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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Wogen in sich aufgenommen, eine Kammer, die sich für diejenigen erhalten hatte, die auserwählt waren zu erfahren, dass selbst das Meer am Ende zum Vermodern und Vergehen bestimmt war. Der Luftzug bewegte das Laken, auf dem Declan Tovey lag, in Höhe seiner Schulter und presste Aaron die vom Salzwasser getränkte Kleidung an die Haut; er spürte, wie die Feuchtigkeit ihm in die Knochen drang und auf dem Weg dahin durch Arme und Beine ein Zittern und Zucken gehen ließ.
    Das also war der Tunnel für die Priester zum Meer. Von hier hatten sie die Flucht angetreten. Das große Geheimnis des Hauses, das ihm von Kindheitsbeinen an verschlossen geblieben war, hatte sich ihm enthüllt. Aaron widerstand dem Verlangen, sich die Nase zuzuhalten. Lange genug hatte er wissen wollen, was er nun wusste, lange genug hatte es ihn verlangt, zu sehen, was er nun sah. Sich dem in irgendeiner Weise zu widersetzen, wäre ein Zeichen von Undankbarkeit. Keinesfalls wollte er sein Staunen trüben, etwa durch Zur-Schau-Stellen eines Widerwillens. Um sich der Enthüllung würdig zu erweisen, atmete er mit Vorbedacht tief ein, füllte Nase und Lunge, so gut er konnte, mit dem Geruch der Verwesung, der ihn umfing. Ihm wurde schwindlig, und, nach Halt suchend, griff er nach Declan Toveys Fuß. Das Leder fühlte sich glitschig an, möglicherweise steckte innen noch Fleisch, aber er ließ nicht los, denn ohne einen Halt wäre er zusammengesackt.
    Lolly hatte sich zunächst die Ohren zugehalten, wenngleich die Attacke eigentlich die Nase betraf. Dann hielt sie sich die Hände vor den Mund, rang sie als Nächstes vor der Brust und reagierte schließlich auf die Quelle des Übels, hielt sich die Nase zu und sagte: »Puh!«
    Die Art und Weise, in der Kitty mit der Hand vor der Tunnelöffnung hin und her wedelte, erweckte mehr denEindruck, dass sie eine Flamme anfachen, weniger den grässlichen Gestank, der inzwischen den ganzen Raum erfüllte, in die dunkle Öffnung zurückdrängen wollte. Sie sah ein, dass ihr Bemühen zwecklos war, gab es auf, legte die Hand an die Stirn, als wollte sie Fieber messen, und erklärte: »Wir packen ihn da hinein.« Sie holte eine Taschenlampe, eine alte aus Blech, aus der Schrankschublade hervor und reichte sie Aaron. »Hier.«
    Aaron nahm die Taschenlampe. »Ich soll da hineingehen?«
    »Und beweg dich rückwärts, aber vorsichtig, es geht ziemlich schnell abwärts, und so, wie es riecht, könnte es rutschig sein. Mach schnell. Lolly und ich reichen ihn dir rein.«
    Aaron steckte den Kopf in das Loch. Der Gestank schlug ihm entgegen. Tief gebückt ging er hinein. Der Gestank ergriff von ihm Besitz. Er würde nun selbst dem Fäulnisprozess anheimfallen. Er leuchtete den Raum vor sich aus. Das Licht der Taschenlampe wies nach schräg unten. Weiter hinten sah er – oder glaubte zu sehen – eine schmale Treppe aus grob behauenen Steinen, die steil nach unten führte und dann nach links abbog. Wie befürchtet waren die Steine rutschig, aber die grobe Behauung, die Unebenheiten stehenließ, gab festen Halt. Fünf Stufen tastete er sich hinunter, dann kehrte er um und hielt das Licht nach oben Richtung Eingang.
    »Okay«, flüsterte er. »Gebt ihn rein.«
    Kein Echo, keinerlei Nachhall. Der dunkle Moosbewuchs auf Stufen und an Wänden schluckte jegliches Geräusch, als wäre der Gang mit Filz ausgepolstert. Das machte ihm klar, dass er leicht ersticken könnte. Durch die Öffnung vorne schien keine Luft zu kommen; die Schadstoffe, die sich an ihm gütlich taten, machten die Gase um ihn herum undurchdringlich – fest wie eine Wand. »Beeilt euch«, sagte er und dachte auch nicht mehr daran zu flüstern. »Ich kann hier nicht atmen.«
    »Halt die Klappe«, hörte er seine Tante sagen. »Wir sind diejenigen, die sich abrackern.«
    Aaron vernahm so etwas wie ein Rasseln.
    »Sachte«, sagte Lolly. »Wir wollen ihn doch nicht völlig zusammenrutschen lassen, oder?«
    »Halt das Laken straff«, erwiderte seine Tante.
    »Dann komm nicht so dicht heran. Bleib, wo du bist.« »Du bist es doch, die das Laken locker lässt.«
    »Zieh es stramm.«
    »Kletter über das Bett. Steig einfach auf die Matratze. Mach schon.«
    Das Geräusch, das jetzt folgte, stammte von einer Kaskade von Knochen, die ineinanderschepperten, durcheinanderfielen; einige landeten wohl auch auf dem Fußboden.
    »Da hast du die Bescherung.«
    »Du hast dein Ende nicht hoch gehalten.«
    »Tritt nicht dorthin. Pass auf seinen Arm auf.«
    »Es ist das

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