Das Schweigen des Glücks
machte die Schranktür auf.
»Möchtest du zum Mittagessen bleiben? Ich kann uns ein paar Sandwichs machen.«
Judy sah auf die Uhr. »Würde ich gern, aber es geht nicht. Ich muss zu einer Besprechung – es geht um das Sommerfest am Wochenende. Da sind noch ein paar Sachen, die geklärt werden müssen.«
Denise füllte Wasser in einen Topf und sah über die Schulter.
»Sommerfest?«
»Ja – am Wochenende. Es findet einmal im Jahr statt und eröffnet sozusagen den Sommer. Ich hoffe, du kommst auch.«
Denise stellte den Topf auf den Herd und drehte das Gas an. »Ich hatte es nicht vor.«
»Warum nicht?«
»Na ja, zum einen hatte ich noch gar nicht davon gehört.«
»Du bist wirklich
nicht
auf dem Laufenden.«
»Erinner mich nicht daran.«
»Du solltest unbedingt hingehen. Kyle hätte seine helle Freude. Es gibt Imbissstände und Kunsthandwerk und Wettkämpfe, außerdem kommt eine Kirmes in die Stadt. Für jeden etwas.«
Denise musste sofort daran denken, dass sie da nur Geld ausgeben würde.
»Ich weiß nicht, ob wir kommen können«, sagte sie schließlich. Ihr war eine Entschuldigung eingefallen. »Ich muss am Samstagabend arbeiten.«
»Oh, so lange brauchst du ja gar nicht zu bleiben komm doch am Tage, wenn du magst. Es macht richtig Spaß, und wenn du willst, kann ich dich mit ein paar Leuten in deinem Alter bekannt machen.«
Denise antwortete nicht sofort und Judy spürte ihr Zögern.
»Überleg es dir, ja?«
Judy nahm ihre Handtasche vom Tisch, Denise sah in den Topf – das Wasser kochte noch nicht – und sie gingen zusammen wieder auf die Veranda.
Denise fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schob ein paar Strähnen zurück, die ihr ins Gesicht gefallen waren.
»Danke, dass du gekommen bist. Es war schön, sich einmal mit einem Erwachsenen zu unterhalten.«
»Mir hat es auch gefallen«, sagte Judy und umarmte Denise spontan. »Danke für die Einladung.«
Als Judy schon gehen wollte, fiel Denise noch etwas ein.
»Ach, übrigens, ich habe es dir noch gar nicht erzählt: Gestern bin ich im Lebensmittelladen Taylor begegnet.«
»Ich weiß, ich habe gestern Abend noch mit ihm gesprochen.«
Nach einem winzigen Moment der Verlegenheit rückte Judy sich den Schulterriemen ihrer Handtasche zurecht.
»Wir sollten das öfter machen, ja?«
»Das wäre schön.«
Denise sah Judy nach, wie sie die Stufen hinunter und den Kiesweg entlangging. Als Judy an ihrem Auto angekommen war, drehte sie sich zu Denise um.
»Übrigens, Talyor wird am Wochenende mit allen von der Feuerwehr auch beim Sommerfest sein«, rief Judy ihr zu. »Um drei Uhr haben sie ein Softball-Spiel.«
»Aha?«
Mehr fiel Denise dazu nicht ein.
»Na, falls du doch kommen möchtest – ich werde dort sein.«
Dann schloss Judy die Autotür auf. Denise stand auf der Veranda und winkte, als Judy sich hinter das Steuerrad setzte und den Motor anließ, wobei ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte.
Kapitel 13
» H allo! Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr«, rief Judy ihnen erfreut zu.
Es war Samstagnachmittag, kurz nach drei, als Denise und Kyle auf die Tribüne kletterten, sich zwischen den anderen Zuschauern hindurchschlängelten und auf Judy zukamen.
Das Softball-Spiel war leicht zu finden gewesen, denn es gab nur in einem Teil des Parks eine Tribüne; das Spielfeld selbst war mit einem niedrigen Maschendrahtzaun abgetrennt. Als sie ihre Fahrräder abstellten, hatte Denise gleich gesehen, wo Judy saß, und Judy winkte ihnen zu, als sie ihrerseits die beiden erspähte, wie sie Hand in Hand zu den oberen Sitzreihen hochbalancierten.
»Hallo, Judy… wir haben es geschafft. Ich wusste gar nicht, dass es in Edenton so viele Menschen gibt. Wir mussten uns erst durch all die Besucher kämpfen.«
Die Straßen im Stadtzentrum waren für den Verkehr gesperrt, dort drängte sich jetzt die Menge. Über die Straße waren Spruchbänder gespannt, Buden waren auf den Gehwegen beiderseits der Straße aufgebaut und die Besucher betrachteten die kunstgewerblichen Produkte oder kamen, mit ihren Besorgungen beladen, aus den Geschäften. In der Nähe von Cook's Drugstore war ein Spielbereich für Kinder abgetrennt worden. Dort konnten sie ihre eigenen Kunstwerke herstellen, wozu ihnen Klebstoff, Kiefernzapfen, Schaumstoff, Ballons und viele andere Dinge zur Verfügung standen, die die Einwohner gestiftet hatten. Auf dem Hauptplatz war die Kirmes schon in vollem Gang. Denise sah, dass die Menschen in langen Schlangen anstanden.
Denise und
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