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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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die Stufen hinab. Er erstarrte, lauschte, ob es jenseits der Wandverkleidung eine Reaktion gab. Er wartete. Vernahm nichts. Er richtete sich gerade wieder mit dem Schädel in der Hand auf, als er etwas weiter weg, aber doch deutlich, Kieran Sweeney sagen hörte: »Ich komme rein und hole ihn. Ich weiß, er ist dort drin.«
    »Ein Sweeney setzt mir keinen Fuß in dieses Haus. Du weißt das genauso gut wie ich.«
    »Ich komme, um meinen Freund zu holen, davon hält mich niemand ab. Der arme Mann, begraben und die ganze Zeit in ungeheiligter Erde. Schande über Schande.«
    Jetzt war es Lollys Stimme, die Aaron vernahm. »Lass ihn doch rein, was soll’s? Der spinnt doch nur; einen Declan Tovey, von dem er redet, haben wir hier nicht. Soll er sich selbst überzeugen. Wenn es nichts zu verbergen gibt, brauchen wir auch nicht so zu tun, als gäbe es etwas zu verbergen.«
    »Er ist ein Sweeney«, sagte Kitty.
    »Und nie würde ich«, tönte Sweeney, »an einem Ort wie diesem meine Schuhsohlen beschmutzen, wenn es nicht darum ginge, meinen Freund von seiner Mörderin zu erretten.«
    »Also komm rein, Kieran Sweeney, zeig mir, dass hier jemand ermordet wurde. Komm rein. Drück dir nicht deine dämliche Nase an der Tür draußen platt. Sie ist offen. Komm rein und sei gegrüßt und erinnere mich, dass ich nachher Pater Colavin herbitte, damit er Weihwasser bringt, wenn du fort bist.«
    Aaron hörte, wie die Gazetür zuschlug. »Es schmerzt meine Füße, hier einzutreten, doch nun hab ich’s getan.« Sweeney sprach mit gedämpfter und heiserer Stimme. »Gott möge mir verzeihen.«
    »Halt die Klappe, pass lieber auf, dass du nirgends gegenrennst und nichts zerdepperst.«
    »Darf ich vielleicht meiner Pflicht in aller Stille Genüge tun?«
    »›Stille‹ ist ein Klassewort, wenn ein Sweeney herumquatscht.«
    Schwere Schritte von Stiefeln, zielgerichtet, näherten sich zunächst und entfernten sich dann im Gang und auf der Treppe, die nach oben führte.
    Aaron legte den Schädel auf der Stufe direkt unter dem Kragen ab und angelte nach der Hand. Er schob sie halb in den Ärmel, doch sie rutschte nach rechts weg und erweckte so den Eindruck, dass sie den Daumen wie zum Trampen hochreckte. Er versuchte sie auszurichten, aber sie glitt wieder nach rechts und hing diesmal von der Stufe herunter. Im ersten Augenblick war Aaron überzeugt, dass der Mann, dass Declan Tovey es darauf angelegt hatte, alle seine aus purem Respekt geborenen Bemühungen zu durchkreuzen, und er war nahe daran, die Leiche in der grotesken Position zu belassen, auf dem Treppenabsatz liegend, der Oberkörper zwei Stufen tiefer, der weiter heruntergefallene Kopf auf der dritten Stufe. Dann aber empfand er den losen Schädel als so etwas wie ein Flehen, einen an ihn gerichteten Appell, den Ärmsten wieder instand zu setzen, die Knochen zu sortieren und erneut aneinanderzufügen, so dass sie wenigstens andeutungsweise einen Menschen ergaben mit allen noch verbliebenen Teilen, wenn auch nackt und bloß und lose, so doch in vernünftiger Anordnung, auf dass Würde und Ehrfurcht, wie sie ein Skelett sehr wohl verdiente, wiederhergestellt waren. Während er sich ans Werk machte, geschickt mit Taschenlampe und Knöchelchen manipulierte, mit Taschenlampe und Kleidungsresten, fragte er sich, warum der höhere Ränkeschmied, der ihn in dieses feuchte und stinkende, dunkle und übelriechende Verließ verfrachtet hatte, nicht dafür hätte sorgen können, dass Lolly McKeever mit ihm zusammen hier eingeschlossen wurde. Man hätte so schön gemeinsam Declan Tovey zusammensetzenkönnen. Gemeinsam hätte man Spaß an der Aufgabe gehabt. Sie hätte ihn als einen Mann von liebenswertem Frohsinn, als angenehmen Gefährten, als einen Mann mit regsamem Geist kennengelernt. Und er hätte in ihr eine Frau von robuster Natur entdeckt, die seine edleren Züge insgeheim zu schätzen wusste, eine Frau, zugänglich für Abenteuer, ohne übertrieben begeistert zu sein. Sie und Aaron würden sich hübsch die Zeit vertreiben. Man würde sich näher kennenlernen. Als gute Freunde wieder ans Licht treten, nachdem sie in diesen wenigen oder auch mehr Momenten zu einer gegenseitigen Wertschätzung gelangt wären, was unter nicht so einmaligen Umständen weitaus länger gedauert hätte.
    Aaron hatte inzwischen Declan Tovey in eine genau entgegengesetzte Position gebracht. Jetzt ruhten die Schuhe drei Stufen tiefer, Jackett, Hemd und Hose hatte er so gegeneinander ausgetauscht, dass der Mann auf

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