Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
somit das Privileg – nein, erweisen mir die Ehre –, die Burg so wiederhergestellt zu sehen, wie sie zur Zeit meiner illustren Vorfahren war.«
    Durch eine Willensanstrengung, die seinem Charakter mehr als fremd war, gelang es Declan, sich im Zaum zu halten. Der Besucher hielt inne, hoffte auf, ja erwartete eine dankbare Anerkennung seines Wortschwalls. Zwar verunsicherte es ihn, dass diese Anerkennung ausblieb, doch finster entschlossen, seine Rede zu vollenden, fuhr er fort: »Wie ich erfahren habe, heißen Sie Tovey. Ein prachtvoller Name. Da ich das Wort
illuster
bereits benutzt habe, bleibt mir nur übrig zu sagen, dass dieser Name über Jahrhunderte hinweg voller Stolz von englischen Gentlemen und Gelehrten getragen wurde. Könnte es sein, dass Sie mit Sir Donald Francis Tovey verwandt sind, dem berühmten Musikwissenschaftler?«
    Declan schaute ihn verständnislos an. Seine Lordschaft geruhte nicht zu bemerken, dass der Dachdecker weiterhin schwieg. »Das war ein Mann, der unendlich viel beigetragen hat zu unseremVerständnis und unserer Wertschätzung der großen Komponisten und ihrer berühmten Werke. Auch Sie leisten, nach allem was ich hier sehe, einen einzigartigen Beitrag zu Ihren eigenen edlen Traditionen. Was auch kaum verwundert, bedenkt man, dass Sie offenbar durch Familienbande mit einer Abstammungslinie verbunden sind, die immer noch unserem englischen Erbe ein großartiges Ansehen verleiht.«
    Declan war heftig versucht, dem Mann auseinanderzusetzen, dass »Tovey« die Verballhornung des guten Namens »Tuohy« war, den die Behörden seiner Familie aufgezwungen hatten. Sie waren einst gewillt, Namen nur in einer ihnen genehmen und vertrauten Schreibweise in Einwohnerlisten einzutragen, aber nicht in einer Sprache, die sie auszurotten gedachten. Späterhin hatte es die Familie bei dem entstellten Namen belassen und war nicht zum ursprünglichen Original zurückgekehrt. Man hatte beschlossen, der Name solle eine ständige Erinnerung an die Gemeinheiten bleiben, die Jahrhunderte hindurch von den zur Weltherrschaft strebenden Eindringlingen verübt worden waren. Sollte der Lord nur weiterlabern. Er verfolgte offenbar eine hinterhältige Absicht und würde sich ziemlich bald in seinen Fallstricken verfangen.
    Und so geschah es. »Während meines vorigen Besuchs haben Sie vermutlich mitgehört, dass mein Versuch, mein Geburtsrecht geltend zu machen – auf die Burg und alle sie umgebenden Ländereien –, infolge von Justizirrtümern scheiterte. Bestimmt werden Sie meine Entschlossenheit zu würdigen wissen, einen erneuten Versuch zu unternehmen, meiner Pflicht gegenüber meinen Ahnen Genüge zu tun, und so ist mir der Gedanke gekommen, mich Ihrer guten Dienste zu versichern. Dass damit eine großzügige Entlohnung einhergeht, versteht sich von selbst. Da wir offenbar auf eine gemeinsame Vergangenheit zurückblicken, hatte ich die Eingebung, dass die Schicksalsmächte mich mit einem Mann zusammengebracht haben, der meinem Plan seine Unterstützung nicht versagen würde, Grundbesitz und Burg dem rechtmäßigenEigentümer zurückzugeben. Nämlich mir. Nein, sagen Sie jetzt bitte nichts dazu.«
    Mit gedämpfter Stimme, die Vertraulichkeit vortäuschte und absolute Verschwiegenheit verlangte, erklärte er, verbunden mit dem plumpen Hinweis, dass in diese Verschwörung nur höchst Privilegierte Aufnahme finden könnten: »Ich werde mich bald näher dazu äußern. Der Junge dort drüben, der in ein Buch vertieft ist, könnte leicht etwas aufschnappen, was uns unter Umständen schadet. Sie verstehen gewiss.«
    Dass der Junge mit dem Buch in der Nähe stand, war Declan natürlich bewusst, ihm war aber auch bewusst, dass der Mann etwas Unheilvolles ausbrütete, das seinen Landsleuten höchstwahrscheinlich nicht zum Vorteil gereichen würde. Anstatt sich zu entrüsten, beschloss er für sich, Komplizenschaft zu heucheln, wäre der bessere Weg. Denn weitere Enthüllungen waren zu erwarten. Und hier ergab sich die gottgewollte Gelegenheit, Zeuge solcher Enthüllungen zu werden. Nur leise murmelnd, wie es die Situation erforderte, erwiderte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen: »Könnte sein, ich bin der Mann, den Sie suchen. Doch ich müsste schon Genaueres erfahren.«
    »Und das werden Sie, ziemlich bald sogar. Einstweilen erwähnen Sie niemandem gegenüber meinen heutigen Besuch. Und schärfen Sie dem Jungen ein, zu vergessen, dass ich vorbeigeschaut habe. Und was Sie betrifft, Mr Tovey – was
uns
betrifft,

Weitere Kostenlose Bücher