Das Schweigen
katapultierte
sich zurück an die Oberfläche und schwamm dann weit
bis etwa in die Mitte des Sees.
Er spürte erst jetzt, wie ihm diese Objekte im Na-
cken gesessen hatten, wie groß seine Erleicherung war,
endlich nicht mehr in diesen Vorort von Helsinki fahren
zu müssen, um zwei mehr als renovierungsbedürftige
Wohnungen wie Sauerbier anzubieten. Es war ein Feh-
ler gewesen, diese Objekte überhaupt anzunehmen,
zumal der Verkäufer unrealistische Preisvorstellungen
geäußert hatte und auch ansonsten unangenehm gewe-
sen war, aber Korvensuo hatte angesichts der momenta-
nen Finanzlage kaum eine Wahl gehabt. Und letztlich
hatte es sich gelohnt, denn er war dank eines Handwer-
kers, der beide Wohnungen eigenhändig wiederherstel-
len wollte und sich darauf offenbar freute, von diesen
Objekten befreit worden.
Er schwamm zurück ans Ufer, schwang sich auf den
Steg und zog sich an. In einer halben Stunde würden
Marjatta und die Kinder ankommen. Und wieder eine
halbe Sunde später die Gäste. Johanna und Arvi Mus-
tonen mit ihren beiden Töchtern. Und Pekka, sein jun-
ger Kollege, den er wirklich mochte, der gute Arbeit
leistete, der still und rein war.
Es würde ein schöner Abend werden. Das Jackett
und die Krawatte warf er nur über den Arm, er hatte ein
T-Shirt im Kofferraum. Er fühlte sich wohl. Er drehte
sich einmal um die eigene Achse und dann, nach einigen
Sekunden, drehte er sich noch einmal in die andere
Richtung, und dann lief er den Abhang hinauf zu sei-
nem Wagen.
2
Die Kinder rannten unermüdlich zwischen der Sauna
und dem See hin und her. Aku, Laura und die Töchter
der Mustonens. Timo Korvensuo sah ihnen dabei zu
und spürte nichts als Freude, Erleichterung und ein Ge-
fühl angenehmer Leere nach arbeitsreichen Tagen.
Die jüngere Tochter der Mustonens trug einen Bade-
anzug in Rosa, die ältere eine rote Badehose und ein
grün und weiß gestreiftes Bikini-Ob erteil. Es gefiel
ihm, es störte ihn nicht, er unterhielt sich entspannt mit seinen Gästen und nahm die Details nur am Rande
wahr. Die Wassertropfen auf der Haut, und wie sich die
ältere durchs Haar fuhr, auf eine ganz bestimmte Weise,
und das Wasser auf seinem Arm, wenn die Mädchen
um den Tisch herum liefen.
Sie spielten Fangen, wobei der zu Fangende wohl
immer Aku war. Die Mädchen begruben ihn unter sich
und kitzelten ihn, und Aku lachte und blieb ansonsten
ungerührt und sprang schon wieder ins Wasser, und die
Mädchen folgten. Sie schwammen weit raus, ihr Lachen
verklang in der Ferne.
»Seid bitte vorsichtig!« rief Marjatta.
»Kann doch nichts passieren«, sagte Arvi.
»Wer nimmt noch Fleisch?« fragte Korvensuo.
Johanna und Marjatta winkten ab, Arvi hob die
Hand.
»Für dich auch, Pekka?« fragte Korvensuo.
»Ja ... dann auch noch eins«, murmelte Pekka. Kor-
vensuo amüsierte sich ein wenig über seinen jungen
Mitarbeiter. Wenn es darum ging, Häuser zu vermit-
teln, war Pekka Rantanen nicht halb so schüchtern wie
jetzt. Er saß bemüht reglos auf seinem Stuhl, hatte kaum
ein Wort gesagt und wenig gegessen. Wie unterschied-
lich sich Menschen verhielten in verschiedenen Situa-
tionen.
Korvensuo verteilte das Fleisch auf den Tellern,
drehte sich einmal um die eigene Achse, ohne dass die
anderen es zu bemerken schienen, setzte sich, begann,
mit gutem Appetit zu essen und ließ Arvi über den Zu-
stand der finnischen Fußball-Nationalmannschaft sin-
nieren.
»Die haben gute Leute, aber die machen einfach
nichts draus, glaub mir, das wird wieder nichts werden«,
sagte er, und Korvensuo nickte, während das Lachen
der Kinder wieder näher drang.
»Verletzungspech«, murmelte Pekka.
»Wo wir dabei sind, lass doch mal die Kiste laufen,
die U-21 hat heute ein Testspiel.«
»Klar, wenn die Frauen nichts dagegen haben«, sagte
Timo Korvensuo, aber die Frauen waren ganz vertieft in
ein Gespräch über Second-Hand-Läden. Korvensuo lä-
chelte vor sich hin, während er den kleinen Fernseher
zur Terrasse trug. Er stellte ihn auf einem Stuhl ab,
schaltete ein und suchte nach der richtigen Position für
die Antenne.
»Du guckst dir sogar die Junioren-Spiele an?« fragte
Pekka im Hintergrund.
»Nur wenn der Nachwuchs gut ist, werden wir ir-
gendwann mal vorne mitspielen«, entgegnete Arvi.
Das Bild war nicht sonderlich gut, aber es ging.
»Ihr könntet euch mal einen neuen Fernseher zulegen,
der sieht antik aus«, sagte Arvi.
»Wir schauen hier eigentlich
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