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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Schweinshaxe mit grünen Bohnen geben, eine von Kittys Spezialitäten, die sie aus der Bronx (sie war einige Jahre an der Fordham University gewesen) mitgebracht hatte.Kieran schien irgendwie abgelenkt. Ihm wiederum kam es so vor, als sei Kitty nicht recht bei der Sache. Sonst durchströmte beide bei der Arbeit im Garten immer ein Glücksgefühl, ein ungläubiges Staunen über das, was der Erdboden leistete und hervorbrachte – im Vergleich dazu waren ihre Mühen geradezu lachhaft. Die Natur beschenkte sie überreichlich, und sie fühlten sich den Göttern, deren Beitrag um ein Vielfaches größer war als der ihrige, zu Dank verpflichtet.
    Kitty unternahm den Versuch, Kierans Gedanken eine andere Richtung zu geben. »Das College in Cork hat angefragt, ob ich bei einem Seminar, in dem meine Romane zur Diskussion stehen sollen, mitmachen würde. Ich habe ›nein‹ gesagt.«
    Kieran reagierte sofort. »Ich weiß. Miss Mulligan hat es mir gesagt.«
    »Noch mal.«
    »Miss Mulligan. Aus Cork. Sie hat mir gesagt, du hättest abgelehnt.«
    »Mit welchem Recht redet sie mit dir darüber?«
    »Weil du ›nein‹ gesagt hast, ihr aber sehr daran liegt, dass du ›ja‹ sagst.«
    »Aber was hast du damit zu schaffen? Es ist eine Angelegenheit, die …«
    »… die mich sehr wohl etwas angeht.«
    »Vielleicht. Trotzdem, mit welchem Recht …«
    »Vermutlich mit gar keinem. Aber ob berechtigt oder unberechtigt, war der jungen Frau wohl ziemlich egal. Sie will dich haben. Unbedingt.«
    »Ich weiß. Und ich habe es sehr wohl erwogen.«
    »Sie möchte, dass du es dir noch einmal überlegst.«
    »Das habe ich mehr als einmal getan. Immer wieder.«
    »Dann hast du ja schon Übung darin und kannst es dir ein weiteres Mal überlegen.«
    »Kieran, ich bin nicht gewillt, zwischen Cork und hier ständig hin und her zu pendeln …«
    »Du musst ja nicht pendeln. Fahr hin und bleib dort.«
    »Hinfahren und bleiben? Ist dir klar, was du da sagst?«
    »Weshalb Zeit mit der Fahrerei vergeuden? Cork ist doch eine ganz schön interessante Stadt. Ist es immer gewesen.«
    »Ich soll dort hinfahren? Und einfach bleiben? Wie kannst du nur …«
    »Wieso können wir für die Zeit nicht zu der Familie meines Bruders ziehen? Die wohnen außerhalb von Blarney, da könnten wir sogar die Kühe mitnehmen.«
    »Und was sollen dein Bruder und seine Frau und die ganze Familie davon halten?«
    »Denen gefällt der Gedanke. Ich habe sie gefragt. Sie sind begeistert auf den Vorschlag angesprungen.«
    »Aber … aber ich habe doch keine Ahnung vom Unterrichten.«
    »Nein? Denk doch nur mal daran, in wie vielen Dingen du mich belehrt hast.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Kitty, meine Liebe, dir bietet sich hier die Gelegenheit, das zu tun, was längst überfällig ist.«
    »Nämlich?«
    »Du weißt es genauso gut wie ich.«
    »Mich zu verteidigen?«
    »Nein. Eine Verteidigung hast du nicht nötig.«
    »Was dann? Rück schon raus mit der Sprache.«
    »Du könntest die anderen korrigieren. Dein ganzes Sinnen und Trachten gilt doch dem Korrigieren, es ist dein Ein und Alles.«
    »Nein. Mein Ein und Alles bist du.«
    »Dann mach das Belehren anderer zu deiner zweiten Lebensaufgabe. Sie werden sagen, was sie zu sagen haben, und du wirst sie eines Besseren belehren. Bei all deinen Talenten, darin bist du besonders gut.«
    Und so ging es hin und her. Nicht allzu lange. Sie hatten das Bohnenbeet noch nicht ganz abgeerntet, da hatte Kitty schon versprochen, Ms Mulligan eine E-Mail zu schicken. Und Kieranwollte seinen Bruder anrufen und ihm mitteilen, dass er und seine Frau Kitty für eine Weile zu ihm und seiner Familie ziehen würden. Er würde die Kühe mitbringen und Kitty ihren Computer. Brid und Taddy, beruhigte Kieran seine Frau, hätten mehr als zweihundert Jahre ohne sie gelebt. Also würden sie auch ein paar Monate ohne sie auskommen. Und was das Schwein anging – nun ja, da hatte Kieran einen seiner geliebten Sprüche parat: »Ist doch scheißegal!«
     
    Noch am gleichen Abend – sie schwelgten in Schweinehaxen und grünen Bohnen – hielt Kitty den Zeitpunkt für gekommen, ihren Mann darauf einzustimmen, dass Declan die Schuppen mit Reet eindecken würde. Als sie die Burg bezogen, hatte Kieran für Schiefer plädiert. Das hatte naturgemäß Kittys Widerspruchsgeist geweckt; sie sprach sich sofort für schilfgedeckte Dächer aus mit dem Erfolg, dass die Kühe von Anfang an in der Großen Halle untergebracht wurden und dort blieben. Seitdem hatte sich der

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