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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Stoppeln seines goldbraunen Bartes und bekannte mit sanfter Stimme: »Ja, Liebling. Ich habe es mit Declangemacht. Aber nur, weil ich wusste, ich würde nie heiraten – und ich wollte doch wissen, wie es ist. Und ich habe mit ihm im siebenten Himmel geschwebt.«
    »Und wieso kam eine Heirat für dich nicht in Frage?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Du müsstest es am ehesten wissen.«
    »Keine Ahnung.«
    »Von Kindheit an wurde mir eingebläut, dich als Erzfeind zu betrachten. Und doch habe ich immer nur dich gewollt. Es war nicht nur Fleischeslust, all meine Sinne verlangten nach dir. Wenn ich aber dich nicht heiraten konnte, dann wollte ich auch keinen anderen ehelichen, siebenter Himmel hin, siebenter Himmel her. Und zum Schluss noch dies: In den allerhöchsten Wolken schwebe ich mit dir … Mehr sag ich nicht.«
    Der Fall Declan Tovey, Dachdecker, war entschieden.
     
    Das Schilfrohr war noch nicht geliefert, aber Declan war da, bereitete die Schuppen vor, stellte Stützpfosten auf, notierte Maße und warf vielsagende Blicke auf die Stellen, wo gedeckt werden sollte. Ab und an nahm er eins seiner Werkzeuge zur Hand und starrte darauf, als wäre er unschlüssig, was er damit anfangen sollte. Als Kitty aus der Tür kam und mit aller Vorsicht eine Schüssel mit Rübensuppe balancierte, sah sie ihn regungslos stehen und unverwandt sein Klopfbrett betrachten. Das Werkzeug erinnerte sie an das, welches sie in dem Grab neben dem Skelett hatte liegen sehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt stören sollte. Aber dann würde die Suppe, die Kieran aus simplen Steckrüben gezaubert hatte, kalt werden, und aufgewärmt würde sie längst nicht mehr so köstlich schmecken und auch an Duft einbüßen.
    Schritt für Schritt tastete sie sich vorwärts und ließ kein Auge von der Schüssel, damit ja nichts überschwappte. Einmal blieb sie kurz stehen, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch Richtung hielt, da bemerkte sie das Schwein – oder besser, seinen Geist –, das unablässig den Mann beäugte. Declan drehtesich um und sah das Schwein an. Eine ganze Minute lang ruhte sein Blick auf dem Tier. Dann schien er sich mit seiner Gegenwart abgefunden zu haben und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Klopfbrett in seiner Hand.
    Kitty wartete. Zwar wusste sie von Maude, weshalb Declan Taddy und Brid sehen konnte, warum aber auch das Schwein? Sie rührte sich nicht vom Fleck. Soviel stand fest, Declan konnte das Schwein sehen. Seinen Geist. Und das Schwein, das immer mal auftauchte, schien zu ihm das gleiche Verhältnis zu haben wie zu Taddy und Brid. Das Phänomen mit den beiden war verständlich, denn Taddy, Brid und das Schwein entstammten der gleichen Sphäre. Declan war aber kein Geist wie sie. Und doch nahm Declan das Schwein wie selbstverständlich hin. Ließ sich nicht bei seiner Arbeit stören.
    Das Ganze war noch verzwickter. Kitty und Kieran waren ja auch keine Geister und konnten trotzdem, wie Declan, das Schwein sehen. Für diese Gemeinsamkeit gab es nur eine Erklärung: Das Schwein war und blieb etwas Rätselhaftes. Es war, wie Kieran einmal gesagt hatte: »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.« Und ganz gegen ihre Natur hatte Kitty damals nicht zu widersprechen gewusst.
    Darauf bedacht, nichts von der Suppe zu verschütten, nahm sie ihren Gang wieder auf und näherte sich dem Dachdecker. Sie streckte ihm die Schüssel entgegen. »Kieran möchte, dass du das hier kostest.«
    Declan starrte auf die Schüssel in ihren Händen. Es war der gleiche stiere Blick, mit dem er das Schwein betrachtet hatte. Nichts in seinem Gesicht regte sich, nichts zeigte, dass er wirklich wahrnahm, was man ihm hinhielt. »Rübensuppe«, sagte Kitty, vermied aber jeden aufmunternden Ton, in dem man einem zögernden Kind gut zureden würde.
    Er richtete seinen Blick auf Kitty. Er wirkte so Mitleid erregend, dass Kitty vor Schreck zurückzuckte, um ein Haar hätte sie die Suppe verschüttet und der Löffel wäre auf der Erde gelandet. Todernst und in aller Ruhe erklärte Declan: »Ich habe Käseund Brot, ein Stück Speck und auch einen Kornfladen mit von der Witwe Quinn, bei der ich wohne.«
    »Aber das Haus sorgt doch immer …«
    »Ja. Ich weiß. Das Haus sorgt für eine Mahlzeit zur Mittagszeit. Doch ich möchte nur meins – den Käse, den Speck, das Brot. Trotzdem, vielen Dank.«
    »Vielleicht entschließt du dich wenigstens zu kosten, da ich mit der Suppe schon einmal hier bin.«
    »Ich habe genug

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