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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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fragen. Er war eifersüchtig.«
    »Auf wen?«
    »Auf wen. Ich war mal Schriftstellerin, vergiss das nicht.«
    »Gut. Trotzdem, auf wen?«
    »Frag ihn selbst.«
    »Du meinst, er kriegt es fertig, jemanden aus Eifersucht umzubringen?«
    »Zumindest hoffe ich das.«
    Nach einer ungewöhnlich langen Pause fragte Aaron: »Du glaubst doch nicht etwa, er … wie soll ich sagen … ist eifersüchtig auf … auf mich?«
    »Frag ihn.«
    »Heißt das, ich darf mir darüber einen Kopf machen, ob es einen Grund zur Eifersucht gibt?«
    »Du darfst tun und lassen, was du willst. Du bist schließlich erwachsen.«
    »Und dazu gehört, mir vorzustellen, er könnte mich umbringen?«
    »Frag ihn.«
    »Die Vorstellung … nun ja … beunruhigt dich nicht?«
    Über Lollys Gesicht huschte ein Lächeln. »Also gut, ich werde ihn selbst fragen. Und wenn er ›ja‹ sagt, werde ich tun, was in meinen Kräften steht, ihn zu überreden, es nicht zu tun. Zufrieden?« Sie gluckste vergnügt und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Aaron blickte seine Frau an. Ihr Lächeln war strahlender geworden, das Funkeln ihrer Augen hatte durch die Spiegelung in der Windschutzscheibe an Intensität gewonnen, und auch das beneidenswert rotbraune Haar glänzte stärker als sonst. Nie zuvor war sie ihm so schön erschienen wie in diesem Moment. Zugleich war es ihm nicht ganz geheuer, dass seine Frau so plötzlich zu ihrer Heiterkeit zurückgefunden hatte.
    Es war nicht nur das Unbehagen, dass ein leibhaftiger Declan Tovey sich ihnen plötzlich aufgedrängt hatte, damit einher ging auch zwangsläufig die Enthüllung, dass seine Frau nicht, wie sie seinerzeit bei der Totenwache steif und fest behauptet hatte, den im Sarg liegenden vermeintlichen Dachdecker ermordet haben konnte. Anstatt nun aber erleichtert zu sein, dass die schönste Frau der Welt, die jetzt neben ihm saß, unschuldig war, erschütterte ihn die sich daraus ergebende Wahrheit: Er hatte nicht eine mutmaßliche Mörderin geehelicht. »Kannst du jemand lieben, der vielleicht einen Mord begangen hat?«, hatte sie ihn gefragt, nachdem der angeblich Ermordete samt Kittys Haus im Meer versunken war. Damals hatte Kieran, während er die Hand seiner bis dato Erzfeindin Kitty McCloud fest in der seinen hielt, beteuert: »Ja, durchaus« (in Anbetracht des Geständnisses, das Aarons Tante bei der Totenwache abgelegt hatte), woraufhinLolly, von jeher und in jeder Beziehung Kittys Konkurrentin, sich getrieben sah, den Mord für sich in Anspruch zu nehmen. Seine Tante hatte Kieran im Brustton tiefster Überzeugung das Gleiche gestanden, denn auch Kieran, der in nichts nachstehen wollte, hatte sich zu der Mordtat bekannt.
    In dieser Orgie von Schuldeingeständnissen hatte Aaron Lollys Hand ergriffen und leidenschaftlich verkündet: »O ja, ich kann.« Es war gewiss die mutigste Erklärung, die er je abgegeben hatte. Er würde durchaus eine Frau lieben können – und tat es auch –, die möglicherweise eine Mörderin war.
    Und nun zählte seine Kühnheit, die seinem Ego so ungemein gutgetan hatte, abgesehen davon, dass sie der Kuriosität seiner Ehe das i-Tüpfelchen aufsetzte, überhaupt nichts mehr. Tat das seiner Persönlichkeit Abbruch? Musste er sich etwa eingestehen, dass seine Heirat nicht die kühne und großzügige Entscheidung war, für die er sie immer selbstgefällig gehalten hatte? Über derlei Fragen ernsthaft nachzudenken, war jetzt nicht der Zeitpunkt, das konnte irgendwann später geschehen. Der Tag hatte ihm schon genügend Herausforderungen zugemutet.
    Sie schwenkten auf den heimatlichen Hof ein, wo sie die Schweine mit lautem Quieken begrüßten, ein schrilles Durcheinander, aus dem Aaron vereinzelte Töne heraushörte, die ihm wie das spöttische Lachen der Iren vorkamen.

Kapitel 5
     
     
    Maude McCloskey war die Dorfhexe oder – um es höflicher zu sagen – die Seherin, eine Frau, von der es hieß, sie hätte eine Kassandra ähnliche Gabe, angeblich würden sich ihr Wahrheiten offenbaren, die normalen Menschen verborgen blieben. Kitty mochte sie nicht besonders. Vielleicht beruhte das auf Eifersucht. Als Schriftstellerin hielt sich Kitty selbst für eine Wahrheitsverkünderin, tummelte sich in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und nahm es Maude übel, dass sie ohne Kraftaufwand ähnliche Erkenntnisse vorweisen konnte, über denen Kitty Tage und Nächte im Schweiße ihres Angesichts brüten musste.
    Wie auch immer, wenn eine so absonderliche Frau wie Maude einen zu sich bat,

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