Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
näher, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann könnte ich die Tür schließen.« Kitty brüllte dem Mann direkt ins Ohr, der reflexartig die Hand hob, um sein Gehör vor dauerhaftem Schaden zu bewahren. Bereitwillig schlurfte er drei Schritte weiter, wobei aus seiner triefenden Kleidung ein Rinnsal auf die Steinplatten sickerte. »Sehr freundlich«, schrie er zurück und vergaß, dass er nicht länger gegen das Tosen der Sintflut draußen anschrie. Kitty zuckte zusammen, brachte aber ein schwaches Lächeln zustande, das sich schnell zu strahlender Liebenswürdigkeit über das ganze Gesicht verbreitete. In dieser Stellung ließ sie ihre Züge so lange erstarren, bis sie sicher war, es hätten alle gesehen, erst dann durften sich die selten benutzten Muskeln in den bislang gebotenen Anblick dienstwilliger Überlegenheit zurückbilden. Sie nahm wieder die Kerze zur Hand. »Tee wird in der Burgküche serviert, wenn Sie die Güte hätten, mir hier entlang zu folgen.«
    »Oh«, sagte Seine Lordschaft. »Wie interessant.« Er überlegteeinen Moment, reckte den Oberkörper, hob besonders Kopf und Schultern und fügte hinzu: »In der Burgküche. Nun ja, warum denn nicht?«
    Mag sein, es war den Eindringlingen nicht bewusst, jedenfalls wurden sie in den am besten ausgestatteten Raum der Burg geführt, vorbei an anderen Räumlichkeiten.
    Was als Wohnzimmer galt, bestand unter anderem aus einer von den Hausbesetzern zurückgelassenen abgenutzten Couch und einem Stuhl mit zu straff gepolsterter Sitzfläche, dessen hohe Lehne Fettflecken aufwies und eine Vorliebe für Purpur-Haarfarbe erkennen ließ. Außer zwei Stühlen mit Querstreben in der Rückenlehne – ebenfalls Gaben von den lernbegierigen Hausbesetzern – stammte das übrige Mobiliar von Kierans Gutshof: ein Ohrensessel in der Nähe des Kamins; ein niedriger Tisch vor der Couch, grob gezimmert zwar, doch standfest; ein runder Tisch mit Säulenfuß, auf dem eine Lampe stand, ihr Schirm aus braunem Pergament ohne jedes schmückende Element; und ein von Generationen von Sweeney-Stiefeln abgetretenes Teppichstück. Die Feuerböcke im Kamin hatten die Gestalt von riesigen Schachspielbauern, die anzuheben und zu bewegen man die Bärenkräfte des irischen Sagenhelden Cuchulain benötigt hätte. Sie verliehen dem Raum den rechten herrschaftlichen Anstrich. Der Gitterrost, der zum Verbrennen von Torf geeigneter war als die Feuerböcke, bestand einfach aus Eisen. Die Asche hatte ihn über die Jahre guten und getreulichen Gebrauchs mit ihrem einheitlichen Farbton versehen. Der Schornstein zog einwandfrei und machte den Raum trotz seiner fleckigen, mit Mörtel und Kalk verputzten Feldsteinwände zum anheimelndsten in der ganzen Burg, seinesgleichen hätte man in jedem Bauernhaus in der Umgebung finden können – er war eigentlich viel zu gemütlich für den Lord und seinen gebeutelten Gehilfen.
    Was sich Speisezimmer nannte, war anstelle des Tischs mit einer Tischtennisplatte ausgestattet und mit sieben nicht zueinander passenden Stühlen – einige gepolstert, andere nicht. Sie waren nicht um den Tisch gruppiert, sondern standen an den Wänden. Die Tischtennisplatte selbst wurde für das Spiel genutzt, für das sie erfunden war, und bot Kitty und Kieran eine willkommene Abwechslung nach der durch des Tages Mühen erzwungenen Trennung.
    Die Burgküche jedoch war der Ort, an dem sich das Gemeinschaftsleben in der Burg abspielte. Hier war der Kamin geräumig genug, um darin ein Schwein am Spieß zu braten – doch sollte der Spießbraten, der für das hohe Fest geplant war, nicht in der Burgküche zubereitet werden, sondern auf einem Gelände einen Kilometer weiter westwärts, von wo man den Burgturm noch gut sehen konnte. (Das Schwein, dem die Ehre zuteilwerden sollte, hatte man noch nicht ausgewählt.)
    Der Küchentisch war gleichzeitig Fleischerblock, und die vier Stühle, die ihn umgaben, hatte Kieran wie andere Sachen auch seiner Braut als Hochzeitsgabe aus seinem Elternhaus mitgebracht, in dem jetzt sein Bruder, dessen Frau und ihre drei Kinder wohnten. Zu den auffälligeren Schätzen der Küche gehörten der Backofen, die Spüle und die Gerätschaften, auf die kein Koch, der die Bezeichnung verdient, tot oder lebendig verzichten würde. Der Kühlschrank und die Kühltruhe allein schickten wahrscheinlich mehr Ozon vernichtende Schadstoffe in die Landschaft als alle Familienhaushalte im Dorf zusammengenommen. Abzugshauben, eine Mikrowelle, ein Geschirrspüler, eine Maschine zum

Weitere Kostenlose Bücher