Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Coup seiner Schwester.
Kitty konnte nur hoffen, dass das Spiel bald zu Ende war und die Kinder entweder zum Toben nach draußen geschickt wurden oder etwas im Haushalt tun mussten oder am besten ganz und gar verschwanden. Sie musste Mrs. McCloskey befragen, wie sie Brid loswerden konnte.
Maude aber genoss es, ihre Kinder um sich zu haben, und erging sich nun in der Schilderung von Ellens Vorzügen, die vorrangig darin bestanden, dass das Kind nicht länger aus dem Hundenapf aß. Sie hielt Kitty den Tullamore Dew hin und wollte ihr etwas einschenken, doch Kitty wehrte ab. Damit der Griff zur Flasche nicht ganz umsonst gewesen war, reicherte Maude ihren eigenen Tee erneut um ein paar der guten Tropfen an.
»Natürlich hat Joey – das ist unser Hund – etwas nachgeholfen. Siehst du den Schorf da auf Ellens Nase? Der rührt von seinem letzten Zuschnappen her. Meist ging Joey ihr nur ans Kinn, einmal auch ans Ohr, aber das mit der Nase brachte dann den gewünschten Erfolg. Doch es ist nicht Joeys Verdienst allein. Ellen hat versprochen, es nie wieder zu tun – und sie hat ihr Versprechen gehalten, wie sie es immer macht.«
Aus dem Fernseher ertönte aufgebrachtes Geschrei. Drei Spieler – Iren, wie Kitty aus ihren Trikots schloss – gingen auf einen der Sportfunktionäre los. »Gut so, gebt’s ihm, Jungs!«, rief Mrs. McCloskey in Richtung Bildschirm. »Wir gewinnen und lassen uns das von niemandem streitig machen!« Ehe sie sich wieder Kitty zuwandte, warf sie einen flüchtigen Blick in Margarets Karten, nahm eine Pikdrei und schleuderte sie auf den Teppich. Rasch griff sich Peter die Karte, ordnete sie bei den seinen ein und legte dafür eine Herzvier ab. Mrs. McCloskey war es zufriedenund flüsterte abermals: »Hab ich’s dir nicht gesagt? Aus Peter wird mal was.«
Der Verzweiflung nahe erwog Kitty, ihr Anliegen in Gegenwart der Kinder vorzubringen, war es doch offenkundig, dass sie die ganze Zeit während ihres Besuches im Zimmer bleiben würden. Wiederum wollte sie sich nicht lächerlich machen vor ihnen oder sich Fragen aussetzen, auf die sie zwar Antworten parat haben, aber lieber nicht geben würde. Natürlich würde sie sie auch zurechtweisen können, sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern und sich auf ihr Spiel zu konzentrieren, das aber barg die Gefahr, dass Mrs. McCloskey, beleidigt ob des Affronts gegenüber ihren Kindern, die sie so vergötterte, kein Wort mehr sagen und Kitty ihren weisen Rat verweigern würde, dessentwegen sie sich herbegeben hatte.
Eine Alternative wäre, Mrs. McCloskey einzuladen, doch bald mal zu Besuch auf die Burg zu kommen, aber zweifelsohne würde sie mit all ihren reizenden Kindern im Schlepptau auftauchen, auch Joey würde nicht fehlen. Eine Burgbesichtigung ließe sich dann nicht vermeiden. Die Kinder würden durch die Hallen toben, herumschreien, um auszuprobieren, wo das beste Echo war, würden sich gegenseitig erschrecken, würden aufs Klo müssen. Ohne Kekse und Kuchen ginge es nicht ab. Auch Coca Cola dürfte nicht fehlen. Joey würde die Kühe schikanieren, das Schwein würde Joey zusetzen. Sly würde mit eingezogenem Schwanz abziehen und sich zwei Tage lang nicht blicken lassen. Webstuhl und Harfe gingen entzwei. Das Schlimmste aber wäre, wenn die Kinder Brid and Taddy sähen, sich über ihre Kleidung lustig machten und vor Vergnügen kreischten, wenn sie plötzlich vor ihren Augen verschwanden. Sie würden darauf bestehen, dass die armen Geschöpfe das Spiel wiederholten. Auch konnte Kitty sie versehentlich ins Verließ sperren.
Es kam nicht oft in ihrem Leben vor, dass Kitty nicht aus noch ein wusste. Jetzt diese Erfahrung zu machen, überraschte sie selbst, und lächelnd bat sie Mrs. McCloskey: »Vielleicht probiere ich es doch mit einem Tropfen.«
»Na, endlich!« Es blieb nicht bei einem Tropfen, der in Kittys Tasse landete, und sie musste der einschenkenden Hand Einhalt gebieten. »Zu gütig«, murmelte sie und bekam die Zähne nicht auseinander.
Mrs. McCloskeys ganze Aufmerksamkeit galt jetzt dem Geschehen im Fernseher. Sie rieb sich das Knie, öffnete und schloss die Faust. »Diebe! Diebe!« Nur kurz blickten die drei Kinder zum Fernseher, allzu rasch wurden sie in ihrer Neugierde enttäuscht – keine wirklichen Diebe waren zu sehen, nur eine Gruppe erwachsener Männer raste ständig hin und her –, und so widmeten sie sich wieder ihren Karten. Peter legte einen Herzbuben ab, womit er Margaret und Ellen nicht im Geringsten
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