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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Gerechtigkeit walten zu lassen, solange sie dort ihr Amt als Burgwarte versahen.
    Aaron klatschte mal auf diesen, mal auf jenen Schinken, eigentlich weniger, um zu zeigen, dass er hier das Sagen hatte, sondern mehr um zu prüfen, ob das so bedachte Tier noch lauter quieken konnte, als bisher bewiesen. Lolly konnte bei dem Auswahlverfahren nicht mitmachen, steckte sie doch, wie sie behauptete, mitten in der Formulierung einer Metapher. Kitty, als Schriftstellerinnen-Schwester, müsste das verstehen können. Und Kitty verstand es. Nur zu gut kannte sie die Neigung eines Schriftstellers, sich selbst zu dramatisieren, sich in sich selbst zu versenken und sich selbst zu bemitleiden.
    Da der allgemeine Geräuschpegel eine Unterhaltung unmöglich machte, wies Aaron mit ausgestreckter Handauf ein Schwein seiner Wahl, Kieran auf ein anderes und Kitty sogar auf ein drittes. Jedes der Schweine reagierte auf seine Art und trabte zum Rand der Herde. Nachdem man sich eine Weile mit bloßem Gestikulieren beholfen hatte, wobei Fingerzeigen, Kopfschütteln, Handwedeln, Nicken zum Einsatz kamen und die Verwirrung nur größer wurde, einigte man sich darauf, drei Schweine in die engere Wahl zu ziehen. Aaron trieb sie teils grob, teils besänftigend in einen kleineren Verschlag ein gutes Stück entfernt von dem Zwölfton-Choral, den ihre zurückgewiesenen Brüder kräftig gen Himmel schickten.
    Es war nicht einfach gewesen, Kitty und Kieran für die gegenwärtige Aufgabe zu gewinnen. Die ganze Woche hindurch hatten sie zwei Probleme beschäftigt: Eins davon wurde gelöst, das andere nicht. Bei dem ersten ging es um das Schwein. Sollte man das schlachten, das sich bereits in ihrem Besitz befand, oder sollte lieber eins aus Lollys und Aarons Herde dran glauben? Kieran gab dem Schwein den Vorzug, das er seit langem kannte, und das umso mehr, weil es seinen Rüsselring verloren hatte und die Landschaft ringsum umgrub. (Man hätte einen neuen Ring durch den Rüssel ziehen oder einen ordentlichen Schweinepferch bauen können, doch Kitty hatte beide Vorschläge abgelehnt. Sie würden ohnehin bald hinter sich lassen, was immer das Schwein an Schaden noch anrichten würde. Ein Zaun um Kittys Gemüsebeete war das einzige Zugeständnis, zu dem sie sich bereitfand. Das übrige Terrain aber stand offen für Verwüstungen aller Art, ganz nach des Schweins Belieben. Ihre Argumentation entsprang dem bisher ungelösten Problem über die Zukunft der Burg. Kitty tendierte dazu, sie in die Luft zu sprengen und nicht in die blutbefleckten Hände des George Noel Gordon Lord Shaftoe fallen zu lassen.)
    Nach langem Hin und Her war man zu einer Einigunggelangt, soweit es das Schwein betraf. Während des Wortwechsels hatte jeder von ihnen instinktiv die Klugheit besessen, sich gelassen zu geben, wenn der andere aufbrauste, oder aufzubrausen, wenn der andere gelassen tat. Beide beharrten auf Ihrer Logik, die jedoch jeweils genügend Schwachstellen aufwies, so dass schließlich ein Kompromiss möglich wurde.
    Ihren ersten Einwand hatte Kitty mit einiger Verve verfochten, sie beschuldigte Kieran der Undankbarkeit: hätte es nicht das Schwein gegeben und hätte es nicht in Kittys Garten neben ihrem von der See verschlungenen Heim das Skelett von Declan Tovey ausgebuddelt, dann wären sie und ihr Mann niemals in das verrückte Durcheinander geraten, das dazu führte, die uralte Feindschaft zwischen den McClouds und den Sweeneys zu begraben – was wiederum den Ausbruch eines lange aufgestauten Verlangens mit sich brachte: Sie wollte ihn, er wollte sie, und schließlich kam es zur Hochzeit.
    Küchenarbeiten hatten ihren Meinungsstreit begleitet. Kieran würfelte selbstangebaute grüne Paprikaschoten, und Kitty schnitt Zwiebeln für den »Falschen Hasen«, den Kieran anstelle von Tarragona-Hühnchen in Chili und Tomatensoße bereiten sollte. Das Rezept für den Hackbraten hatte sie aus der Bronx mitgebracht. Ihre Auseinandersetzung ging beim Hantieren mit scharfgeschliffenen Messern vor sich.
    Zu dem »Falschen Hasen« gehörten auf Kittys Wunsch auch Kartoffelbrei und Erbsen, ebenfalls aus eigenem Anbau. Die Äpfel für Apple Brown Betty, einen Apfelkuchen – den sie sich auch gewünscht hatte –, stammten aus ihrem Obstgarten, der zu ihrer Überraschung prächtig gedieh und ihnen eine reichliche Ernte beschert hatte. Jeden Apfel hatte Kitty sorgsam in Augenschein genommen und mit eigener Hand gepflückt.
    Dass seine Frau für ein amerikanisches Dinner plädierte,

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