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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Bein.«
    »Dann eben auf sein Bein.«
    »Steck es zurück in die Hosen, ja, da, über dem Schuh.«
    Aaron hätte gern gesehen, was vor sich ging, aber seine Tante versperrte mit ihrem Hintern fast die ganze Öffnung. Sie stand gebückt da und bewegte offensichtlich den rechten Arm. Jetzt drehte sie sich ein wenig zur Seite, der Arm ging immer noch hin und her.
    »Wir können ihn doch wieder geraderücken, wenn wir ihn drin haben.« Es war Lolly, die gesprochen hatte. Dann fing sie an zu kichern. »Ganz schön intim die ganze Angelegenheit, oder? Glaubst du, er weiß, dass wir uns an ihm hier zu schaffen machen?«
    »Natürlich weiß er das. Wofür gibt’s denn einen Himmel?« Seine Tante wahrte einen gewissen Ernst.
    Aaron hustete. »Geht es nicht schneller? Lange halte ich es hier nicht mehr aus.«
    »Hör dir den an«, sagte Kitty. »Wir besorgen all das Grausliche, und der jammert herum.«
    »Ich kann nicht atmen.«
    »Dann lass es bleiben.«
    Kitty reichte die zwei zusammengefügten Zipfel des Lakens in die Öffnung hinein. Mit seiner freien Hand griff Aaron zu und bewegte sich rückwärts Richtung Treppe. Das restliche Laken folgte, schwebte knapp über dem Boden und zeigte verschiedene Ausbeulungen, teils kantiger, teils runder Natur.
    »Schnell. Weiter zurück. Da kommt noch mehr von ihm.«
    Aaron musste zwei Stufen nach unten. Die Leiche kam hinterher. Aaron hatte sie nicht dermaßen groß in Erinnerung.
    »Okay. Das reicht. Mehr kommt nicht.« Jetzt füllte Lolly die Öffnung aus und setzte ihr Ende der Last geradezu ehrfürchtig ab. Aaron ging noch einen Schritt zurück und legte die Enden, die er hielt, gleichfalls ab. Er wollte eigentlich das Laken auseinanderfalten, aber der schmale Gang gab nur Raum für das gefaltete Leichentuch.
    Er hob den Fuß, um die Stufen nach oben zurückzuklettern, fand aber nirgendwo eine Stelle, um ihn aufzusetzen. Declan Tovey nahm den ganzen Platz auf der schmalen Treppe ein. Er ließ den Fuß wieder sinken und überlegte, was er tun sollte, die Knochen einfach beiseiteschieben oder kühn losgehen und drauftreten. Die Vorstellung, wie das knirschen würde, ließ ihn erschauern.
    Man hörte eindringliches Pochen, laut genug, dass es bis in die Winkel des geheimen Tunnels drang. »Schnell«, flüsterte seine Tante. »Wir müssen das Paneel schließen.«
    »Ich komme meinen Freund Declan holen. Rückt ihn raus.« Es war Sweeneys Stimme, die durch die Küchentür drang. Aaron bückte sich und wollte das Leichenbündel etwas aus dem Weg rücken, aber noch ehe er das Tuch berührthatte, zischte seine Tante: »Bleib dort. Wir melden uns wieder.« Mit diesen Worten wurde die Wandtäfelung zugeschoben. Aaron starrte hinauf ins Dunkle, wo eben noch die Öffnung gewesen war.
    »Nein! Warte!«, rief Aaron, bekam aber keine Antwort. Er strahlte mit der Taschenlampe die geschlossene Wand an, leuchtete den Flecken nach einem Griff oder Riegel ab, den man hätte betätigen können. Nichts dergleichen war zu sehen. Langsam ließ er den Lichtstrahl an der Nahtstelle zwischen Holz und Stein entlanggleiten, dann über die Mitte und wieder an die Umrandung. Die Versiegelung war perfekt.
    Man erwartete doch wohl nicht im Ernst, dass er blieb, wo er war! Seine Tante trieb es arg mit ihm. Sie nutzte seine Gutmütigkeit und seine Hilfsbereitschaft aus. Das durfte er sich nicht gefallen lassen. Sweeney hin, Sweeney her, er würde sich nach oben arbeiten und ans Paneel hämmern. Diese Art Mausoleum ließ er sich nicht bieten. Er würde seiner geliebten Tante nicht gestatten, ihn derart zu misshandeln, selbst wenn es im Sinne eines jahrhundertealten Familiengeheimnisses geschah. Wenn Sweeney die Knochen haben wollte, sollte er sie doch haben. Die ganze Angelegenheit gehörte ohnehin in die Hände der Polizei, musste der
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übergeben werden.
    Als ginge es darum, sich des traurigen Fakts zu vergewissern, langte Aaron nach unten und schlug das Laken zurück, um wenigstens den Schädel freizulegen, wie um dem armen Mann eine Chance zum Atmen zu geben. Das Bild, das sich ihm bot, war eine kopflose Leiche, der zerfledderte Hemdkragen völlig unbewohnt. Aaron schlug das Laken weiter auseinander. Er fand die Kappe unmittelbar über dem Gürtel und den Kopf gleich darunter. Die Zeit, den Mann wieder gänzlich zusammenzusetzen, wollte sich Aaron nicht nehmen, aber wenigstens wollte er den Kopf an die Stelle rücken, wo er hingehörte. Als er den Schädelanhob, geriet eine Hand in Bewegung und schepperte

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