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Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Titel: Das Schweigen des Sammlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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Schwesternzimmer ist ein Telefon.«
    »Du brauchst nicht anzurufen.« Mit schuldbewusster Miene hielt Adrià ihn auf.
    Max, Sara, Doktor Dalmau und Bernat sahen mich an. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, als hätte ich mich ohne Einladung ins Leben gemogelt und plötzlich würden alle den Schwindel bemerken und mich mit vorwufsvollen Blicken durchbohren.
    »Warum nicht?«, fragte jemand.
    »Weil ich es gekauft habe.«
    Schweigen. Sara schnitt eine Grimasse.
    »Du bist ein Simpel«, sagte sie.
    Adrià sah sie mit großen Augen an.
    »Ich wollte es dir schenken«, sagte ich aufs Geratewohl.
    »Ich wollte es dir auch schenken.« Sie stieß ein kleines befangenes Lachen aus, das ich vor der Krankheit nie von ihr gehört hatte.
    Zum Abschluss der Vernissage im Krankenhaus stießen die Anwesenden mit Wasser in tristen Plastikbechern auf Sara an. Und Sara sagte kein einziges Mal, wie gern wäre ich dabei gewesen. Aber du sahst mich an und lächeltest mir zu. Ich bin sicher, es war diese Halbwahrheit bezüglich der Geige, die dich wieder mit mir versöhnt hatte. Ich war nicht ehrlich genug, es richtigzustellen.
    Als Sara mit meiner Hilfe ihren obligatorischen Schluck getrunken hatte, bewegte sie den Kopf hin und her und sagte, ich werde mir die Haare ganz kurz schneiden lassen, sie stören mich im Nacken.
    Laura war tief gebräunt von der Algarve zurückgekehrt. Inmitten des Durcheinanders und der Hetze vor den Septemberexamen begegneten wir uns im Büro. Sie erkundigte sich nach Sara, und ich sagte, na ja, und sie fragte nicht weiter. Obwohl wir Stunden zusammen im Büro saßen, sagten wir kein Wort mehr und ignorierten einander. Ein paar Tage später ging ich mit Max essen, denn ich hatte vor, ein Buch mit dem Titel der Ausstellung und allen Porträts zu machen, im DIN-A4-Format, was hältst du davon? Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee, Adrià. Und die beiden Landschaften müssen auch hinein. Einverstanden, die beiden Landschaftenauch. Ein teures Buch, schön gemacht, ohne Hast. Schön gemacht, einverstanden. Wir stritten uns, wer es bezahlen durfte, und einigten uns darauf, jeder die Hälfte zu übernehmen, und ich begann mit der Arbeit, unterstützt von der Galerie Artipèlag und Heribert Bauçà. Ich gab mich der Illusion hin, wir könnten vielleicht in der Lage sein, ein anderes Leben zu beginnen, du zu Hause, gut versorgt, falls du noch mit mir leben wolltest, worüber ich mir nicht ganz im Klaren war, und falls du bereit wärst, dir deine seltsamen Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Ich sprach mit sämtlichen Ärzten. Dalmau warnte mich, soweit er wisse, sei Saras Zustand noch nicht stabil, und ich solle es nicht zu eilig haben, sie mit nach Hause zu nehmen, damit habe Frau Doktor Real völlig recht. Außerdem sei es besser für den Seelenfrieden aller, keine Pläne zu schmieden. Zu lernen, bis auf weiteres von einem Tag zum nächsten zu leben, glaub mir. Und dann vertrat mir Laura eines Tages auf dem Korridor vor den Hörsälen den Weg und sagte, ich gehe zurück nach Uppsala. Man hat mir eine Stelle am sprachwissenschaftlichen Institut angeboten.
    »Wie schön.«
    »Kommt darauf an. Ich gehe jedenfalls. Wenn du eine Anwältin willst, ich bin in Uppsala.«
    »Laura, ich will gar nichts.«
    »Du hast noch nie gewusst, was du willst.«
    »Mag sein. Aber jetzt weiß ich, dass ich nicht nach Uppsala fahren werde, um dich zu besuchen.«
    »Zumindest weißt du Bescheid.«
    »Du kannst nicht erwarten, dass andere …«
    »Hey.«
    »Was denn?«
    »Es ist mein Leben, nicht deins. Und die Gebrauchsanweisung schreibe ich.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange, und soweit ich mich entsinne, wechselten wir nie wieder ein Wort. Ich weiß, dass sie in Uppsala lebt. Ich weiß, dass sie sechs oder sieben recht gute Artikel veröffentlicht hat.Ich vermisse sie, aber ich hoffe, sie hat einen Menschen gefunden, der sich seiner selbst sicherer ist als ich. Und unterdessen beschlossen Max und ich, dass das Buch eine Überraschung werden sollte, in erster Linie, damit sie uns die Idee nicht auszureden versuchte. Wir wollten, dass unsere Begeisterung aufrüttelnd und ansteckend auf sie wirkte. Deshalb baten wir Joan Pere Viladecans um ein kleines Vorwort, das er gern für uns verfasste. In wenigen Zeilen sagte er so viel über Saras Kunst, dass mich fiebrige Eifersucht überfiel, weil ich dachte, wie kann es so viele Aspekte und so viele Details in Saras Zeichnungen geben, die ich immer

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