Das Schwein unter den Fischen
Biografie betrifft. Das solltest du ihm zugestehen. Sein Vater ist ein schlechter Mensch, der sehr viel Macht über ihn hat. Er hat einfach Angst, dass noch jemand Macht über ihn haben kann. Er muss erst gegen die schlechte Macht gewinnen, um für die gute Macht offen sein zu können. Er hat einen Schreck bekommen wegen dir, wegen euch. So wie du. Enki hatte immer wieder Frauen, aber die sind nur ein- und wieder ausgegangen! Geflitter!«
»Heinrich, was bist du eigentlich? Yoda? Ein Psychologe, Spinner oder Hexenmeister?«
»Enki hat gesagt, ihr trefft euch in Grillo! Ein guter Ort, um sich wiederzusehen.«
»Mal sehn. Er hat ja nicht mal ein Handy.«
»Oh, aber er hat bestimmt deine Nummer!«
»Nein, hat er nicht. Wir haben uns ja auch so immer gesehen. Hier bei dir. Jetzt nicht mehr. Ich habe es doch gewusst, ich hätte mit Sean-Vaclav mitgehen sollen.«
»Ach, der, o nein! Der fröhnige Musiker, nichts für dich, aber das weißt du ja selbst. Du bist nur trotzig! Er ist ein lustiger Kerl, hat auch mal hier gewohnt. Ich habe ihn rausgeworfen, weil er eine furchtbare Freundinhatte, die immer nackt herumgelaufen ist, als hätte sie Kleider an. Sie hat sich andauernd gebückt, um ihren herumliegenden Schnickschnack aufzusammeln. Ich habe einmal versehentlich ihr Popoloch ansehen müssen. Und das in der Küche! Sie hat nach Kokosnuss gerochen, morgens, mittags, abends. Man sollte außerhalb der Karibik die Finger davon lassen. Aber sie war auch so eine Nuss, eine Nuss non grata! Vielleicht hat sie von Natur aus so gerochen.«
Ich muss lachen.
Bevor ich mich auf den Weg nach Hause mache, stecke ich die Landkarte ein.
DRITTER TEIL
ROCK ROMANCE!
IST TOT, ES LEBE
ROCK ROMANCE!
Vor Fehrmanns Spezialitäten steht ein riesiger, glänzender Van mit Schiebetüren und zwei langen Sitzbänken. Am Steuer sitzt Dr. Ray, den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Ich laufe auf das Auto zu, klopfe ans Fenster, Dr. Ray öffnet die Augen, und ich drücke einen Kuss auf die Scheibe. Er hebt schwach die Hand, versucht zu lächeln, seine roten Augen schauen mich traurig an. Im Imbiss streiten Reiner und Tante Trixi laut bei geöffneter Tür. Sie schubst ihn, und mein Vater lässt sich übertrieben gegen die Wand fallen.
Dr. Ray hat die Tür des Vans immer noch nicht geöffnet. Ich gehe zur Beifahrerseite und haue mit der flachen Hand gegen die Scheibe. Dr. Ray sieht sogar durch die getönten Scheiben extrem verheult aus. Endlich öffnet er mir die Tür.
»Wow, was für eine Kutsche, wollt ihr adoptieren?«
Dr. Ray zieht die Nase hoch und sagt:
»Nein, mein Mann ist weg. Ich habe ihn rausgeworfen, diese fucking cunt!«
»Was? Warum?«
»Klaus ist fremdgegangen mit eine Spieler aus Honduras. Hat der Verein, für den er knetet Fußballer, in der letzten Saison für drei Millionen gekauft.«
»Honduras also. Echt ätzend.«
Mehr fällt mir leider nicht ein. Ich wünschte, ich wäre besser drauf, dann wüsste ich mehr zu sagen. Dr. Ray wird mich heute nicht trösten, also sitzen wir beide im großen klimatisierten Van und sehen zu, wie Tante Trixi und Reiner sich streiten. Nach einer Weile frage ich:
»Weißt du, was da los ist?«
»Es ist wegen mir und Klaus, dem handsome Wadenmuskel von Honduras und dieses superbrandneue Auto!«
»Ich verstehe nur Bahnhof.« Dr. Ray seufzt und sagt:
»Trixi promised me, dass ich auch mitkommen kann in den Urlaub. Wegen Verzweiflung, you know! Abstand in Gesellschaft wäre gut. Ich habe viel Lust und dieses Auto gekauft, damit dein Vater happy ist. Es hat eine neue Dolby-Surround-Stereoanlage. Und ein extra Tapedeck für Reiners Lieblingskassette. Trixi muss nur noch Reiner überreden, yes zu sagen.«
»Wie lange geht das da drinnen schon so?«
»Lange! Dabei habe ich im Internet schon einen großen Caravan gemietet. Mit einer Terrasse aus echtem Holz. Ich zahle für alles. I don’t care. Ich bin sonst allein den ganzen Rest vom Sommer mit diese fucking Schmerz. Ich werde verlieren meine ganze attitude.«
Ich ahne, dass Tante Trixi versucht, Reiner ohne die Informationen über die materiellen Vorteile zu überzeugen. Sie streitet immer gerne mit ihm, reiht Worte schnell aneinander, ohne Luft zu holen, bis er mit seinen Sprüchen endgültig an die Wand fährt. Ich steige aus dem Auto, gehe zum Imbiss hinüber, öffne mit einem Ruck die Tür und rufe: »STOPP!«
Reiner und Tante Trixi sind sofort still. Ich sage:
»Papa, du musst Dr. Ray nicht aus Mitleid mitnehmen. Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher