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Das Schweigen

Das Schweigen

Titel: Das Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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nicht« und nicht näher erklärt, warum es
    nicht ging.
    Dann hatte Pärssinen begonnen, vor sich hin zu flu-
    chen und war ganz aus der Stadt herausgefahren, und er
    hatte gespürt, dass Pärssinen wusste, was er tat, obwohl
    Pärssinen versichert hatte, so etwas auch noch nie ge-
    macht zu haben, und dass erst ihre Bekanntschaft, ihre
    Begegnung, ihr Zusammenfinden, wie er es ganz am
    Ende einmal genannt hatte, ihm klargemacht hätte, dass
    es sein müsse, dass es verdammt noch mal sein müsse
    und dass es keinen Sinn hätte, dagegen anzugehen, son-
    dern dass sie es tun würden, gemeinsam tun würden,
    und während Pärssinen über die Landstraße gefahren
    war, hatte er gespürt, dass es jetzt so weit war, dass es
    jetzt passieren würde, was immer es war, und er hatte
    die Szene aus einem gerade gesehenen Film in sein Hirn
    hinein gepresst, bis er begriffen hatte, dass nichts eine
    Rolle spielte und jede Art von Explosion eine Erleichte-
    rung sein würde.
    Pärssinen war abgebogen und hatte ihm einen Klaps
    auf die Schulter gegeben und ihm signalisiert, in eine
    bestimmte Richtung zu schauen, durch das Fenster auf
    der Fahrerseite.
    Er hatte gesehen, was Pärssinen ihm zeigen wollte,
    und Pärssinen hatte die Geschwindigkeit gedrosselt und
    gestöhnt. Vor sich hingesummt oder gestöhnt, er wusste
    es nicht genau, hatte es schon damals nicht gewusst, auf
    jeden Fall hatte Pärssinen die Geschwindigkeit gedros-
    selt, hatte abwechselnd nach vorne und in den Rückspie-
    gel geschaut, hatte schließlich den Wagen gestoppt, die
    Hand an die Tür gelegt und gesagt; »Bereit?!«
    Und er hatte, daran erinnerte er sich sehr genau, ent-
    gegnet: »Was meinst du?«
    Pärssinen hatte darauf nicht mehr reagiert, sondern
    nur noch gesagt: »Jetzt!«
    Und dann war Pärssinen aus dem Wagen gestiegen,
    und er hatte ihn laufen sehen, ruhig und zielstrebig,
    und genau da hatte er begriffen, dass es zu Ende war,
    dass es vollkommen zu Ende war, und dass es begann,
    und Pärssinen hatte das Mädchen vom Fahrrad
    gestoßen, es in das Feld gezerrt, und er hatte die beiden
    nicht mehr gesehen, nur noch das Fahrrad, das auf dem
    Weg gelegen hatte, der Lenker in einer falschen, in
    einer schiefen Position.
    Er war aus dem Wagen gestiegen und musste zwanzig,
    dreißig Meter zu dem Fahrradweg, zu dem auf dem
    Weg liegenden Fahrrad gelaufen sein, obwohl er sich an
    die Sekunden, in denen er diese Meter zurückgelegt
    hatte, nicht erinnern konnte.
    Als Erstes hob er das Fahrrad auf.
    Rückte den Lenker zurecht.
    Dann ging er einige Schritte in das Feld und betrach-
    tete Pärssinen, der auf dem Mädchen lag. Er sah Pärs-
    sinens entblößten Hintern und die Beine des Mädchens.
    Pärssinen redete: »Macht doch nichts, mach doch,
    mach doch, mach, mach, mmm ...« Das Mädchen
    schwieg, vermutlich, weil Pärssinen ihm den Mund
    zuhielt. Pärssinen war kräftig, klein, aber kräftig.
    Er stand eine Weile und wartete darauf, dass es zu
    Ende war. Denn es war zu Ende. Es war ja zu Ende.
    »N... nein. Bitte ... nein, lass, lass ... das ... doch«,
    sagte er nach einer Weile.
    Einige Zeit später richtete sich Pärssinen auf und zog
    die Hose hoch. »Scheiße«, sagte er. Er schwitzte.
    Das Mädchen lag reglos und starrte Pärssinen an.
    »Scheiße«, sagte Pärssinen, und während er versuchte,
    in Pärssinens Gesicht zu erkennen, was Pärssinen damit
    meinte, dachte er, dass es zu Ende war, und Pärssinen
    beugte sich über das Mädchen und drückte ihm die
    Kehle zu.
    Das Mädchen reagierte kaum.
    Als er einen Schritt in Pärssinens Richtung machte,
    stand der schon wieder auf und sagte: »Scheiße, wir
    müssen sie wegschaffen«, und als er nichts erwiderte,
    präzisierte Pärssinen: »Verschwinden lassen, die muss
    weg, kapiert! Jetzt hilf mir, du Arsch!!«
    Er stand da und betrachtete Pärssinen, der das Mäd-
    chen den Fahrradweg entlang schleifte.
    »Jetzt hilf mir doch, Mann!« sagte er, und als er sich
    nicht rührte, weil es nicht ging, legte Pärssinen das
    Mädchen ab, rannte zum Wägen und fuhr ihn näher an
    die Stelle heran, an der das Mädchen lag und er stand.
    Pärssinen stieg aus, ging in die Hocke, schien sich
    kurz zu konzentrieren, dann hievte er das Mädchen
    ruckartig in die Höhe und ließ es in den Kofferraum
    sinken. Er schloss die Klappe, warf das Fahrrad in das
    Feld und sagte: »Weg hier!«
    Er stand da und betrachtete das Fahrrad im Feld.
    »Willst du hier bleiben oder was?!« rief Pärssinen aus
    dem Wagen und

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