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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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durfte man nicht einfach darüber hinweggehen. Zu einer Tasse Tee hatte es geheißen. Was die Frau von Kitty wollte, würde sich zeigen, aber man konnte annehmen, dass es etwas mit dem jüngsten Unruhestifter in Kittys ohnehin angefochtenem Leben zu tun hatte. Declan hatte mit der Frau Umgang gehabt – erst hieß es, das Dach decken, dann wieder, das Dach nicht decken –, und es konnte durchaus sein, dass die Gespräche darüber zwischen den beiden damit geendet hatten, dass die eine oder andere von Maudes Absonderlichkeiten nicht zu ihrem Recht gekommen war.
    Soweit Kitty die Sache übersah, wusste die Frau wenigstens nichts von Declans früherem vermeintlichen Ableben und seinem für manche rätselhaften neuerlichen Auftauchen. Von seiner Fähigkeit, die Burggespenster wahrnehmen zu können, würde sie aber möglicherweise etwas ahnen. Schließlich hatte sie auf Kittys Hochzeitsfest aufgrund einer bloßen Beschreibung ihres Aussehens die Namen von Brid und Taddy genannt, ohne dass sie sie selbst sehen konnte. Maude wusste von der Existenz der Geister und von Kittys besonderer Beziehung zu ihnen.
    Hoffte sie etwa, von Kitty das, was sie ohnehin schon ahnte, bestätigt zu bekommen, dass sie Taddy und Brid sehen konnte? War es an Kitty, der allwissenden Seherin nachzuhelfen? Bis zu einem gewissen Grad hatte das seinen Reiz, war eine Wendung der Dinge, die Kitty in Versuchung führte, der unverzeihlichen Sünde der Selbstgefälligkeit anheimzufallen. Sie würde sich der Versuchung erwehren, auf der Hut und wenig kooperativ sein, während sie ihren Tee schlürfte. Wenn der Seherin ihre eigenen Erleuchtungen wenig nützten, durfte sie nicht auf Kitty McClouds Hilfe rechnen. Außerdem schlug sich Kitty selbst mit genug Fragen herum. Sie nahm sich vor, ihr beachtliches Talent für Manipulation und Heuchelei weidlich zu nutzen. Sie hatte genügend Erfahrung darin, wie man das, was man sich vorgenommen hat, erreicht. Nie würde sie sich erniedrigen, um etwas zu bitten oder danach zu fragen.
    Bei jedem anderen konnte sie sich auf ihre Fähigkeiten verlassen und aus dem Vollen schöpfen. Bei Maude war das etwas anderes. Das bevorstehende Gespräch würde ihr mehr abverlangen, und sie war sich nicht sicher, ob ihre Künste bei einer Hellseherin wie Maude Wirkung zeigen würden. Trotzdem reizte sie die Herausforderung, und das wog die Verunsicherung etwas auf. Sofern es um übernatürliche Fähigkeiten ging, war sie Maude McCloskey gewiss eine ebenbürtige Partnerin. Maudes Begabung beschränkte sich auf das Mitteilen, Kittys hingegen hatte etwas mit Kreativität zu tun. Kitty lebte von ihrer Phantasie – einer unerschöpflichen und vielseitigen Quelle. Maude aber war an die Realität gebunden, egal ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft; verglichen mit den Fähigkeiten einer pfiffigen Kitty McCloud, die ihr Handwerk verstand, war sie entschieden im Nachteil.
    Maude würde, so hoffte Kitty, etwas über die Rückkehr von Mr Tovey durchblicken lassen. Dass der
in persona
und nicht als Geist erschienen war, stand inzwischen fest. Wen aber hatte man dann unter ihren Kohlköpfen begraben? Und warum durfte auch Declan – mit einer Selbstverständlichkeit, die auflange Vertrautheit schließen ließ – Taddy und Brid sehen? Und zudem das gespenstische Schwein? Ihn nach einer gewissen Zeit darauf direkt ansprechen zu können, hatte Kitty veranlasst, ihn als Dachdecker zu engagieren.
    Man sollte jedoch nicht verschweigen, dass sie noch einen anderen Beweggrund hatte. Sie war nämlich entschlossen, die Große Halle wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuzuführen, sie von Kuhmist und miefenden Strohballen zu befreien, sie getreu dem Vorbild aus alten Zeiten in schmuckloser Einfachheit neu entstehen zu lassen. Kitty empfand es als eine Beleidigung, dass der Kronleuchter mit den hundert Kerzen, an dem Taddy und Brid gehangen hatten, in einem Raum prangte, in dem Kühe untergebracht waren, auch wenn sie friedfertige Kreaturen sein mochten. Sie und Kieran hatten viel zu lange damit gewartet, dem Raum die kühle Würde zurückzugeben, die für eine Gedenkstätte für das gemarterte Paar weitaus passender war. Die Steinplatten, die immer noch Schießpulver bargen, mit dem man die Burg mühelos in die Luft jagen konnte, mussten von Flecken befreit werden und wieder makellos erstrahlen, ein – wenn auch unzulänglicher – Tribut, den man dem hübschen Taddy und der unvergleichlichen Brid zollen musste, eine Erinnerung an den perfiden

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