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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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stecken und zu seiner Mutter mit nach Hause zu nehmen. Sie konnte ein bisschen Geld gewiss gut brauchen – falls die Münze nach so vielen Jahren überhaupt noch etwas wert war (dass deren Wert mit der Zeit gestiegen war, ahnte er nicht). Langsam schloss er die Hand, aber nicht ganz, ließ die Münze nicht aus den Augen. Langsam öffnete er den Mund, und langsam machte er ihn wieder zu. Mit der Münze fest in der Faust rannte er vom Burghof und die Straße entlang. »Kommen Sie zurück. Kommen Sie zurück! Sie dürfen das nicht tun! Ich … ich kann nicht. Kann sie nicht behalten. Niemand kann sie behalten. Kommen Sie zurück! Sie müssen es einfach tun. Sie ist nicht für mich. Sie ist für niemanden. Für keinen. Niemals!«
    Er hörte auf zu laufen, hielt aber konzentriert Ausschau. Da war die Burgstraße, dahinter die Straße zu sich nach Hause, bergan, bergab und wieder bergan. Keine Autos kamen. Kein Lieferwagen. Niemand. Nichts.
    Er trottete zurück zum Hof, stolperte hier und da über Steine. Ohne sich bewusst zu sein, was er tat, hob er die Faust mit derMünze zum Kinn und ließ sie wieder sinken. Wütend trat er gegen die Flügeltür der Großen Halle. Nur unter großer Mühe bekam er sie auf. Er musste Mrs Sweeney finden. Er musste ihr die Münze geben. Sie loswerden. Alles loswerden. Achtsam umging er die Kuhfladen und bahnte sich seinen Weg durch die dicken Strohschichten, die den Kühen als Unterlage dienten, musste sich hier und da aus den Bündeln befreien, wenn er sich in ihnen verhedderte.
    Wie um sich ein weiteres Mal zu vergewissern, blieb er stehen und betrachtete die Münze. Ein Sonnenstrahl fiel durch die Fenster der Galerie auf das Metall, so dass das Profil des Monarchen, das in das Gold geprägt war, kurz aufblitzte. Er wollte die Hand wieder schließen, da spürte er eine Bewegung über der linken Schulter. Er drehte sich um und sah hoch.
    Von dem großen Kronleuchter baumelten nackte, schmutzige Füße herab, schwangen langsam von ihm weg, dann wieder zu ihm hin. Er stieß einen stummen Schrei aus, die Lungen versagten ihm das Luftholen. Er wollte nach oben schauen, hatte wiederum genug gesehen, glaubte, nicht mehr zu ertragen. Er stürzte zurück zur Tür, rannte diesmal mit voller Wucht gegen das solide Holz, schnellte durch den Rückprall hoch und bekam die Klinke zu fassen. Die Münze grub sich tief in die Hand.
    Als er im Hof stand, blickte er hinüber zu den schilfgedeckten Ställen und Schuppen. Die Arbeit war fast getan. Ein Meisterstück. Doch der Meister hatte ihm eine Münze gegeben. Er hielt sie in seiner Hand. Er musste sie wieder loswerden, auch niemand anders durfte sie haben.
    Er ging ans andere Ende des Hofes, möglichst weit weg von den Torflügeln der Großen Halle, weg von den frisch gedeckten Ställen. Bei den Sträuchern blieb er stehen. Er packte mit der linken Hand den dornigen Stiel eines Stechginsters und zog und zerrte mit aller Macht, aber die Wurzeln saßen zu tief. Erfolglos machte er kehrt, wollte es mehr am Rande des Hofes versuchen, wo die Erde durch den Regen etwas lockerer war. Mit bloßen und von den Dornen zerstochenen Fingern buddelte er einLoch, ließ die Münze hineinfallen und schaufelte es wieder zu. Er stand auf, drückte mit dem Schuh die Erde fest und hörte eine Stimme hinter sich.
    »Peter? Was in aller Welt treibst du da?«
    Er hielt inne, den Fuß reglos auf der festgetretenen Erde. Hinter ihm stand Kitty, amüsiert, neugierig, mit großen Augen und offenem Mund. »Mrs Sweeney … ich meine Mrs Mc …«
    »Schon gut, Peter. Kannst ruhig Sweeney sagen, wenn dir das leichter über die Lippen geht. Ich schäme mich nicht dieses Namens und werde immer darauf reagieren. Aber was …«
    »Ich … ich … mein Schuh. Ich … ich bin irgendwie in Dreck getreten und versuche gerade, den … na, Sie wissen schon.« Er rutschte mit der Schuhsohle auf dem aufgebuddelten Fleck Erde hin und her. »So, das wär’s. Jetzt … jetzt hab ich’s geschafft. Ich wollte nicht … na ja … das Pedal vom Fahrrad. Aber jetzt ist es okay.« Er tat, als müsse er die Sache überprüfen. Die Schuhsohle war sauber. Ehe Kitty genauer hinsehen konnte, hatte er den Fuß schon abgesetzt.
    Sie lachte. »Ein Glück, dass du das Missgeschick los bist.«
    Er strebte seinem Fahrrad zu, bemüht, den Abstand zu Kitty möglichst weit zu halten. Um zu verhindern, dass sie weitere Fragen stellte, versuchte er, sie mit einem anderen Thema abzulenken. »Haben Sie schon gehört? Ich

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