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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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kühler werdenden Luft. Richtung Westen, gar nicht weit weg, war die See, auch sie ruhig; drei kleine Curraghs und was wie ein Kajak aussah, zogen langsam und friedlich auf ihrem Weg zur nördlichen Insel dahin. Noch hielten sich die Wolken zurück, die Gipfel schimmerten im Abendlicht, doch gleich würde die Abendsonne im Meer versinken.
    Es brauchte keine Verständigung zwischen den beiden. Als gehorchten sie einem uralten, ihnen innewohnenden Trieb, gingen Kitty und Peter zu der Steinmauer, die die Straße säumte, und blickten auf das dunkler werdende Wasser mit dem glitzernden schmalen Band, das einer silbernen Leiter glich, die – wollte man der Legende glauben – einen vom Meer zur Sonne geleiten würde.
    Peter unterbrach das Schweigen als Erster. Er hatte sich einen Popel aus der Nase gepult und betrachtete ihn angelegentlich, als wäre es ein Computer Chip, das zeitgenössische Äquivalent einer Kristallkugel, aus dem man geheimnisvolles Wissen lesen konnte. Neugierig zu erfahren, welche Geheimnisse der Chip preisgeben würde, wenn man ihn von verschiedenen Seiten untersuchte, drehte er ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. »Meine Mutter sagt, Sie würden Taddy und Brid sehen. Stimmt das?«
    Am liebsten hätte sich Kitty dem Jungen gegenüber ereifert, dass seine Mutter nicht ihre riesengroße Klappe gehalten hatte. Welches Recht nahm sie sich, oder welchen Grund hatte sie, mit einem Kind über ein so vertrauliches Thema wie Kitty und ihre Geister zu reden? Es ging niemand anderen etwas an. Nun würde es die Runde machen, man würde sie für verrückt halten, für eine, die Erscheinungenhatte und abergläubisch war. Doch schon im nächsten Moment besann sie sich eines Besseren. Was kümmerte sie, wer was dachte? Noch nie hatte sie sich etwas aus den Meinungen und Urteilen anderer gemacht, warum gerade jetzt? Und so erwiderte sie fast ein wenig trotzig: »Ja. Natürlich sehe ich sie. Sie gehören zur Burg.«
    »Das glaubt meine Mutter nicht.«
    »Nicht was?«
    »Sie gehören nicht zur Burg. Ich meine – es kommen ja auch andere Leute zur Burg, und die sehen sie nicht, stimmt’s?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie würden es Ihnen sagen, die anderen Leute, meine ich. Oder sie würden es jemand anderem sagen, und der wieder einem anderen. Und der dann Ihnen.«
    Kitty mochte es nicht, dass man ihr widersprach, schon gar nicht, wenn es ein für sein Alter kleiner Junge, mit Sommersprossen auf der Nase, tat und der – was ihr längst aufgefallen war – bei der morgendlichen Wäsche den Hals ausließ. Aber sie wollte ihm nicht grob kommen. Und sich schon gar nicht in seine Gedankenwelt einmischen – ein Wissen um Dinge, die Kitty von seiner Mutter hatte erfragen wollen.
    Und dann fiel es Kitty wie Schuppen von den Augen: Ohne dass er es vielleicht selbst wusste, hatte Mrs. McCloskey den Jungen mit Vorbedacht als Ersatz geschickt, er sollte ihr die Botschaft überbringen, die zu erfahren Kitty zu ihr gekommen war. Der Junge würde ihr alles, was sie wissen wollte, sagen. Oder wenigstens all das, was Maude McCloskey aufgrund ihrer Weissagungen wusste, oder besser, was sie aus Geschichten, Überlieferungen, aus von Generation zu Generation weitergegebenen Legenden zusammengetragen hatte. Offensichtlich war der Junge, aus was für einem Grund auch immer, zum neuen Hüter verborgenenWissens auserkoren worden, und der Gedanke, sie sei die erste Nutznießerin des frisch für die Berufung Geweihten, schmeichelte sie. Großes wurde ihm anvertraut, und unerschütterlich musste der Glaube seiner Mutter an seine Begabungen sein. »Aus Peter wird mal was.« Wie Maude diese Begabungen erkannt hatte, würde Kitty nie erfahren, sie verspürte allerdings auch nicht das Bedürfnis, es zu wissen. Was jetzt von ihr erwartet wurde, war, dass sie ihn ernst nahm, vielleicht auch ein wenig Mitgefühl für die Bürden der Wahrheit zeigte, die auf seinen schmächtigen Schultern lagen. Sein Wissen würde das des Propheten sein, dem sich andere Sterbliche verweigerten, das sie ablehnten oder verneinten; für seine seherischen Neigungen würde man ihn verhöhnen und verspotten, verehren und fürchten. Er würde eine Sonderrolle einnehmen und einen schweren Weg vor sich haben: die Wahrheit sagen, die man ihm nicht glaubte. Kitty wollte versuchen, ihm jetzt zu glauben. Was immer er ihr riet, sie wollte es, wenn möglich, befolgen.
    Der Junge schien ihren Entschluss erkannt zu haben. Mit der Spitze seines rechten Schuhs kratzte er

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