Worte miteinander gewechselt hatten, nahm Judy Denise mit, um sie noch anderen Freunden vorzustellen.
Obwohl es Denise nie leicht gefallen war, mit Fremden Kontakt zu knüpfen
(wem ging es da anders?),
war es in dem Fall nicht so schwer, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die zwanglose
Weitere Kostenlose Bücher