Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
Draußen war der Mond aufgegangen. Sein Licht drang durch die Wolken und verlieh ihnen einen silbrigweißen Schimmer. Taylor nahm einen Schluck von seinem Champagner und sah Denise an.
    »Woran denkst du?«, fragte sie. Taylor wandte sich einen Moment ab, bevor er sie wieder ansah.
    »Ich habe gerade daran gedacht, was wohl passiert wäre, wenn du an dem Abend nicht den Unfall gehabt hättest.«
    »Dann hätte ich noch mein Auto«, sagte sie und Taylor lachte, wurde dann aber wieder ernst.
    »Aber meinst du, ich wäre jetzt hier, wenn das nicht geschehen wäre?«
    Denise überlegte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Aber mir gefällt der Gedanke, dass es so sein könnte. Meine Mom hat geglaubt, dass die Menschen füreinander bestimmt sind. Es ist eine romantische Vorstellung, die man als junges Mädchen hegt, aber ich glaube, ein Teil von mir hält daran fest.«
    Taylor nickte. »Meine Mom hat das auch immer gesagt. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum sie nicht wieder geheiratet hat. Sie wusste, dass es für sie niemanden gab, der meinen Vater ersetzen konnte. Ich glaube nicht mal, dass meine Mutter sich mit einem anderen Mann verabredet hat, seit mein Vater tot ist.«
    »Wirklich nicht?«
    »So ist es mir jedenfalls immer vorgekommen.«
    »Ich glaube, da irrst du dich, Taylor. Deine Mom ist auch nur ein Mensch und wir brauchen alle jemanden an unserer Seite.«
    In dem Moment, als sie das sagte, wurde ihr bewusst, dass sie ebenso von sich sprach wie von Judy. Taylor schien das jedoch nicht zu bemerken.
    Stattdessen lächelte er. »Du kennst sie nicht so gut wie ich.«
    »Das mag sein, aber wie du weißt, hat meine Mutter das Gleiche durchgemacht wie deine Mutter. Sie hat immer um meinen Vater getrauert, aber ich weiß, dass sie auch den Wunsch hatte, von jemandem geliebt zu werden.«
    »Hat sie sich mit anderen Männern verabredet?«
    Denise nickte und trank von ihrem Champagner. Schatten huschten über ihr Gesicht.
    »So zwei Jahre nach seinem Tod fing sie damit an. Ein paar Mal war es eine ernste Sache und ich dachte schon, ich würde einen Stiefvater bekommen, aber dann hat es doch mit keinem geklappt.«
    »Warst du böse auf sie? Ich meine, weil sie sich mit Männern verabredet hat?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich wollte, dass meine Mom glücklich ist.«
    Taylor zog eine Augenbraue hoch und leerte sein Glas. »Ich glaube, ich wäre nicht so vernünftig gewesen wie du.«
    »Mag sein. Aber deine Mom ist noch jung. Vielleicht passiert es ja noch.«
    Taylor setzte das Glas auf seinen Oberschenkel. Diese Möglichkeit hatte er nie in Erwägung gezogen.
    »Und du? Hast du immer gedacht, du würdest inzwischen verheiratet sein?«, fragte er.
    »Na klar«, sagte sie trocken. »Ich hatte alles geplant. College-Abschluss mit zweiundzwanzig, verheiratet spätestens mit fünfundzwanzig, das erste Kind mit dreißig. Es war ein großartiger Plan, nur dass absolut gar nichts so geklappt hat, wie es vorgesehen war.«
    »Du klingst enttäuscht.«
    »Das war ich auch«, gab sie zu, »lange Zeit. Ich meine meine Mom hatte eine feste Vorstellung davon, wie mein Leben verlaufen sollte, und hat mir das bei jeder Gelegenheit erzählt. Sie hat es gut gemeint, das weiß ich. Ich sollte aus ihren Fehlern lernen und ich war dazu bereit. Aber als sie starb… ich weiß nicht. Ich glaube, eine Weile lang habe ich alles vergessen, was sie mir beigebracht hatte.«
    Sie brach ab und sah nachdenklich vor sich hin.
    »Weil du schwanger geworden bist?«, fragte er sacht.
    Denise schüttelte den Kopf.
    »Nicht, weil ich schwanger geworden bin, obwohl das Teil davon war. Es lag eher daran, dass ich nach ihrem Tod das Gefühl hatte, sie würde mir nicht mehr die ganze Zeit über die Schulter gucken und alles beurteilen, was ich in meinem Leben tat. Das stimmte natürlich auch und ich habe es ausgenutzt. Erst später habe ich begriffen, dass meine Mom mich mit dem, was sie immer gesagt hat, nicht zurückhalten wollte, sondern dass es zu meinem eigenen Nutzen war, damit sich alle meine Träume verwirklichen würden.«
    »Wir machen alle Fehler, Denise -«
    Sie hob die Hand und unterbrach ihn. »Ich erwähne das nicht, weil ich voller Selbstmitleid bin. Ich habe ja gesagt, ich bin jetzt nicht mehr enttäuscht. Wenn ich heute an meine Mom denke, dann weiß ich, dass sie stolz auf mich wäre und auf die Entscheidungen, die ich in den letzten fünf Jahren getroffen habe.«
    Denise zögerte und atmete tief ein. »Ich glaube, du

Weitere Kostenlose Bücher