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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ohne Verbitterung oder aufgesetzte Empfindsamkeit sagen; nach den Worten aus seinem Munde zu urteilen, schienen die zwei Tage des schleichenden Todes nur noch eine Frage der richtigen Planung.
    In diesem Sinne entgegnete Dubornos: »Wenn wir so schwer sind, dann reißen die Nägel raus.«
    »Das wäre dann allerdings das erste Mal, und die Prätorianer haben in diesen Dingen mehr Erfahrung, als sich auch nur irgendeiner von uns vorstellen mag. Als Unterlegscheiben, also um das Gewicht besser zu verteilen, benutzen sie quadratische Stücke aus Pinienholz und schlagen die Nägel erst dann zwischen die Knochen des Unterarms. Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass sie halten werden.«
    »Aber je schneller der Tod eintritt, desto größer der Schmerz.«
    »Nein. Das heißt, eigentlich ja - aber darum habe ich Euch ja auch dies hier mitgebracht …«
    Der kleine Beutel, den er nun von seinem Gürtel abnahm, war aus altem, von Wind und Wetter gegerbtem Rehleder und wurde mit einer schmalen Zugschnur aus geflochtenem, tiefrot gefärbtem Leinen verschlossen. Über diesen Beutel liefen gestelzt wirkende, von der Seite dargestellte Figuren, die mit blauer und gelber Tinte aufgemalt waren. Einige konnte man als Menschen erkennen, die meisten jedoch nicht. »Alexandrinisch«, erklärte Xenophon und zwängte mit einem geübten Ruck die Beutelöffnung auf, ganz so, wie er es vermutlich auch mit dem Mund eines Patienten tun würde. »Auch die Pharaonen wussten, was es bedeutete, den Weg nach Hause aus den Augen zu verlieren - und ihn in vollkommener Dunkelheit wiederfinden zu müssen.« Er zog zwei zusammengerollte Weinblätter hervor, beide mit dem gleichen roten Leinenband zusammengebunden wie der Beutel. Auseinander gewickelt enthielten die Blätter ein fein gemahlenes Pulver, und zwar ungefähr so viel, wie in eine hohle Hand passen würde.
    Vorsichtig hielt er eines der Weinblätter in der ausgestreckten Hand, weit entfernt von dem Sog seines Atems. »Jedes dieser Blätter enthält eine Mischung aus Belladonna, Opium und Eisenhut. Das eine schwächt das Herz, das andere betäubt, wie Ihr wisst, die Schmerzen des Körpers und den Verstand, und das dritte erzeugt eine langsam einsetzende Lähmung der Beine. Wenn Eure Beine Euer Gewicht nicht mehr tragen können, dann wird der Zug an Euren Armen und an Eurem Herzen umso größer, und dann tritt, mithilfe der Belladonna, der Tod wesentlich schneller ein. Das Opium, richtig dosiert, löst die Seele und trägt sie aus dem Körper hinaus. Keiner dieser Stoffe ist in ausreichender Menge vorhanden, um den sofortigen Tod zu bewirken - das kann ich nicht verantworten, es sei denn, ich hegte den Wunsch, Euch beim Sterben Gesellschaft zu leisten. Aber so weit geht meine Verehrung für Euren Geist und Euer Herz dann allerdings doch nicht. Dennoch, die Dosierung ist so hoch, wie ich es irgend verantworten kann. Das Opium wird seine Wirkung schon recht schnell entfalten, die anderen Ingredienzien erst langsamer. Bei Einbruch der Nacht aber werdet Ihr bereits bei Euren Göttern weilen, das kann ich Euch garantieren.«
    Es war ein Geschenk von unschätzbarem Wert - das sie aber nicht guten Gewissens annehmen konnten. Dubornos spürte, wie sein Mund plötzlich trocken wurde. »Xenophon, das ist zu viel. Schon für Eure Fürsorge um uns während der letzten vierzehn Tage stehen wir in Eurer Schuld. Aber Ihr dürft Euch nicht selbst in Gefahr bringen.«
    Der alte Mann legte seine Schätze auf der Pritsche ab, lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Schon mit meiner bloßen Anwesenheit hier habe ich mich in Gefahr gebracht. Aber wenn Ihr das hier schluckt, ehe sie Euch holen kommen, und wenn Ihr die leeren Weinblätter unter der Liege versteckt, gut verborgen vor den Augen der Wachen, dann sollte sich das Risiko nicht wesentlich vergrößern. Nehmt es mit meinem Segen. In den Flaschen ist batavisches Bier, und man hat mir versichert, dass das genau nach barbarischem Geschmack sei. Wenn Ihr also das eine mit dem anderen vermischt, dann schmeckt das auch nicht schlechter, als wenn Ihr das Bier allein trinkt.«
    Xenophon presste die Lippen aufeinander und hatte die Augen zu Schlitzen verengt, so als ob er in die Sonne blicken würde. Bei einem weniger distinguierten Mann hätte man vielleicht denken können, dass er weinte.
    Dubornos nahm die ihm angebotene Flasche entgegen. »Danke«, sagte er, »in diesem Fall nehmen wir das Geschenk an.« Dann wandte er sich mit

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