Das Schweigen
können ...«
»Nein, nein, ich arbeite hier, gerade ... seit drei Wo-
chen ... ich bin in der Probezeit.«
»Hm, ja«, murmelte Ketola. »Wo ist denn Päivi? Die
macht das doch sonst hier...«
»Ja, deshalb ja ... Päivi ist im Urlaub, deshalb ist das
hier meine erste Woche allein ...«
»Verstehe«, sagte Ketola. »Gut, pass auf. Die Sache ist
dreiunddreißig Jahre her, und die Technik hatte damals
ein Modell erstellt... eine Art... Modelleisenbahn ohne
Eisenbahn.« Ketola atmete auf, weil ihm diese Erklärung
geglückt war, aber der junge Mann war zu nichts zu
gebrauchen und blieb begriffsstutzig.
»Verstehst du? Wir suchen ein Modell, ein viereckiges
Modell aus Plastik... wo könnte so was sein?«
Jetzt schien der Junge wenigstens nachzudenken.
»Irgendeine Ahnung?« fragte Ketola.
»Also, dreiunddreißig Jahre ... das ist...«
»Lange her?« half Ketola.
»Ja ... hier oben haben wir da eigentlich gar nichts
und bestimmt kein Modell oder so was. Höchstens
unten, da haben wir ...«
»Ja?«
»Da ist so ein Raum, wo alles Mögliche rumsteht, für
Päivi ist das ja der Horror, das ist sozusagen unsere
Rumpelkammer...«
»Ach ja?«
»Ja, weil alles durcheinander ist und keine Bedeutung
mehr hat.«
»Dann lass uns da mal runtergehen.«
»Ja ... ich kann hier aber erst mal nicht weg.«
»Wie heißt du?« fragte Ketola.
»Äh, Antti. Antti Lappeenranta.«
Ketola fühlte sich plötzlich bester Laune und fast zu
Scherzen aufgelegt. Er zog seinen Dienstausweis, zum
letzten Mal vielleicht, wie ihm durch den Kopf schoss,
hielt ihn dem Jungen vor die Nase und erklärte: »Antti
Lappeenranta, ich nehme dich fest wegen des Verdachts
auf was auch immer. Auf jeden Fall bist du geliefert.
Folge mir.« Dann ging er voraus und überzeugte sich
mit einem Blick über die Schulter, dass Kimmo und der
verdutzte Junge ihm folgten.
Sie fuhren mit dem Aufzug in den Keller, der auf an-
dere Weise auch nicht zu erreichen war, denn die
Treppe endete an einer Tür, zu der niemand je einen
Schlüssel gehabt zu haben schien.
»Bitte«, sagte Ketola, als sie unten waren, und der
junge Archivar führte sie zu einem tatsächlich selbst in
diesem Kellergeschoss noch abgelegenen Raum, der
recht groß, gemessen an der Menge seines Inhaltes aller-
dings ausgesprochen klein bemessen war.
Ketola staunte, und Kimmo sagte: »Hm.«
»Tja«, bestätigte der junge Mann.
Der Raum war in mehreren Schichten vollgestellt mit
Kartons, die zum Teil geöffnet waren und den Blick
freigaben auf mehr oder weniger verdreckte Aktenord-
ner in verschiedenen verblassenden Farben. Eben solche
Ordner standen und lagen auch in Regalen, an den
Raumwänden befanden sich dicht aneinander gestellt
alte Gerätschaften, Kopierer, Drucker, Overhead-Pro-
jektoren. Den Staub, den das alles angesetzt hatte,
konnte Ketola riechen, und da er noch immer zu Scher-
zen aufgelegt war, schlug er vor: »Päivi könnte hier bei
Gelegenheit mal aufräumen.«
»Hm, ja ... es ist nur vorübergehend, wir... also, das
Archiv ... weil ich ja da noch nicht da war, aber Päivi
hatte mir erzählt, dass sie halt Platz schaffen mussten,
und hier haben sie erst mal Sachen abgestellt, die nicht
mehr so wichtig sind... da soll bald auch manches ganz
entfernt werden ...«
»Natürlich ... und wo ist denn nun mein Modell?«
»Äh ... ja, wenn überhaupt irgendwo, dann hier.«
Kimmo bahnte sich bereits einen Weg durch die Kar-
tons, blieb in der Mitte des Raumes stehen und fragte:
»Wie groß ist es denn. Ich meine, wie lang und wie
breit?«
Ketola überlegte. »Ich schätze, es hat etwa die Größe
eines kleinen Tisches. Und es steht auf Rädern.«
»Auf Rädern?« fragte der junge Archivar.
»Ja, wir haben es immer vom Büro in den Bespre-
chungsraum und wieder zurück geschoben. Es steht auf
Rädern. Ein Tisch auf Rädern.«
Kimmo ging zu den an den Wänden abgestellten Ge-
rätschaften, von denen einige mit weißen Tüchern be-
deckt waren. Ketola folgte ihm und stolperte über einen
Karton, als Kimmo »Hier!« rief.
»Was?«
»Ich glaube, das ist es.« Kimmo trat zur Seite und gab
den Blick auf das Modell frei, das Ketola gesucht hatte.
Ketola stand noch halb gestützt auf den Karton, richtete
sich auf und sah das Viereck aus Plastik. Ketola seufzte
beim Anblick, der sich ihm bot, er hörte es nur, er
wusste selbst nicht, woher dieser Laut aus seinem In-
nern gekommen war, und er konnte ihn nicht deuten.
»Ja, das
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