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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Luftröhre wollte sich nicht öffnen. Krampfhaft rang er nach Luft, dreimal, dann gelang ihm ein mühsames Atmen durch die Nase, aber das Husten und Würgen bekam er nicht unter Kontrolle. Er hörte es an die Wand hämmern, und die Zusperrung öffnete sich. Aaron taumelte, stolperte, fiel, rappelte sich wieder auf, kroch die Stufen hinauf. Bei der Kletterei wurde Declan in Mitleidenschaft gezogen,rutschte scheppernd nach unten und landete dort in einem schlimmeren Zustand als je zuvor. Der Schädel, den Aaron mit seinem Knie fast zermalmt hätte, erfuhr gleich danach einen Fußtritt und rollte, oder besser, hüpfte von Stufe zu Stufe in die Tiefe, deren Ausmaß sich Aaron nicht vorstellen mochte. Er drängte sich mit dem Oberkörper durch die Öffnung und ließ den Kopf auf den Fußboden sinken, der Brustkorb hob und senkte sich heftig, der Mund keuchte, die Hände lagen gespreizt auf den Dielen, ein Versuch, sich festklammern zu können, falls die widerwärtige Luft ihn in die ekelhafte Dumpfigkeit zurückzerren wollte.
    Niemand kam ihm zu Hilfe. Keine überraschte Stimme nannte seinen Namen, keine helfende Hand streckte sich ihm entgegen, um den keuchenden Körper zu beruhigen. Weder den sneakerbeschuhten Fuß seiner Tante noch den perfekt geformten Knöchel von Lolly McKeever sah er durch den Tränenschleier, nur zwei in braunen Stiefeln steckende Füße und den Aufschlag von schwarzen wollenen Hosenbeinen, die eindeutig zu Kieran Sweeney gehörten. Aaron stützte die Hände auf den Fußboden, dreimal hob er den Oberkörper an und sah beim ersten Mal Kierans gegürteten Leibesumfang, beim zweiten Mal den Rock seiner Tante und die Jeans von Lolly und zu guter Letzt, wie Kieran an ihm vorbei zur Wandöffnung ging.
    Mit seinem vierten und letzten Liegestütz schob sich Aaron vollends durch die Öffnung und geriet damit dichter an die Sneaker seiner Tante, die ihrerseits zu dem Tisch mit den dünnen Beinen und dem Kruzifix zurückwich. Er erwog, sich zu Lolly McKeevers Füßen hinzustrecken, befürchtete aber, seine Tante hatte der Tunnelgeruch abgestoßen, der in seine Kleider, vielleicht auch in den Körper gedrungen war, und so vollführte er eine Drehung und setzte sich auf. Kieran stand an der Öffnung, eine Hand ruhte auf der Wand über der Täfelung. Den Kopf hielt er gesenkt, das Gesicht war entspannt und passiv, als wären seine Gedanken so weit vonihm entfernt, dass er gewissermaßen neben sich stand und ihm völlig gleichgültig war, was für einen Ausdruck Lippen und Kinn, Augen und Stirn annahmen.
    Lolly lehnte am Türpfosten, die Arme unter der Brust verschränkt, den Kopf langsam von Kitty zu Kieran, von Kieran zu Kitty und wieder zurück zu Kieran drehend. Der Blick seiner Tante, die sich steif und drohend am Tisch aufgepflanzt hatte, war auf Kieran gerichtet. Sie hielt den Kopf hoch, die Augen unbeweglich und starr, als hätte sie eine langersehnte Genugtuung erfahren, der sie jetzt Zeit ließ, in ihr Bewusstsein zu dringen und ihrem Kreislauf zu signalisieren, dass ein gewisses Etwas endlich seine Erfüllung gefunden hatte. Aaron beschloss zu bleiben, wo er war. Um nicht den Eindruck zu erwecken, er mache sich über Lollys Ping-Pong-Kopfbewegungen zwischen Kitty und Kieran lustig, schaute er nur seine Tante an. »Was geht hier vor?«, fragte er.
    Unentwegt Sweeney anstarrend, sagte Kitty in trockenem und strengem Ton: »Ich habe dir zugesehen und nicht eingegriffen. Als du den Nagel aus der Hand des Gekreuzigten löstest, als ich sah, dass du wusstest, wo er saß, und auch wusstest, was er vermochte, habe ich nichts getan, um dich vor deiner Verdammnis zu bewahren. Deshalb haben wir die Sweeneys all die Jahre gehasst, über Generationen hinweg, haben gewusst, dass sie weniger als Staub sind. Der Vergessenheit war anheimgegeben, was sie getan hatten, nur Abscheu und Verachtung waren geblieben. Es waren also die Sweeneys, die den Tunnel entdeckten und wussten, wie man die Wand öffnet. Es waren die Sweeneys, die um des Goldes des Königs willen die Priester verraten und sie an den Galgen gebracht haben. Es ist eine Henkershand, die du hast, Kieran Sweeney, und ich wäre dir dankbar, wenn du sie von der heiligen Wand nähmest.«
    Beide, Aaron und Lolly, hatten nicht zu Kitty geschaut während ihrer Rede, sondern zu Kieran, der unbeweglichdagestanden hatte; immer noch ruhte die verfluchte Hand über der dunklen Öffnung in der Wandtäfelung. Ohne seine Haltung auch nur einen Deut zu verändern, hub

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