Das Schweigen
rannte weiter und stieß einen Schrei aus, der
nicht zu enden schien und der Matti Ylönen nicht son-
derlich menschlich vorkam.
Er spürte den festen Druck von Outis Hand in seiner.
Sie schwiegen, während der Mann immer schneller
rannte und aus dem Schrei eine Art hysterisches India-
nergeheul wurde, und als der unbekannte Mann schließ-
lich, wie von einer plötzlichen Eingebung geleitet, in
seinen Wagen stieg, den Motor laut aufheulen ließ,
anfuhr und sich mitsamt seinem Auto über den Steg
hinweg in hohem Bogen in den See katapultierte,
dachte Matti Ylönen merkwürdigerweise daran, dass er
mit Outi zusammenleben würde.
Dass es so einfach war.
Dass sie zusammengehörten.
Ob sie nun wollte oder nicht.
Der Wagen versank erstaunlich schnell im aufge-
wühlten Wasser, und dann war alles ruhig, nur der
Schrei hallte nach, und Outi lehnte den Kopf an seine
Schulter.
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Laura lag in der Sonne.
Aku tauchte.
Pia lachte lautlos.
Nicht atmen, sagte Marjatta.
Er wollte nicht.
13
Aku lief. Er drehte sich immer wieder um, weil er sicher
war, dass sie ihm folgen würden, mindestens Laura
musste doch hinter ihm herrennen, um ihn zurückzu-
bringen oder wenigstens zu fragen, was er denn vor-
habe, aber niemand kam. Im Haus waren fremde Män-
ner gewesen, einige von ihnen hatten ihn angelächelt,
während er versucht hatte, herauszufinden, was sie
machten. Nach einer Weile waren die Männer seinen
Blicken ausgewichen und hatten so getan, als würden
sie seine Anwesenheit gar nicht bemerken.
Laura hatte am Rand gestanden und unsicher
gelächelt. Ihre Freundin war nach Hause gefahren. Die
fremden Männer hatten den Computer seines Vaters
aus dem Haus getragen.
Seine Mutter hatte auf dem Sofa gesessen, neben
einem der Männer. Sie hatte nicht gesprochen, kein
einziges Wort, sie hatte nur dem ruhig und sanft
sprechenden Mann zugehört und genickt, und Aku war
gegangen, ohne sich zu verabschieden.
Er stand an der Bushaltestelle. Er konnte das Haus
sehen, das Fenster seines Zimmers im Dachgeschoss.
Der Bus kam. Er stieg ein und hatte gerade genug Geld
für ein Ticket in die Innenstadt. Er setzte sich in die
letzte Bank und sah die Vororte vorbeifliegen.
Er fragte sich, was die Männer mit dem Computer
anfangen wollten. Zumal der mit Abstand beste Com-
puter im ganzen Haus ja in seinem eigenen Zimmer
stand.
Er stieg in der Innenstadt aus und lief eine Weile ein-
fach nur herum, weil er kein Geld mehr hatte, noch
nicht einmal für eine einzige Kugel Eis. Dann saß er am
Hafen und sah den Fährschiffen dabei zu, wie sie auf
das Wasser glitten. Nächste Woche wollten sie mit der
Fähre nach Tallinn fahren, er freute sich darauf.
Als er nach Hause kam, stand nur noch eines der
Autos vor der Einfahrt zum Haus. Laura öffnete. Ihr Ge-
sicht sah wie versteinert aus, ganz weiß. Der Mann und
seine Mutter saßen auf dem Sofa. Der Mann sprach,
seine Mutter nickte. Als seien nur Minuten vergangen.
Niemand fragte, wo er gewesen sei.
Er rannte nach oben in sein Zimmer. Er riss die Tür
auf und sah den Computer auf dem Tisch stehen. Für
Momente war er erleichtert. Den wesentlich besseren,
seinen, hatten sie also da gelassen.
Er setzte sich auf das Bett und begann, in einem
Comic-Heft zu blättern. Er summte eine Melodie vor
sich hin.
Ab und zu sah er durch das Fenster, um zu sehen, ob
das Auto noch da stand. Das Auto des Mannes, der
neben seiner Mutter im Wohnzimmer saß.
14
Joentaa sah schon aus der Entfernung das aus dem Was-
ser aufragende Auto. Sundström und Grönholm und die
Taucher und Mitarbeiter des Bergungsteams. Ein Junge
und ein Mädchen, die am Rand standen, im Gespräch
mit Tuomas Heinonen. Niemi und seine Kollegen, über
das ganze Areal verteilt, in weißen Overalls. Die Leiche
auf dem Fahrersitz des Wagens, über dem Lenkrad
zusammengesunken. Der Wagen wurde gerade mit
schwerem Gerät geborgen.
Ketola parkte behutsam neben den Einsatzfahrzeugen
und betrachtete das Bild, ohne ein Wort zu sagen. Seine
Augen waren gerötet, er hatte bis kurz vor ihrer
Ankunft gelacht. Gelacht und gelacht und gelacht, bis
zu dem Moment, in dem er scharf abgebremst und auf
den Waldweg abgebogen war, der zum See führte.
»Das war̕s«, sagte er nach einer Weile und schwieg
wieder, als sei tatsächlich alles gesagt.
Joentaa stieg aus und ging auf Sundström und Grön-
holm zu. Sein Blick ging immer wieder zu dem zusam-
mengekrümmten Körper auf dem
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