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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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wollte ich sagen –, wir sehen uns bald wieder, und dann lege ich Ihnen alles dar. Wir brauchen keine heiligen Eide zu schwören, solange der Junge zuschaut. Aber ich betrachte diesen Besuch als höchst erfolgreich. Ich bin ganz sicher, Sie gelangen zu einer ähnlichen Einschätzung, wenn die Zeit reif ist. Bescheiden wir uns jetzt mit meinem ›Goodbye!‹ und meinem Versprechen wiederzukommen – zu einem günstigeren Zeitpunkt.
Au revoir,
verehrter Landsmann.« Er machte eine leichte Verbeugung und setzte ein Lächeln auf, das dem schleimigen Gebaren der Schurken in vielen schlecht gespielten Filmen glich. Nur mit Mühe konnte Declan einen Fluch unterdrücken, doch der Gedanke,dass da ein Plan gegen seine Freunde ausgeheckt wurde und dass er, Declan Tovey – zugehörig zum Tuohy-Clan –, vom Himmel auserwählt sei, das Vorhaben von Anbeginn zu vereiteln, half ihm.
    Kaum war der Bentley selbstgefällig davongefahren, ging Peter zu Declan hinüber. »Das war Mr Shaftoe. Mr Sweeney hat ihm das Leben gerettet. Er wollte oben vom Turm springen, er hätte so gern die Burg gehabt, doch das war ihm verwehrt worden. Aber Mr Sweeney hat ihn nicht gelassen. Springen, meine ich. Wissen Sie, ob er hier war, weil er es noch einmal versuchen wollte?«
    »Ich weiß überhaupt nichts. Und ich muss auch gar nichts davon wissen. Schau mir ruhig weiter beim Arbeiten zu. Und vergiss nicht unsere Vereinbarung. Es wird nicht geredet.«
    »Ja, Sir. Wollte sagen, ja, Mr Tovey.«
    »Tuohy, wenn du willst.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut. Denk dran. Geredet wird nicht.«
    Der Junge blieb da stehen, wo er gerade war, und schaute zu; das Buch hatte er sich unter den Arm geklemmt. Declan Tovey – eigentlich Tuohy seit alters her – arbeitete verbissen weiter.
     
    Lord Shaftoe, besessen von seiner selbstgestellten Aufgabe, suchte seinen Schneider in London auf. Er beabsichtigte, sich nach der Mode im achtzehnten Jahrhundert zu kleiden, so wie sein Vorfahr, den der irische Pöbel mit einer Pulververschwörung 2 bedroht hatte, einem Komplott, das schlimmer hätte ausfallen können als die Schurkerei des Guy Fawkes und all der papistischen Verräter, die sich gegen Krone und Parlament auflehnten.Dabei waren diese Institutionen lediglich auf den Erhalt ihrer Oberhoheit und ihrer Privilegien bedacht gewesen. Seine Lordschaft wollte sich nicht mit einem schmuddligen Kostüm zufriedengeben, das nach dem Schweiß von Schauspielern oder den Parfümen maskierter Tänzer roch. Die mottenzerfressene Hinterlassenschaft längst verblichener Toter war nichts für ihn. Nur das Neueste und Einzigartige waren seiner würdig. Ihm allein würde das Recht zustehen, sich künftig so zu kleiden. (Als einzigen Stilbruch wollte er sich leisten, anstelle der Baumwollröhren, die seinen Vorfahren als Unterhosen dienten, seidene Boxer-Shorts zu tragen.)
    Seine Lordschaft hatte seinen mutmaßlichen Landsmann, Declan Tovey, ins Vertrauen gezogen, weil er etwas Extravagantes vorhatte. Da es mit Mr Toveys Hilfe gesichert schien, zu einem gewissen Zeitpunkt Einlass in die Burg zu bekommen – wenn Mr und Mrs Sweeney nicht zu Hause wären, aber bald nach Einbruch der Dunkelheit heimkehren würden, denn dunkel musste es sein, um sein Vorhaben erfolgreich in die Tat umzusetzen –, hatte er die nächste Phase seines Vorhabens in Angriff genommen.
    An einem Tag, der dem seiner ersten Unterredung mit dem schätzenswerten Mr Tovey bald folgte, kehrte der Lord zurück, um ihm voller Vorfreude die Einzelheiten seines raffinierten Plans anzuvertrauen. »Ich werde etwas seltsam angezogen sein, doch schenken Sie dem keine Beachtung. Es wird eine exakte Kopie der Kleidung sein, die mein illustrer Ahnherr getragen hat – ich kann auf mehrere Vorfahren zurückblicken, die meinen Anspruch auf die Burg rechtfertigen. Die Details will ich mir jetzt ersparen, es mag genügen zu sagen, dass die derzeitigen Bewohner unbefugte Eindringlinge sind und es verdienen, als solche behandelt zu werden.«
    Mr Tovey hatte keinerlei Reaktion gezeigt, hatte einfach dagestanden und gewartet, was noch folgen würde. Seine Lordschaft mit Erwiderungen zu unterbrechen, hätte die Auflösung des Geheimnisses nur verzögert. »Ich werde mich in einem abgelegenenWinkel der Burg verbergen«, fuhr er fort, »bleibe also unsichtbar. Wenn ich den Zeitpunkt für gekommen halte, werde ich in Erscheinung treten und mich präsentieren – als eine schattenhafte Gestalt, die dennoch durch den Schimmer einer flackernden

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