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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Abertausende, die nur von dem bisschen Suppe in den Suppenküchen leben, die es überall im Land gibt; das war bei uns während der großen Hungersnot auch nicht anders, nur, dass man dort nicht seine Religion wechseln muss, um etwas zu essen zu bekommen. Das geht schon eine ganze Weile so, aber es wird immer schlimmer, immer weniger haben mehr, als wären sie die feinen Lords und das ganze Land gehörte ihnen, und nur das Wenige, was übrigbleibt, fällt für die vielen anderen ab. So ist es jetzt in Amerika, und bei uns wird das auch bald so sein. Hat meine Mutter gesagt. Und dann wird das Dachdecken mit Schilfrohr wieder gefragt sein. Und dann habe ich etwas gelernt, womit ich meine Familie ernähren kann. Wenn ich Dachdecker bin. Deshalb hoffe ich auf ein ›Ja‹ von Ihnen. Meine Mutter sagt, Sie kennen sich da besser aus als jeder andere, nursollte ich sonst nicht so werden wie Sie, vor dem kein Mädchen, keine Frau sicher ist. Aber so will ich ja auch nicht sein. Nur Dachdecker will ich werden. Damit ich für meine Familie sorgen kann, wenn wir alle wieder arm sind und der ganze Reichtum wieder bei den wenigen Reichen ist. So, wie es hier schon einmal war.«
    Während der Junge wie ein Wasserfall redete, hatte Declan den Abstand zwischen sich und ihm Zentimeter um Zentimeter vergrößert. Als Peter verstummte, blieb er stehen. »Ich habe ihr mit ›Nein‹ geantwortet«, erklärte er, erst nur flüsternd, dann wurde er lauter. »Ich arbeite mit keinem. Ich will keinen. Ich brauche keinen. Geh jetzt. Und komm nicht wieder. Such dir einen anderen Dachdecker. Geh und such dir einen. Scher dich fort von hier. Hörst du, was ich sage?«
    »Ms Sweeney bringt mir doch aber …«
    Declan holte aus und schlug mit dem Handrücken gegen die Suppenschüssel, so dass die Suppe auf Peters Hemd und die Schüssel in Scherben vor seinen Füßen landete. Wütend starrte er den Jungen an. Peter bückte sich, um die Scherben aufzuheben. »Nein! Lass sie liegen! Geh!«
    Peter kam wieder hoch, mit einer Scherbe in der Hand. Verständnislos sah er Declan an, drehte sich um und rannte zurück zum Hof, wo er sein Fahrrad hatte stehen lassen. Er sprang auf, verhedderte sich in den Pedalen, fiel auf die Steine und riss das Fahrrad mit. Er rappelte sich auf, führte das Fahrrad ein Stück, sprang im Rennen auf und strampelte, so schnell er nur konnte, davon, die Scherbe fest mit der Faust umschlossen. Schon im nächsten Moment sauste er über die Straße, die zu ihm nach Hause führte.
     
    Kitty erschien mit einem beachtlichen Kanten Brot, selbstgebacken, einen Tag alt zwar, aber immerhin selbstgebacken. (Kieran buk jeden zweiten Tag. Jeden zweiten Tag war es damit einen Tag alt, aber es hatte nie Klagen gegeben.) »Wo ist Peter hin?«
    »Peter?«
    »Der Junge, der hier war. Der ein Stück Brot haben wollte. Und was ist mit der Suppe geschehen? Hat er sich deshalb aus dem Staub gemacht? Nur, weil er die Schüssel hat fallen lassen und sie entzweigegangen ist?«
    »Er ist fort.«
    »Schämte er sich, oder was?«
    »Ja. Ja. Er … er schämte sich.«
    »Dann musst du es eben essen. Das Brot. Bin deswegen extra hin- und hergerannt.«
    »Na gut. Gib schon her.«
    Kitty reichte es ihm, bückte sich und begann, langsam die Scherben aufzuheben.
    »Ich mach das nachher. Ich habe die Schüssel zerbrochen. Also sammle ich auch die Scherben ein. Lass sie liegen. Ich mach das.«
    »Du hast die Schüssel zerbrochen?«
    »Ja. Ich habe sie ihm aus der Hand geschlagen.«
    »Du hast was? Und weshalb?«
    Declan schüttelte den Kopf. »Es gab keinen Grund. Es gab überhaupt keinen Grund.«
    Kitty richtete sich auf und ließ die Scherben, die sie schon aufgehoben hatte, wieder fallen. Sie drehte sich um und wollte gerade gehen, als sie Peter sah, der zurückgekommen war, vom Rad stieg und mit unschlüssigen Schritten auf sie und Declan zukam. Kitty hoffte nur, dass der Junge jetzt nicht selbst seine Bitte vortragen würde. In der Stimmung, in der Declan war, würde er kein Ohr für ihn haben.
    Peter blieb in sicherer Entfernung stehen; mit der linken Hand hielt er das Fahrrad, die rechte, zur Faust geballt, hatte er an den Schenkel gepresst. »Ich will Sie nicht schon wieder belästigen, Mr Tovey, ich habe Ihnen bereits genug Ärger bereitet.«
    Kitty blickte zu Declan. Sein Gesicht war reglos, seine Haltung gleichgültig und gelassen.
    »Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass es schon in Ordnungund verständlich war, dass sie so reagiert haben, auch wenn

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