Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
der …« Kieran griff sich mit der rechten Hand an die Brust und schob sie von dort weiter, bis sie unter seinem Bart verschwand, vielleicht, um die Hand zu verbergen, aber wahrscheinlich eher, um sich an die Kehle zu fahren.
    Kitty schüttelte leicht den Kopf. »Eine McCloud würde nie …« Sie wendete sich ab, ihr Augenmerk schien plötzlich nur den Ställen zu gelten, als stünde sie vor der dringenden Aufgabe, wegen deren Reparatur zu einem Entschluss zu kommen.
    Peter schob mit der Fußspitze ein Stückchen verkohltes Holz von einem Steinbröckchen weg. Eine Meise hatte sich im Obstgarten nebenan auf einem Baum niedergelassen und gab ihr Zweitonlied in klagendem Moll zum Besten. Gleich darauf kam aus der Ferne die Antwort, in ebenden zwei Tönen, nur etwas tiefer. Ohne aufzusehen, sagte Peter: »Meine Mutter wusste nicht recht, ob sie es von ihrem Urgroßvater mütterlicherseits gehört hatte und sich erst jetzt wieder daran erinnerte, oder ob es etwas war, was sie zuvor überhaupt nicht gewusst hatte und erst jetzt weiß. Dann wieder sagte sie, sie hätte es zuvor nicht gewusst, es sei die reine Wahrheit, die sich ihr offenbart hätte, ob sie nun wollte oder nicht.«
    Kitty griff mit der rechten Hand zum linken Ellenbogen und legte damit ihren Arm lahm, sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie mit ihm anfangen sollte. »Eine McCloud hätte nie zugelassen, dass jemand gehängt wird; und dass sie etwas nicht ausführt, was sie geschworen hat zu tun, ist gar nicht vorstellbar.« Die Worte kamen abgehackt, aber bestimmt.
    Kieran schüttelte immer noch den Kopf. »Wie sollte ein Sweeney – ein
Sweeney
– Verrat üben … oder sich nicht zur Tat bekennen und damit zwei unschuldige …« Von der Vorstellung gepeinigt, kniff er die Augen zusammenund schien seine Fragen an eine Fuchsie zu richten, von denen viele zwischen den Begrenzungssteinen der Straße wuchsen. »Das kann nicht wahr sein. Es kann einfach nicht stimmen …« Er wandte sich Peter zu. »Bei allem Respekt, deine Mutter führt etwas im Schilde, wenn sie dir solche Dinge erzählt.«
    Kitty sagte nichts, gab aber ihren Ellenbogen frei, ließ die Hand sinken und packte den Arm stattdessen am Handgelenk.
    »Sie führt nichts im Schilde.« Peter beäugte weiterhin den kleinen Steinbrocken und schien mehr an seiner Zusammensetzung als an einer Deutung interessiert. »Es ist die Wahrheit. Sie erwartet von keinem, ihr zu glauben oder nicht zu glauben. Und mir geht es genauso. Sie brauchen nicht zu glauben, was ich gesagt habe. Die Wahrheit hängt nicht davon ab, ob man sie glaubt oder nicht.« Sein Blick haftete immer noch an dem Bruchstück in der Hand, er hielt es jetzt aber still. »Wenn Sie besser damit klarkommen, sie haben es nicht absichtlich getan, Katie oder Kevin. Sie wollten heiraten, und sie waren nach Tralee gegangen, um Katies Onkel und Kevins Cousins und Cousinen, die dort, beziehungsweise auf dem Weg dorthin, wohnten, zur Hochzeit einzuladen. Und sie mussten hin und zurück zu Fuß laufen, denn das war die einzige Möglichkeit damals. Katie blieb unterwegs über Nacht bei ihren Onkeln und Kevin bei seinen Verwandten, aber den Abend verbrachten sie immer mit der einen oder anderen Familie und aßen und tranken gemeinsam mit ihnen. Und der Einzige, der wusste, dass es ihre Aufgabe war, die Tat zu vollbringen, war der Mann aus Cork, der die Steinplatten gelegt hatte, sie wussten nicht einmal seinen Namen. Aber das Gerücht über das Schießpulver machte schon die Runde, nur war es ein Gerücht, das sich leider bewahrheitete. Diejenigen, die es in die Welt setzten, dachten nicht imGeringsten daran, dass sie die Wahrheit sprachen, sondern verbreiteten es nur, um Lord Shaftoe abzuschrecken, der schon auf dem Weg war. Und als sie – Katie und Kevin – nach Hause kamen, war es bereits zu spät. Taddy und Brid hatte man gehängt, und nichts war mehr zu retten. Katie beschimpfte Kevin, und Kevin gab Katie die Schuld, und es kam nie zur Hochzeit, sie beschuldigten einander dermaßen, dass sie sich nicht einmal mehr ansahen. Und so nahm die Fehde ihren Anfang, nur dass niemand erfuhr, womit sie begann, jeder erfand eine eigene Geschichte, selbst Katie und Kevin. Eine Geschichte von verratenen Priestern vor langen, langen Zeiten. Bei ihr hieß es, ein Sweeney habe sie verraten, und er sagte, eine McCloud habe es getan. Der Gedanke des Verrats vergiftete ihre Seelen, und ständig war nur davon die Rede. Eine Geschichte, in der ein Fünkchen Wahrheit

Weitere Kostenlose Bücher