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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Vergleich zu ihrer gegenwärtigen Situation etwas Besseres verdient. Und Kitty, in ihrer unendlichen Güte, würde sie aus dieser Situation befreien, sowie sie nur ein brauchbares Mittel in ihren resoluten Händen hielt. Sie setzte auf die Seherin. Die musste tun, was in ihren Kräften stand, und ihr einen Anhaltspunkt geben. Und deshalb war Kitty hier.
    »Es ist jetzt schon eine ganze Woche her, dass Peter nicht mehr ins Bett gemacht hat«, vertraute ihr Mrs. McCloskey an, »und wir drücken die Daumen, dass er auch die nächste Woche durchhält. Ellen, die neben ihm schläft, ist natürlichbesonders froh, denn sie kriegte immer alles mit ab. Möchtest du in deinen Tee nicht doch einen kleinen Schuss?« Sie hielt eine Flasche Tullamore Dew in der Hand und wollte Kitty einschenken.
    »Nein, lieber nicht. Der Tee schmeckt vorzüglich so, wie er ist.«
    »Ah, ja. Einen guten Tee zu machen, darauf verstehe ich mich.« Aus Höflichkeit verbiss sich Kitty die Bemerkung, dass Peter den Tee gemacht hatte. Mrs. McCloskey hatte ein unerschöpfliches Thema: ihre Kinder. »Was Margaret betrifft, das Mädchen scheint Asthma zu entwickeln, da kommt sie nach ihrer Tante. Kann nur hoffen, dass es bei einer Bronchitis bleibt, hab ihr schon ausgemalt, dass man bei einem Asthmaanfall leicht sterben kann. Ihrer Tante jedenfalls ist es so ergangen« – sie schnipste mit den Fingern –, »war gerade so alt wie Margaret jetzt.« Sie beugte sich vor, studierte Ellens Karten, zog eine und legte sie auf den Teppich. Ein verblüffender Zug, auch jetzt sparten Peter und Margaret nicht mit fröhlicher Anerkennung.
    »Ellen gewinnt!« Peter lachte über den vorauszusehenden Ausgang des Spiels. Auch Margaret freute sich. »Sie schlägt uns.«
    Mrs. McCloskey streichelte Ellen über das Haar, lehnte sich dann auf ihrem Stuhl zurück – ein zu straff gepolstertes Sitzmöbel, der Bezug von einem dunkleren Grün als der Teppich – und raunte Kitty zu: »Aus Peter wird mal was. Ich darf gar nicht daran denken, wie wütend ich war, als ich mitbekam, dass er sich in meinem Bauch eingenistet hatte. Am liebsten hätte ich Stanislaus umgebracht. Doch dann fand ich es besser, ihn nach Cork auf Arbeit zu schicken, von wo er uns ein gut Teil seines Lohns schickt, und wir meistern unser Leben hier ohne ihn. Über Peter kann man wirklich nur staunen. Aus dem wird was.« Mrs. McCloskey warf einen Blick auf den Bildschirm, wo das unvermeidlicheFußballspiel im Gange war, offenbar irgendwo im Ausland, denn die Spieler hatten mehr Staub als Rasen unter den Füßen. Die Kommentatoren ließen sich gerade über einen der Sportler aus – einen mit einem unaussprechlichen Namen –, woraus zu schließen war, dass er ein ausländischer Import im irischen Team war. Sichtlich zufrieden mit dem, was sie sah und hörte, besserte Maude ihren Tee mit einem weiteren Schluck Whiskey auf und schenkte dann ihre Aufmerksamkeit den Karten in Peters Hand.
    Eine Schönheit war sie früher nie gewesen, aber das hatte sich mit den Jahren geändert. Im Verlauf ihrer Ehe und Schwangerschaften hatte sie ungemein gewonnen. Zwar war sie fülliger geworden, aber wohlgefällig proportioniert. Auch ohne Zentimetermaß sah Kitty, dass das Verhältnis von Busen und Taille, Hüften und Hintern auffallend gut stimmte. Das dichte schwarze Haar, das in ihrer Jugend verschiedene Torturen über sich hatte ergehen lassen müssen, hatte sie inzwischen bändigen können; sie trug es jetzt straff zurückgekämmt, hinten vorteilhaft zu einem Knoten zusammengesteckt. Die Lippen waren voller geworden, die Zähne – ihre eigenen, wie Kitty ziemlich sicher annahm – waren ebenmäßig und weiß, glänzten fast, wenn sie lächelte, und das tat sie oft, denn die Frau hatte eine übertriebene Art, bei dem geringsten Anlass in Heiterkeit zu verfallen. Im Gegensatz zu dem lebhaft arbeitenden Mund blieben die dunkelbraunen Augen meist ernst, spiegelten vielleicht eine innere Zufriedenheit der Person mit sich und ihrem Wirken wieder. Seherin oder nicht Seherin, man mochte zu ihr stehen, wie man wollte, auf ihrer Lebensbahn war Maude McCloskey durchaus Erfolg beschieden.
    Mit der einen Hand führte die hübsche Maude ihre Teetasse zum Mund, mit der anderen tippte sie auf die Karosieben in den Karten, die Peter hielt, und ermunterte Ellen, sie zu ziehen. »Die da.« Als Ellen ihrem Rat folgte, lachtePeter hell auf. »Nein, doch nicht die!«, rief er und wollte sich vor Freude kaum lassen über den meisterlichen

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