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Das Schweigen

Das Schweigen

Titel: Das Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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katapultierte
    sich zurück an die Oberfläche und schwamm dann weit
    bis etwa in die Mitte des Sees.
    Er spürte erst jetzt, wie ihm diese Objekte im Na-
    cken gesessen hatten, wie groß seine Erleicherung war,
    endlich nicht mehr in diesen Vorort von Helsinki fahren
    zu müssen, um zwei mehr als renovierungsbedürftige
    Wohnungen wie Sauerbier anzubieten. Es war ein Feh-
    ler gewesen, diese Objekte überhaupt anzunehmen,
    zumal der Verkäufer unrealistische Preisvorstellungen
    geäußert hatte und auch ansonsten unangenehm gewe-
    sen war, aber Korvensuo hatte angesichts der momenta-
    nen Finanzlage kaum eine Wahl gehabt. Und letztlich
    hatte es sich gelohnt, denn er war dank eines Handwer-
    kers, der beide Wohnungen eigenhändig wiederherstel-
    len wollte und sich darauf offenbar freute, von diesen
    Objekten befreit worden.
    Er schwamm zurück ans Ufer, schwang sich auf den
    Steg und zog sich an. In einer halben Stunde würden
    Marjatta und die Kinder ankommen. Und wieder eine
    halbe Sunde später die Gäste. Johanna und Arvi Mus-
    tonen mit ihren beiden Töchtern. Und Pekka, sein jun-
    ger Kollege, den er wirklich mochte, der gute Arbeit
    leistete, der still und rein war.
    Es würde ein schöner Abend werden. Das Jackett
    und die Krawatte warf er nur über den Arm, er hatte ein
    T-Shirt im Kofferraum. Er fühlte sich wohl. Er drehte
    sich einmal um die eigene Achse und dann, nach einigen
    Sekunden, drehte er sich noch einmal in die andere
    Richtung, und dann lief er den Abhang hinauf zu sei-
    nem Wagen.

    2

    Die Kinder rannten unermüdlich zwischen der Sauna
    und dem See hin und her. Aku, Laura und die Töchter
    der Mustonens. Timo Korvensuo sah ihnen dabei zu
    und spürte nichts als Freude, Erleichterung und ein Ge-
    fühl angenehmer Leere nach arbeitsreichen Tagen.
    Die jüngere Tochter der Mustonens trug einen Bade-
    anzug in Rosa, die ältere eine rote Badehose und ein
    grün und weiß gestreiftes Bikini-Ob erteil. Es gefiel
    ihm, es störte ihn nicht, er unterhielt sich entspannt mit seinen Gästen und nahm die Details nur am Rande
    wahr. Die Wassertropfen auf der Haut, und wie sich die
    ältere durchs Haar fuhr, auf eine ganz bestimmte Weise,
    und das Wasser auf seinem Arm, wenn die Mädchen
    um den Tisch herum liefen.
    Sie spielten Fangen, wobei der zu Fangende wohl
    immer Aku war. Die Mädchen begruben ihn unter sich
    und kitzelten ihn, und Aku lachte und blieb ansonsten
    ungerührt und sprang schon wieder ins Wasser, und die
    Mädchen folgten. Sie schwammen weit raus, ihr Lachen
    verklang in der Ferne.
    »Seid bitte vorsichtig!« rief Marjatta.
    »Kann doch nichts passieren«, sagte Arvi.
    »Wer nimmt noch Fleisch?« fragte Korvensuo.
    Johanna und Marjatta winkten ab, Arvi hob die
    Hand.
    »Für dich auch, Pekka?« fragte Korvensuo.
    »Ja ... dann auch noch eins«, murmelte Pekka. Kor-
    vensuo amüsierte sich ein wenig über seinen jungen
    Mitarbeiter. Wenn es darum ging, Häuser zu vermit-
    teln, war Pekka Rantanen nicht halb so schüchtern wie
    jetzt. Er saß bemüht reglos auf seinem Stuhl, hatte kaum
    ein Wort gesagt und wenig gegessen. Wie unterschied-
    lich sich Menschen verhielten in verschiedenen Situa-
    tionen.
    Korvensuo verteilte das Fleisch auf den Tellern,
    drehte sich einmal um die eigene Achse, ohne dass die
    anderen es zu bemerken schienen, setzte sich, begann,
    mit gutem Appetit zu essen und ließ Arvi über den Zu-
    stand der finnischen Fußball-Nationalmannschaft sin-
    nieren.
    »Die haben gute Leute, aber die machen einfach
    nichts draus, glaub mir, das wird wieder nichts werden«,
    sagte er, und Korvensuo nickte, während das Lachen
    der Kinder wieder näher drang.
    »Verletzungspech«, murmelte Pekka.
    »Wo wir dabei sind, lass doch mal die Kiste laufen,
    die U-21 hat heute ein Testspiel.«
    »Klar, wenn die Frauen nichts dagegen haben«, sagte
    Timo Korvensuo, aber die Frauen waren ganz vertieft in
    ein Gespräch über Second-Hand-Läden. Korvensuo lä-
    chelte vor sich hin, während er den kleinen Fernseher
    zur Terrasse trug. Er stellte ihn auf einem Stuhl ab,
    schaltete ein und suchte nach der richtigen Position für
    die Antenne.
    »Du guckst dir sogar die Junioren-Spiele an?« fragte
    Pekka im Hintergrund.
    »Nur wenn der Nachwuchs gut ist, werden wir ir-
    gendwann mal vorne mitspielen«, entgegnete Arvi.
    Das Bild war nicht sonderlich gut, aber es ging.
    »Ihr könntet euch mal einen neuen Fernseher zulegen,
    der sieht antik aus«, sagte Arvi.
    »Wir schauen hier eigentlich

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