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Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Titel: Das Schweigen des Sammlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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erste fertig hast, nenne ich dir den Preis.«
    Dieses Holz hatte noch nie jemand verschenkt. Im Jahre des Herrn 1705, vor sehr langer Zeit, lange bevor der junge Storioni zur Welt kam, als die Erde sich allmählich rundete, war Jachiam der Unbußfertige aus der Familie der Muredas von Pardàc nach Cremona gekommen, begleitet von Blond de Cazilhac und mit einem Karren voll scheinbar wertlosemHolz, was ihnen auf der unendlich weiten Reise viel Ärger erspart hatte. Jachiam war ein kräftiger Mann Anfang dreißig, der das Leben mit finsterer Entschlossenheit anging. Er ließ Blond mit der Ladung weit vor der Stadt zurück und eilte allein voraus. Als er das Steineichenwäldchen erreichte, ging er ein Stück hinein. Rasch fand er eine verborgene Stelle, wo er in Ruhe sein Geschäft verrichten konnte. Schon in der Hocke, blickte er geradeaus und entdeckte einige weggeworfene Kleiderfetzen. Herrenlose Lumpen, die ihn an das verfluchte Wams von Bulchanij de Moena erinnerten und damit an all das Unheil, das über die Muredas de Pardàc gekommen war und das mit der glücklichen Fügung, an der er arbeitete, vielleicht ein Ende haben würde. Und er schluchzte haltlos, während er seinen Darm entleerte. Wieder gefasst und körperlich erleichtert, ordnete er seine speckige Kleidung, ging in die Stadt und geradewegs zur Werkstatt von Stradivari, die er als Junge einige Male besucht hatte. Er fragte direkt nach Maestro Antonio. Dem sagte er, er wisse, dass wegen des Waldbrandes in Paneveggio vor gut fünfzehn Jahren das Holz allmählich knapp werde.
    »Ich hole es mir woanders.«
    »Ich weiß. Aus den slowenischen Wäldern. Wenn Ihr daraus ein Instrument baut, werdet Ihr feststellen, dass es einen stumpfen Klang hat.«
    »Es gibt kein anderes.«
    »Doch. Ich habe welches.«
    Stradivari musste gewaltig in der Klemme stecken, denn er folgte dem Fremden hinaus aus Cremona, dorthin, wo sie den Karren versteckt hatten. Stradivaris stiller Sohn Omobono und ein Lehrling aus der Werkstatt namens Bergonzi begleiteten ihn. Alle drei untersuchten das Holz, schnitten kleine Stücke ab, kauten sie, tauschten verstohlene Blicke, und Jachiam, der Sohn des alten Mureda, sah ihnen befriedigt dabei zu, überzeugt, ganze Arbeit geleistet zu haben, während die anderen die abgeschnittenen Stücke prüfend drehten und wendeten. Es dunkelte bereits, als Maestro Antonio sich vor Jachiam aufbaute.
    »Wo hast du dieses Holz her?«
    »Von sehr weit her. Es kommt aus dem Westen, aus eisigen Gefilden.«
    »Woher weiß ich, dass du es nicht gestohlen hast?«
    »Ihr müsst mir vertrauen. Holz ist mein ganzes Leben, ich kann seinen Klang wecken, ich weiß, wie es riechen muss, und kann es beurteilen.«
    »Es ist ausgesprochen gut und ordentlich verpackt. Wo hast du das gelernt?«
    »Ich bin ein Sohn des alten Mureda de Pardàc. Fragt meinen Vater.«
    »Pardàc?«
    »Hier unten heißt es Predazzo.«
    »Mureda de Predazzo ist tot.«
    Jachiam schossen die Tränen in die Augen. Vater ist tot und wird mich nicht heimkommen sehen, beladen mit zehn Beuteln Gold, damit er nie wieder arbeiten muss, weder er noch eines meiner Geschwister: Agno, Jenn, Max, der beschränkte Hermes, Josef, der lahme Theodor, Micurà, Ilse, Erica, Katharina, Matilde, Gretchen und die kleine Bettina, mein blindes Schwesterchen, das mir das Medaillon mit der heiligen Maria dai Ciüf geschenkt hat, das Mutter ihr auf dem Sterbebett gegeben hatte.
    »Mein Vater ist gestorben?«
    »Aus Trauer um seinen abgebrannten Wald. Aus Trauer um seinen toten Sohn.«
    »Welchen Sohn?«
    »Jachiam, den besten der Muredas.«
    »Ich bin Jachiam.«
    »Jachiam ertrank bei dem Waldbrand im Fluss von Forte Buso.« Und mit einem spöttischen Seitenblick: »Wenn du Muredas Sohn bist, solltest du dich daran erinnern.«
    »Jachiam, der Sohn des Mureda de Pardàc, bin ich«, beharrte Jachiam, während Blond de Cazilhac der Unterhaltung gespannt folgte, auch wenn er nicht alles verstand, weil ihm die beiden zu schnell sprachen.
    »Ich weiß, dass du lügst.«
    »Nein. Seht, Meister.«
    Er nahm das Medaillon vom Hals und zeigte es Maestro Stradivari.
    »Was ist das?«
    »Die heilige Maria dai Ciüf. Die Schutzpatronin der Holzfäller. Die Patronin der Muredas. Es gehörte meiner Mutter.«
    Stradivari nahm das Medaillon und betrachtete es aufmerksam. Eine schlichte, ernste Madonna und ein Baum.
    »Eine Tanne, Maestro.«
    »Eine Tanne im Hintergrund.« Er gab das Medaillon zurück. »Und das ist ein Beweis?«
    »Der Beweis

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