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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Seite zu scharren. Allzu tief hatte der Junge nicht gegraben. Sie ging der Sache auf den Grund, kniete nieder und hob mit den Händen mehr von der lockeren Erde aus, die den Jungen so merkwürdig hatte reagieren lassen.
     
    Auf dem zweiten Hügel holte sie Peter mit dem Auto ein. Sie fuhr an ihm vorbei, bremste und hielt das Auto quer zu dem kleinen Bach an, so dass er mit dem Fahrrad nicht vorbeikonnte. Sie stieg aus, ging ihm entgegen und hielt dabei die Münze in die Höhe, damit er von vornherein wusste, weshalb sie ihm den Weg versperrte. Er versuchte, mit dem Rad zu wenden und in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, doch Kitty war nahe genug dran und hielt ihn auf.
    »Peter! Was ist das? Was hat es damit auf sich?« Sie hielt immer noch die Münze in die Höhe.
    »Oh, Mrs Sweeney, bitte nicht! Lassen Sie sie los. Nicht hoch halten. Nicht anfassen. Bitte, bitte!«
    Kitty ließ die Münze sinken. »Was ist das? Woher kommt sie? Weshalb hast du solche Angst?«
    »Ich … ich weiß nicht. Ich habe es gewusst, aber alles, was ich behalten habe, ist, dass sie niemand anrühren darf. Auch nicht sehen darf.«
    Sie schaute in ihre Hand. Dass es eine alte Münze war, wusste sie. Der Goldschimmer war trotz der Jahre noch nicht gänzlich verblichen. Sie entzifferte das Datum. 1785. Ein Blick auf das Profil. George III. »Ich sehe nichts …«
    »Dann behalten Sie sie. Nein, lieber nicht. Sie wollen sie gar nicht. Niemand will sie. Niemand
könnte
sie überhaupt wollen.«
    »Aber weshalb?«
    »Ich … ich habe es Ihnen gesagt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, weshalb. Wirklich nicht. Ich habe es gewusst … und das war’s. Doch jetzt …«
    »Woher hast du sie? Hast du sie gefunden? Wo?«
    »Mr Tovey. Bitte, fragen Sie mich nicht länger. Ich muss nach Hause. Meine Mutter …«
    »Hat er sie dir gegeben?«
    »Er hat gesagt … und er … Ballysheen. Die Pferde. Mein Dad. Und er … und er … ich … Selbst wenn … Bitte, geben Sie sie ihm zurück. Sehen Sie zu, dass er sie zurücknimmt. Er … er hat es gut mit mir gemeint. Bitte. Ich muss jetzt heim.«
    »O Peter. Peter, Peter. Du wirst sehen, alles wird gut. Manchmal wünschte ich, die Götter würden ihre Gaben für sich behalten. Kannst du mir wirklich nicht sagen, was du gesehen hast?«
    »Ich kann es nicht.«
    »Aber was hat es mit der Münze auf sich, dass …«
    »Bitte. Ich kann mich nicht erinnern. Und ich
möchte
mich nicht erinnern.«
    Kitty berührte seine Schulter. »Also gut«, redete sie ihm sacht zu. »Du hast auf die Münze geschaut, die er dir gegeben hatte. Und dann hast du etwas gesehen?«
    »Ja.«
    »Etwas, das dich erschreckt hat?«
    »Ja … und als ich in die Burg ging … da hat die Münze … sie … sie …«
    »Ja?«
    »Ich hielt sie in der geöffneten Hand, und da … da …«
    »Da?«
    »Ihre Füße, direkt über meiner Schulter. Schmutzig und ohne Schuhe, und sie …«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Nur die Füße. Ich konnte nicht …«
    »Und es war die Münze?«
    »Sie … sie muss es gemacht haben. Davor war ja nichts. Ich …«
    »Schon gut. Schon gut. Sprich nicht weiter. Ich hätte nicht so in dich dringen sollen. Es tut mir leid.«
    »Aber warum … warum?«
    »Du hast es gewusst. Und jetzt weißt du es nicht mehr. So war es vorher auch schon mal … als du meinem Mann und mir erzählt hast, wie es kommt, dass wir …«
    »Brid und Taddy sehen? Waren das … waren das ihre Füße … ihre Füße … und niemand, der sie ihnen wäscht?«
    »Ja.«
    »Und es gibt keine Hilfe für sie?«
    Ganz sacht berührte Kitty abermals seine Schulter. »Komm. Ich parke das Auto und begleite dich nach Hause.«
    »Nein … nein …«
    »Es ist wenig genug, was ich für dich tun kann, nachdem ich …«
    »Bitte. Ich … ich möchte dem da … dem, was Sie in der Hand haben, nicht nahe sein.« Ohne hinzusehen deutete er mit dem Kopf in die Richtung ihrer Hand.
    »Das verstehe ich. Nein, eigentlich doch nicht. Ich verstehe es nicht. Aber ich akzeptiere es … dass du sie möglichst weit weg von dir halten willst.«
    Peter nickte dankbar. Kitty strich ihm kurz über die Wange und ging dann zu ihrem Auto. Sie hatte noch keine drei Schritte gemacht, da hörte sie Peter hinter sich sagen: »Ich gehe nach Ballysheen. Die Pferde. Mein Dad. Bis ich wieder zur Schule muss. Aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt. Tut mir … tut mir leid.«
    »Dir wird es dort gefallen«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Ich glaube schon. Wegen der Pferde. Ich

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