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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Mrs Sweeneys Schüssel zu Bruch ging und die Suppe hin ist. Sie hatten guten Grund, und wenn es Ihnen jetzt unangenehm ist – und das ist es ja –, dann vergessen Sie es. Es war nicht Ihre Schuld. Und meine auch nicht.«
    Declan hielt den Blick gesenkt. Verhalten und als fürchtete er die Antwort, murmelte er: »Was schwafelt er da?«
    »Er sagt, du hättest keine Schuld«, erklärte ihm Kitty. »Wegen der zerbrochenen Schüssel und der verschütteten Suppe. Dabei hast du ihm das ganze Hemd versaut, sieh nur.«
    Peter zupfte sich vorn am Hemd und besah sich den Schaden. »Ist nicht weiter schlimm«, meinte er. »Ich lass es Mutter nicht sehen.«
    »Selbst wenn er dir keine Schuld gibt«, sagte Kitty zu Declan, »ich …«
    »Nein«, ging Peter dazwischen. »Bitte nicht. Ich verstehe es doch. Wirklich.«
    Declans Angstgefühl steigerte sich, wich der Verzweiflung. »Schick ihn fort, bitte!«
    »Weshalb?«, fragte Kitty. »Er tut keinem was zuleide. Er sagt sogar, er versteht es. Was er versteht, weiß ich nicht. Am besten, du fragst ihn.«
    Das ließ Peter gar nicht erst zu, denn schon sprach er weiter. »Falls Sie sich fragen, wie ich das wissen kann, ich weiß es selbst nicht. Ich habe es gewusst, aber hab’s vergessen. Manchmal weiß ich Dinge, und kaum kommen sie mir in den Sinn, sind sie schon wieder wie ausgelöscht. Erst vorhin ging es mir so, auf dem Nachhauseweg. Ich war dermaßen erschrocken, was da passiert war, das mit der zerbrochenen Schüssel und so, dass ich kurz absteigen musste. Ich lehnte mich auf der Brücke am Fluss an die Steinmauer, wollte warten, dass der Schreck verging. Ich schaute auf die Scherbe, die ich immer noch in der Hand hielt. Wenn Sie die wiederhaben wollen, Mrs Sweeney, um die Schüssel wieder zusammenzusetzen …«
    »Nein«, beruhigte ihn Kitty. »Nein. Kaputt ist kaputt. Istschon gut so.« Sie überlegte einen Augenblick. »Geben kannst du sie mir ja trotzdem.«
    Peter öffnete die Faust, betrachtete die Scherbe, ging auf Kitty zu und hielt ihr die ausgestreckte Hand hin. »Mir war da etwas in den Sinn gekommen – ich weiß jetzt nicht mehr, was –, aber so viel kann ich sagen, ich habe es verstanden. Und es ist vollkommen in Ordnung. Dass ich mich nicht mehr erinnern kann, tut doch nichts zur Sache, oder?«
    »Nein«, murmelte Kitty. »Es tut nichts zur Sache. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Aber wenn … wenn es dir wieder einfällt …«
    »Nein«, rief Declan. »Er weiß es nicht. Er kann gar nichts wissen. Niemand weiß etwas. Scher dich jetzt heim zu deiner Mutter!«
    Der Junge studierte nachdenklich das Gesicht des Mannes, wendete das Fahrrad, schwang sich auf den Sitz und radelte davon, diesmal weniger schnell.
    Kitty blickte auf die Scherbe. »Du hättest zu dem Jungen nicht so grob sein müssen.« Ihr Blick wanderte zu den Scherben auf der Erde und dann zu Declan. Er hatte sich umgedreht und ging zurück zu den Ställen. Kitty sah ihm nach und folgte ihm langsam. »Musstest du so gemein zu ihm sein? Peter hat gesagt, er wüsste den Grund. Weißt du ihn? Weißt du, weshalb du so grob zu ihm warst? Du, ein erwachsener Mann, und er ein kleiner Junge – obendrein noch so schmächtig.« Declan ging ungerührt weiter. »Du bist nie grob gewesen, Declan. Jetzt aber warst du es. Wieso? Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Es gibt keine Erklärung.« Die Antwort kam ruhig, aber stehen blieb er nicht. Kitty wartete ab, ließ ihn nicht aus den Augen. Früher war er immer großspurig durch die Gegend stolziert, jetzt jedoch wirkten seine Schritte unsicher. Immer noch in sich gekehrt, räumte er aus dem hintersten Schuppen letzte Gegenstände, die Hausbesetzer, junge Leute, zurückgelassen hatten. Sie hatten in der Burg gehaust, ehe Kitty sie erworben hatte. Anstatt die Sachen einfach nach draußen zu werfen, denn Besseres hatten sie nicht verdient, trug er sie mehr oder weniger einzelnheraus und stapelte sie auf einen Haufen, so gut es eben ging. Verdreckte Klamotten und Kissen, die zu reinigen nichts mehr gebracht hätte, Schuhe und Stiefel, alle möglichen längst überholten technischen Gerätschaften, eine ausgediente Gitarre, eine rote Perücke, halbvolle Flaschen mit Pflegelotion und Creme – Schönheitsmittelchen, die die Illusion nähren sollten, dass jugendliches Aussehen unvergänglich ist. Sorgfältig wurde eins aufs andere gestapelt, wenngleich es den Aufwand nicht lohnte.
    Unmerklich war das Phantomschwein erschienen und sah dem Treiben interessiert zu, während

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