Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
Vom Netzwerk:
hängen, würde ehrfürchtig das Jabot falten und es mit den Strümpfen in eine elegante Kommode legen, und schließlich die Schuhe in die Kammer stellen, nicht ohne sie zuvor mit dem Ärmel seiner Jacke noch einmal aufpoliert zu haben. Seine Lordschaft verspürte keine Notwendigkeit, seine Seiden-Boxershorts ähnlich behandeln zu lassen.
    Nachdem der Gehilfe sich verabschiedet hatte, wobei der Mann seinen Groll kaum verbarg, keinerlei finanzielle Anerkennung für seine professionell ausgeführte Tätigkeit zu erhalten, betrachtete Seine Lordschaft all die schönen Dinge mit größter Genugtuung. Sorge bereitete ihm nur, wie er so lange auf das warten könne, was sich am Samstag in einer Woche ereignen sollte.

Kapitel 13
     
     
    In dem Verhältnis zwischen Peter, dem geduldigen, schweigsamen Beobachter, und Declan, dem konzentrierten und geschickten Arbeiter, kam es nach und nach zu merklichen Veränderungen. Es blieb bei der gemeinsamen Mahlzeit, die sie, nebeneinander auf der Steinmauer sitzend, einnahmen. Declan drängte dem schüchternen, aber aufgeschlossenen Jungen ein Stück Brot auf und sorgte dafür, dass er eine Hälfte von dem frisch gebackenen Kornfladen vertilgte, den ihm Witwe Quinn täglich einpackte. Auch Speck, kaltes Schweinefleisch oder Hähnchenschenkel wurden brüderlich geteilt, und dazu fehlte es nicht an Frischem aus dem Burggarten – Lauch, Zuckerschoten, Rüben und Tomaten, soviel sie wollten. Mrs Sweeney oder Mrs McCloud hatte sich dazu durchgerungen, ihnen zu gestatten, sich selbst zu bedienen. Und das taten sie nach Herzenslust. Als sie das Lauch schon fast vertilgt hatten, wurden zum Glück gerade die Tomaten reif, und die waren so saftig und fleischig, da musste man einfach zulangen.
    Trotzdem sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Es blieb bei Declans etwas barschen, aber nicht unfreundlichen Bemerkungen, dass aus Peter nie ein vernünftiger Dachdecker werden würde, wenn er weiterhin nur so wenig wie ein Vögelchen äße. Doch dann kam der Tag, als Declan anfing, seine Arbeitsgänge zu erklären – wozu die geteerte Schnur gut war und all die anderen Dinge, deren Namen Peter bereits aus seinem Buch kannte.
    »Und wenn du siehst, dass es jemand anders macht, dann ist das falsch. Ich weiß, wie es richtig geht, und das sage ich dir jetzt. Damit du für die Zukunft Bescheid weißt.«
    »Ja, Mr Tovey. Und vielen Dank auch.«
    »Hör auf damit. Ich weiß, du bist ein netter und dankbarer kleiner Bursche. Du brauchst dich nicht ständig zu bedanken.«
    »Ja, Mr … Ich wollte nur sagen, ich habe verstanden und werde es nicht wieder vergessen.«
    Declan brummelte etwas, was Peter als Zustimmung auffasste.
    Dann kam es zur Trennung. Declan hatte sein Tagwerk beendet und warf gerade seinen Beutel auf den Sitz im Lieferwagen, als Peter mit seinem Fahrrad auf den Hof gefahren kam. Er stieg ab, ließ das Fahrrad einfach fallen und rief: »Oh, Mr Tovey, ich hatte schon Angst, Sie könnten fort sein. Nur gut, dass Sie noch da sind.«
    »Aber es hält mich hier keine Minute länger.«
    »Ich wollte mich nur verabschieden. Und vielleicht darf ich dann jetzt auch ›danke‹ sagen.«
    »Das hast du oft genug gesagt. Aber wieso verabschieden? Hast du es dir mit der Dachdeckerei anders überlegt?«
    »Nein. Nie im Leben würde ich das tun. Es ist nur wegen meines Vaters in Tipperary.«
    »Geht es ihm nicht gut?«
    »O nein. Es könnte ihm gar nicht besser gehen. Aber er hat nach mir geschickt. Ich soll dorthin kommen und mit den Pferden arbeiten. In Ballysheen. Er hat sich in den Kopf gesetzt, ich könnte Jockey werden, klein und gelenkig, wie ich bin.«
    »Das könnte sich mit den Jahren ändern.«
    »Natürlich. Ganz bestimmt. Aber Dad ist nicht davon abzubringen. Ich muss dorthin, mir bleibt nichts anderes übrig. Nach Ballysheen. Zu den Pferden.«
    »Vielleicht gefällt es dir.«
    »Ganz bestimmt. Da bin ich mir sicher. Warum auch nicht? Ich und reiten, um die Wette mit dem Wind. Und doch bin ich ein Dachdecker. Oder werde es einmal sein. Das weiß ich genau. Wenn ich es nicht schon damals so genau gewusst hätte, als ich herkam, dann weiß ich es jetzt, nachdem ich all das hier bei Ihnen gesehen und gehört habe.«
    »Wenn die Schule wieder losgeht und du zurückkommst, werde ich aber hier fertig sein.«
    »Das Erste, was ich dann mache, ist, dass ich herkomme und nachschaue.« Peter war ganz aufgeregt, mit einem Meister des Dachdeckergewerbes wie ein Großer reden zu dürfen. Erstrahlte und

Weitere Kostenlose Bücher