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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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du dir reichlich Zeit gelassen hast, bis du einem Befehl nachgekommen bist.«
    Das hatte Valerius besonders im Hinblick auf die umstehenden Männer gesagt, denn nicht alle hielten zu Umbricius; darüber hinaus war es auch Valerius gewesen, der die Pferde über die Barriere bei der Lachsfalle hinweggelotst hatte und ihnen allen damit das Leben gerettet hatte. Ganz bewusst hatte Valerius mit seiner Ansprache also versucht, den Soldaten ein wenig Zeit zu geben, um sich daran zu erinnern und um zu der Überzeugung zu gelangen, dass sie sich Valerius lieber nicht zum Feind machen wollten. Sie grinsten und drängten sich, als Valerius sich vom Rücken seines Pferdes schwang, nicht mehr ganz so dicht zusammen. Mit einem eleganten Sprung setzte Valerius über das Gatter hinweg. Man applaudierte ihm. Der Hund fing sofort an, ihn anzukläffen, und der Bulle wühlte mit seinen Hörnern das Gras auf. Valerius sandte ein Stoßgebet zu seinem Gott hinauf, dass das Tier begreifen würde, dass er ihm helfen wollte und nicht etwa beabsichtigte, es noch schlimmer zu verletzen.
    Sein Einschreiten veränderte das Kräftegleichgewicht auf dem Feld. Zuvor hätte Umbricius noch mit Leichtigkeit zum Gatter rennen und sich in Sicherheit bringen können, wenn der Bulle ihn angegriffen hätte. Nun aber, da Valerius diesen Ausweg versperrte, war Umbricius gefangen zwischen zwei Feinden, die ihn beide nur allzu gern töten wollten - wenn man den Hund noch mitrechnete, waren es sogar drei.
    Doch wie sehr man Umbricius auch hassen mochte, Feigheit konnte man ihm nicht nachsagen. Er grinste, zog zwei weitere Messer aus seinem Gürtel heraus und ließ diese nun blitzend herumwirbeln. Auch ihm wurde applaudiert.
    Während Umbricius kunstvoll mit den Messern jonglierte, trat er einen Schritt zurück und sagte: »Was meinst du - angenommen, der Bulle tötet dich, dezimieren sie dann die Einheimischen?«
    »Möglicherweise. Aber erst, nachdem sie dich erhängt haben.« Das Summen in Valerius’ Ohren machte es ihm sehr mühsam, klar zu denken. Noch schwieriger war es für ihn, sich an den genauen Wortlaut einer Sprache zu erinnern, die er schon sein halbes Leben lang nicht mehr regelmäßig gesprochen hatte und die er am liebsten ganz vergessen hätte. Valerius versuchte es, tastete förmlich nach den Worten und sagte dann im Dialekt der Träumer, den man in allen Stämmen verstand: »Nimm deinen Hund und verschwinde. Ich werde den Gehörnten schützen.«
    Valerius spürte den durchbohrenden Blick des Jungen. Die Cornovii verehrten den Gott in Gestalt eines Hirsches, nicht in der eines Stieres, doch hatten sie sicherlich auch schon einmal von Mithras gehört, und mit etwas Glück glaubte der Junge Valerius, dem plötzlich noch mehr Worte einfielen: »Verschwinde jetzt. Wenn du den Hund noch länger hier behältst, ist er in Gefahr. Wenn er dir lieb ist, musst du ihn sofort in Sicherheit bringen.«
    Obwohl sein eigener Stolz ihn vielleicht dazu verleiten mochte, im Angesicht der Gefahr zu verharren - dem Wohlergehen seines Hundes zuliebe konnte er ihn doch überwinden. Ganz vage nahm Valerius wahr, wie der Junge seinen Hund noch etwas dichter an sich zog und ihm etwas zuflüsterte. Daraufhin verstummte das ungeduldige Fiepen des Tieres, nicht jedoch das Summen in Valerius’ Ohren. Dieses Dröhnen in seinen Ohren hatte er erst einmal zuvor erlebt, und auch damals nur kurz, als er seinen Schecken beschworen hatte, ihn über die Barriere bei der Lachsfalle hinwegzutragen. Damals hatte Valerius gedacht, dass das Summen seinen nahe bevorstehenden Tod angekündigt und allein Glück und der schützende Einfluss seines Gottes dies von ihm abgewendet hatten. Jetzt betete er noch einmal um das gleiche Glück, oder dass sein Gott seine Seele, wenn er nun sterben sollte, sicher in seine Obhut aufnehmen würde. Am westlichen Ende des Pferches begann der Junge, sich langsam in Richtung Tor zu bewegen. Seinen Hund zog er mit sich.
    Plötzlich wirbelte ein Messer in hohem Bogen durch die Luft und ritzte über die Stirn des Bullen. Das Tier brüllte auf und wirbelte zu Valerius herum, da dieser am dichtesten bei ihm stand. Hörner so lang wie der Arm eines Mannes bohrten sich in das Gras, schleuderten Grasklumpen bis zu den Baumkronen hinauf. Die Augen des Bullen waren von einem dunklen Walnussbraun und viel zu sanft für wahren Zorn. Das rotbraune Fell um seine Augen herum war schwarz verschmiert, so als ob eine der Offiziersfrauen dort in aller Eile etwas Schminke

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