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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Stadtmaus aus der Kindergeschichte; die springt nämlich auf den falschen Wagen auf und ist plötzlich auf dem Lande.«
    »Glaub mir, manchmal komme ich mir so vor.«
    Als ein leichter Windstoß durch ihr Haar fuhr, fiel Taylor wieder auf, wie hübsch sie war.
    »Und wie war das Leben so? Ich meine, wie war es, in Atlanta aufzuwachsen?«
    »Wahrscheinlich ganz ähnlich wie für dich hier.«
    »Wie meinst du das?«, fragte er neugierig.
    Sie erwiderte seinen Blick und sprach ganz langsam, als wäre es eine Enthüllung. »Wir sind beide Einzelkinder und unsere Mütter waren Witwen, die in Edenton aufgewachsen waren.«
    Bei ihren Worten zuckte Taylor innerlich unwillkürlich zurück. Denise sprach weiter.
    »Du weißt, wie es ist. Man fühlt sich ein bisschen anders, weil die anderen beide Elternteile haben, auch wenn sie geschieden sind. Man wächst auf und irgendwie weiß man, dass einem etwas Wichtiges fehlt, aber man weiß nicht genau, was es ist. Ich erinnere mich, wie Freundinnen erzählt haben, dass ihre Väter ihnen nicht erlaubten, lange weg zu bleiben, oder ihre Freunde nicht leiden konnten. Das hat mich immer böse gemacht, weil sie gar nicht merkten, was sie eigentlich hatten. Verstehst du, was ich meine?«
    Taylor nickte und begriff plötzlich, wie viel sie gemeinsam hatten.
    »Aber abgesehen davon war mein Leben ziemlich normal. Ich habe mit meiner Mutter zusammengelebt und eine katholische Schule besucht, ich bin mit meinen Freundinnen einkaufen und zu den Schulbällen gegangen und ich habe mir Sorgen gemacht, dass mich die Leute nicht mögen würden, wenn ich einen Pickel hatte.«
    »Das nennst du normal?«
    »Wenn man ein Mädchen ist, ist es normal.«
    »Über solche Sachen habe ich mir nie Sorgen gemacht.«
    Sie sah ihn von der Seite her an. »Du hattest nicht meine Mutter.«
    »Nein, aber Judy ist mit dem Alter sanfter geworden. Früher war sie strenger.«
    »Sie hat gesagt, dass du immer in Schwierigkeiten warst.«
    »Und du warst wahrscheinlich immer perfekt.«
    »Ich hab mir Mühe gegeben«, sagte sie, nicht ganz ernst.
    »Aber du hast es nicht geschafft?«
    »Nein, aber offenbar konnte ich meine Mutter besser täuschen als du deine.«
    Taylor lachte leise. »Das höre ich gern. Wenn es etwas gibt, was ich nicht ertragen kann, dann, dass jemand perfekt ist.«
    »Besonders, wenn es jemand anders ist, stimmt's?«
    »Stimmt.«
    Das Gespräch verstummte einen Moment, dann nahm Taylor es wieder auf.
    »Darf ich dir mal eine Frage stellen?«, sagte er zögernd.
    »Das kommt auf die Frage an«, erwiderte sie und versuchte, locker zu bleiben.
    Taylor sah von ihr weg in den Garten, als wollte er die Waschbären erspähen.
    »Wo ist Kyles Vater?«, fragte er schließlich.
    Denise hatte gewusst, dass das kommen würde.
    »Es gibt ihn nicht in meinem Leben. Ich kannte ihn kaum. Kyle war nicht geplant.«
    »Weiß er von Kyle?«
    »Ich habe ihm erzählt, dass ich schwanger war. Und er hat mir ohne Umschweife gesagt, dass er nichts damit zu tun haben will.«
    »Hat er ihn mal gesehen?«
    »Nein.«
    Taylor runzelte die Stirn. »Wie kann ihm sein eigenes Kind gleichgültig sein?«
    Denise zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Wünschst du dir manchmal, dass er da wäre?«
    »Lieber Himmel, nein«, sagte sie rasch. »Nicht er. Ich meine, ich hätte es schön gefunden, wenn Kyle einen Vater hätte. Aber es wäre nicht jemand wie er gewesen. Und außerdem, wenn Kyle einen Vater hätte – ich meine, einen richtigen Vater, nicht nur jemand, der sich so nennt , dann müsste er auch mein Mann sein.«
    Taylor nickte.
    »Aber jetzt, Mr. McAden, sind Sie an der Reihe«, sagte Denise und sah ihn an. »Ich habe dir alles von mir erzählt und du hast mir nichts von dir verraten. Erzähl mir von dir.«
    »Das meiste weißt du schon.«
    »Du hast mir nichts erzählt.«
    »Ich habe dir erzählt, dass ich Bauunternehmer bin.«
    »Und ich bin Kellnerin.«
    »Und du weißt, dass ich bei der freiwilligen Feuerwehr bin.«
    »Das wusste ich schon bei unserer ersten Begegnung. Das ist nicht genug.«
    »Aber es gibt weiter kaum was zu erzählen«, wehrte er sich und hielt die Hände in gespielter Frustration hoch. »Was willst du denn wissen?«
    »Darf ich fragen, was ich will?«
    »Bitte.«
    »Also gut.«
    Sie schwieg einen Moment, dann sah sie ihm in die Augen. »Erzähl mir von deinem Vater«, sagte sie leise.
    Die Worte verblüfften ihn. Es war nicht das, was er erwartet hatte, und er sah starr geradeaus und wollte

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