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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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von Unannehmlichkeiten und Unbequemlichkeiten wurde. Gewiss widersprach das dem, was seiner Person, erst recht seiner Kleidung, auf göttliche Weisung beschieden war, nämlich von allem verschont zu bleiben, was er nicht mochte. Der Affront ließ ihn unbeweglich stehen, wo er war. Zu seinen Füßen bildete sich eine Pfütze, die seine ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogenen Lederschuhe bedrohte.
    Die Kühe reckten die Hälse hoch und muhten. Mit dem Auftauchen Seiner Lordschaft war Brid prompt verschwunden und hatte das Einzige, was Ruhe und Schicksalsergebenheit in der Halle bewirkt hatte, mit sich genommen. Die Kühe wurden unruhig, rieben ihre Flanken aneinander, schlugen sich gegenseitig mit den Schwänzen in die Augen und scharrten und trampelten mit den Hufen auf dem Steinplattenpflaster herum. Das Schwein hatte sich immerhin beruhigt und schabte mit seinem Messingring an des Lords Füßen, sein Schnaufen und Grunzen mischte sich in das Heulen des Sturms.
    Trotz des Getöses verschaffte sich Seine Lordschaft Gehör. »Es war gewiss nicht meine Absicht, in diesem Aufzug hier zu erscheinen, doch heftiger Regen machte uns zu schaffen, und mein Fahrzeug widersteht den Fluten nicht mit der Selbstverständlichkeit, die man erwarten könnte. Ich musste es unten auf der Straße stehenlassen, und mein Architekt sitzt noch darin. Besteht Ihrer Erfahrung nach die Gefahr, dass der Wagen – und er – fortgespült werden? Er hat mich gedrängt, die Unwägbarkeiten zu erkunden. Ich hatte die Absicht, ihm nur das Äußere der Burg zu zeigen, damit er sich eine Vorstellung davon macht, worauf er sich einlässt, wenn er die bereits beschlossenen Veränderungen in Angriff nimmt. Ob Sie wohl jemand von Ihrer Dienerschaft hinunterschicken würden, ihn von dort zu erlösen? Dann könnte er sich vielleicht auch einen Eindruck von den Räumlichkeiten hier verschaffen, wenn Sie nichts dagegen haben – und ich bin sicher, Sie haben nichts dagegen –, und somit würden wir, wie man so sagt, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir werden Ihnen so wenig Unannehmlichkeiten wie nur möglich bereiten. Außer, dass Sie vielleicht einen Ihrer Angestellten veranlassen könnten, uns ein Tässchen Tee zu bringen. Auch ein paar Kekse wären uns willkommen.«
    Kitty geriet in einen Widerstreit der Gefühle. Der Kerl hätte es verdient, in den Aufruhr der Elemente zurückgestoßen zu werden, aus dem er gekommen war. Er würde so auch den Geruch seiner teuren Wollsachen mit sich nehmen und sie der Versuchung entheben, ihn mit der ganzen Kraft ihrer Zunge zu strafen und ihn mit ihrem Sarkasmus zu beglücken.
    Dieser Mensch verschaffte ihr die Erfahrung, die jeder Angehörige ihres Volkes am meisten fürchtete: von Haus und Hof vertrieben zu werden. Und dabei war er nicht mehr und nicht weniger als ein Lord mit Großgrundbesitz.Selbst der Rabe krächzte sich heiser, als er Shaftoes Betreten der Burg ankündigte.
    Doch man war in Irland, und dazu noch in der Grafschaft Kerry. In ihren Adern floss Kerry-Blut, und das würde sich auflehnen, verweigerte man jemandem Aufnahme an einem Tag wie diesem. Ihre Ahnen setzten sich für diesen durchnässten Mann ein. Tradition, die schon in den Nebeln der Vorzeit entstanden war, lastete auf ihrer Seele. Verhaltensregeln, die ihr Vater und ihre Mutter gepredigt hatten, ihre Onkel und Tanten, ihre Großeltern väterlicherseits und ihre Großeltern mütterlicherseits, drangen ihr ins Herz. Obwohl sie an ihrer Wut fast erstickte, fügte sie sich den Geboten ihres Volkes und sagte: »Außer Ihnen wüsste ich keinen, den ich zu Ihrem bedrohten Architekten schicken könnte. Aber ich weiß, wie man Tee macht, und kann wahrscheinlich auch ein bisschen Gebäck auftreiben, wenn Sie das gern hätten.«
    Damit ging das Licht aus. Die Stromversorgung war zusammengebrochen, wahrscheinlich für viele Meilen im Umkreis. »Ah, Lord Shaftoe«, krähte Kitty. »Willkommen! Das ist das Leben in der Burg!«
    »Was ist mit dem Licht passiert?«
    »Es ist ausgegangen.«
    »Aber der Generator …«
    »Was für ein Generator?«
    »Haben Sie etwa keinen Generator?«
    »Kerzen. Sind eine wunderbare Erfindung. Garantieren einem Unabhängigkeit von Wind und Wetter und erst recht von dem Kraftwerk und den Stromkonzernen. Außerdem haben wir eine Vorrichtung, Streichholz genannt. Man fährt damit über eine raue Oberfläche, und schon flammt es auf.« Während sie so daherredete, ging sie von einem Wandleuchter zum anderen und zündete

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