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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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    »Ach, das ist der Grund, weshalb Sie schreiben?« Er rieb sich die lädierte Wange. »Ich dachte, es wäre, um Geld zu verdienen und eine Burg kaufen zu können.«
    »Früchte seiner Arbeit, die einem ungewollt zufallen, sollte man auch ernten, oder?«
    »Ja, warum nicht? Außerdem wäre es schade, wenn Sie und Mr Sweeney nicht dort lebten und dieser wunderbare Ort unbewohnt bliebe. Das könnte man nicht gutheißen. Sind Sie auf dem Weg zu uns, kommen Sie zum Tee?«
    »Deine Mutter war so freundlich, mich einzuladen.«
    »Dann hat sie Ihnen sicher etwas zu erzählen.«
    Kitty horchte auf. »Hat sie so etwas gesagt?«
    »Muss sie ja nicht. Aber es ist meistens so, wenn sie jemanden einlädt. Und mir kann es nur recht sein, wenn Sie kommen. Wenn Sie nämlich da sind, schlägt sie mich nicht, weil ich doch nach der Schule noch Fußball gespielt habe, anstatt mich gleich um meine Pflichten im Haushalt zu kümmern.«
    Sie liefen inzwischen nebeneinander, wobei Peter instinktiv das Fahrrad zwischen ihr und dem Hund führte. »Sie schlägt dich? Und das in Gegenwart des Hundes? Reagiert er bei ihr nicht so wie bei mir damals?«
    »Im Gegenteil, er macht mit. Er beißt mich ins Bein, während sie mich ohrfeigt.«
    »Einen Grund dazu hätte sie heute, weil du deine Sachen total verdreckt hast und du auch im Gesicht lauter Schrammen hast.«
    »Meine Sachen? Wieso total verdreckt? Sieht man denen an, dass ich gespielt habe? Und mein Gesicht? Was soll mit dem sein?«
    »Das sieht jeder, dass du Fußball gespielt hast, Peter. Oder dass dich jemand durch den Dreck gezerrt hat.«
    »Niemand hat mich irgendwo durchgezerrt. Ich bin der Beste in der Mannschaft, und das wissen die alle.«
    »Du?«, ihre Stimme verriet Erstaunen, und sie bereute es sofort. »Ich wusste gar nicht, dass du spielst«, schob sie deshalb rasch nach.
    »Tatsächlich nicht? Das weiß doch jeder. Alle wissen, wie großartig ich bin. Und Sie hatten keine Ahnung davon?«
    »Dafür weiß ich es jetzt.«
    »Sie wundern sich, weil ich klein und dünn bin. Aber geradedeshalb bin ich so großartig. Das Erste, was du lernst, ist loszurennen, wenn du klein und schmächtig bist. Und zwar schnell. Es gibt genügend Situationen, in denen du abhauen musst. Und das habe ich gelernt – mir blieb ja nichts anderes übrig. Und jetzt bin ich schneller als alle anderen. Und der Ball, na ja, oft genug hat man ihn mir weggenommen. Aber jetzt, wenn ich renne und dribbele und den Ball vor mir her treibe, schafft es keiner, ihn mir abzunehmen. Es gelingt ihnen einfach nicht. Oder so gut wie nicht.«
    »Das muss ich mir direkt mal ansehen.«
    »Das wird jetzt nichts. Heute war es das letzte Mal, dass wir gespielt haben. Jetzt ist eine Weile Pause. Meine Mutter tut mir leid. Sie ist immer ganz fertig, wenn sie mich schlägt. Kaum hat sie die erste Hälfte hinter sich gebracht, geht ihr schon die Puste aus, und dabei hat sie sich noch gar nicht die andere Seite meines Kopfes vorgenommen. Ich kann ihr das einfach nicht antun. Sie braucht auch eine Weile Pause. Ach ja, und ehe ich es vergesse, meine Mutter sagt, Sie wären eine alte Freundin von Declan Tovey, und Sie könnten vielleicht mit ihm reden und ein gutes Wort für mich einlegen, damit er mir das Dachdecken, das mit den Reetdächern, beibringt. Meine Mutter sagt, sie hätte ihn gefragt, und er hätte nur mit zwei Wörtern geantwortet: ›Nein. Niemals.‹ Einen Grund hätte er nicht genannt. Meine Mutter sagt, es ist ein Handwerk, das ausstirbt, und ich sollte es erlernen, bevor keiner mehr weiß, wie es geht. Aber er, Mr Tovey mein ich, blieb dabei. Doch vielleicht kriegen Sie ihn rum, er sei ein guter Freund von Ihnen, sagt meine Mutter, und für gute Freunde tun die Menschen gern was. Würden Sie mal mit ihm sprechen?«
    Aha, dachte Kitty, darum geht es, deshalb hat sie mich eingeladen. Trotzdem konnte sie sich nicht zurückhalten und fragte: »Ist deine Mutter nicht selbst mit Mr Tovey eng befreundet?«
    Eine Antwort bekam sie nicht, denn bis zum Haus waren es keine zehn Schritte mehr, und Maude stand schon in der offenen Tür, angetan mit schwarzem Rock und weißer Bluse, ein Aufzug, der, wie Kitty fand, ein Abglanz ihrer Schuluniform war, dieseinerzeit, als Maude aufzublühen begann, durchaus vorteilhaft war. Es war nichts Ungewöhnliches für Kitty, dass Menschen sich gern so kleideten wie in jungen Jahren, aber dass auch Maude zu ihnen gehörte, hatte Kitty immer ein wenig irritiert. Es war ihr zwar ähnlich

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