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Das Schwein unter den Fischen

Das Schwein unter den Fischen

Titel: Das Schwein unter den Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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bessere Gründe. Guck einfach aus dem Fenster. Das Riesenauto da draußen hat Dr. Ray für unseren Urlaub gekauft. Du darfst es auch fahren. Und es gibt ein Kassettendeck. Dr. Ray bezahlt außerdem den Caravan Deluxe, um den du jeden Urlaub neidisch herumgeschlichen bist. Du weißt schon, den, den wir uns nie leisten konnten!«
    Reiners Gesicht erschlafft und formt sich dann zu einem einzigen strahlenden Lächeln. Er schiebt Tante Trixi weg, drängt mich zur Seite, schreitet durch die Tür, öffnet die Arme so weit es geht und ruft:
    »Joseph, bellissimo Joseph! Molto grazie!«
    Tante Trixi legt mir von hinten die Hände um den Hals:
    »Du hast mir den ganzen Spaß verdorben! Ich hatte ihn fast so weit.«
    »Wie weit?«, frage ich ungläubig.
    »Na ja, er hatte fast schon zugestimmt, dass Joseph uns bei der Abfahrt winken darf.«
    »Dachte ich mir.«
    »Ach, Stine, es wäre so schön gewesen, wenn er nur aus reiner Menschlichkeit ja gesagt hätte und nicht aus Reinerscher Gier!«
    Reiner zerrt Dr. Ray aus dem Wagen, drückt ihn an sich, hebt ihn hoch, stellt ihn hin, nimmt sein Gesicht in die Hände, küsst ihn auf beide Wangen, dann auf die Stirn, und nach kurzem Zögern auch auf den Mund. Trixi sagt:
    »Ach, du meine Güte, nicht dass er uns vor lauter Opportunismus noch schwul wird.«
    Sie macht eine Flasche Sekt auf. Ramona schaut nach dem Knallen des Korkens sofort aus dem Fenster und eilt hinunter zu uns auf die Straße. Der Himmel zieht sich zu, es wird sehr schnell dunkel, wir trinken Sekt und stehen zusammen um unser neues Auto herum, Reiner sitzt schon am Steuer. Da Dr. Ray anbietet, die Benzinkosten auch noch zu übernehmen, beschließt Reiner, dass es eine Woche früher losgehen soll. Es ist schwül, und es wird immer dunkler. Ich bin müde vom Tag, von der letzten Nacht, dem Sekt. Ich strecke mich, die Karte von Heinrich, die ich unter meinem Kleid verstaut habe, fällt auf den warmen Asphalt. Ich sehe, dass die Farbe des Stiftes im Dunkeln leuchtet. Ich gehe in die Hocke und fahre mit dem Finger die Linie auf der Karte nach. Plötzlich fällt ein dicker Tropfen drauf. Ganz in der Nähe blitzt es, dann donnert es, und der Regen prasselt auf uns runter. Anstatt ins Haus zu laufen, setzen wir uns alle ins Auto.
     
    Am nächsten Morgen treffe ich Désirée im Treppenhaus. Sie hat ein paar Sachen für Malte geholt. Sie will nicht mehr dealen und nur noch am Wochenende kiffen. Ich stelle sie Lilli vor, und Désirée wird meine Urlaubsvertretung. Joachim Matthias ist zu meinem Erstaunen einverstanden. Er wirkt traurig, als ich mich von ihm verabschiede. Ramona muss kurz vor mir bei ihm gewesen sein.
     
    Wir haben viel Platz im neuen Auto, und niemand will es mit Streitereien ausfüllen. Reiner hat die Klimaanlage aufgedreht und freut sich mehrmals lautstark darüber, dass er nicht schwitzt. Ramona hüstelt, Dr. Ray lutscht Pfefferminzbonbons und trägt einen Rothko-Sommerrolli, Tante Trixi liegt mit einer Augenmaske schnarchend auf der Rückbank. Der Van gleitet über die Autobahn. Ich habe in Anwesenheit meiner Familie bisher nie so einen Frieden erlebt. Reiner hat noch nicht mal
Rock Romance!
angemacht, da halten wir schon das erste Mal an einer Raststätte, einfach nur, um mal eine Pause zu machen.
    Während wir uns alle die Beine vertreten, steckt Reiner
Rock Romance!
in das brandneue Tapedeck, spult herum, bis er »Here I Go Again« von Whitesnake findet, steigt aus dem Wagen, stellt sich mit ausgebreiteten Armen in die Sonne und legt den Kopf in den Nacken. Dann passiert es: Während des Refrains wird die Stimme David Coverdales von einem Quietschen verschluckt und versiegt mit einem dumpfen Gurgeln. Dann ist es still. Reiner stürmt auf den Van zu, sein Gesicht ist rot und schweißüberströmt. Er reißt die Kassette aus dem Deck und zerrt an dem Band, das feststeckt. Es ist der schlimmste Bandsalat, den wir je erlebt haben.
Rock Romance!
ist nicht mehr zu retten.
Rock Romance!
ist tot. Die Kassette wurde noch nie in einem anderen Tapedeck abgespielt, als in dem von Reiners Opel Kadett. Reiner pult an der Kassette herum, keiner sagt ein Wort. Schließlich meldet sich Tante Trixi zu Wort:
    »Vergiss es, das olle Ding ist durch!«
    Reiner schreit:
    »Halt die Klappe, dieses Scheißding, diese scheißneue Technik, das ersetzt du mir, Joseph!«
    Wäre Reiners Gesicht nicht so verschwitzt, könnte man sehen, dass er weint. Wir alle wissen, dass er weint. Dr. Ray sagt:
    »Give me a list von den Songs. Dann

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